Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Naturwunder des Bartschtals (+Audio)

Will man den August noch einmal nutzen, um ‘raus ins Grüne zu fahren und ein bisschen Natur zu erleben, muss man gar nicht lange suchen. Fährt man mit dem Auto von Breslau aus etwa 60 km in nord-östliche Richtung, stößt man auf die Bartsch (Barycz). Man befindet sich nun inmitten des Landschaftsschutzparks Bartschtal.

 

Die Natur zeigt an diesem Ort ihre ganze Schönheit. Foto: wikipedia.org

 

Egal, ob man dem Flussverlauf Richtung Osten oder Westen folgt, man trifft auf eine Teichlandschaft – die Militischen Teiche. Dort kann man 170 der etwa 300 Vogelarten im Bartschtal beim Nisten und morgendlichen Aufsteigen beobachten oder ihren Gesängen zuhören. Mit einer Fläche von 7500 ha ist es das größte ornithologische Reservat Polens. Vogelfreunde können auf eine der dreistündigen Fotosafaris die Vogelwelt der Teiche und anderer Teile des Bartschtals erkunden. Die Touren mit der Pferdekutsche werden vom Touristen- und Bildungszentrum in Hammer-Sulau angeboten.

 

Doch auch andere wilde Tiere und Pflanzenarten, wovon sogar 14 durch die europäische Flora-und-Fauna-Habitat-Richtlinie geschützt sind, fühlen sich an den Teichen und in anderen Gebieten des Tals wohl. Bei dieser Artenvielfalt ist es kein Wunder, dass die Militischen Teiche zu den „Living Lakes“ gehören, einem internationalen Netz aus Seen. Die „Living Lakes“ zeichnen sich durch ihre hohe Biodiversität in und um die Seen herum aus. Dieser Name ist nur Wenigen ein Begriff, doch berühmte Vertreter sind zum Beispiel das Tote Meer oder der Victoria See.

 

 

 

 

Einfallsreichen Mönchen zu verdanken

Dass die Natur an diesem Ort ihre Schönheit in voller Gänze entblößt, macht es einem schwer zu glauben, dass die Teiche menschlichen Ursprungs sind. Entlang der Bartsch hatte der Abbau von Raseneisenstein die Gegend im 13. Jh. in eine dem Mond ähnliche Kraterlandschaft verwandelt. Die einfallsreichen Mönche des Zisterzienserordens bauten Deiche, um die 2-3 Meter tiefen Becken mit Wasser der Bartsch zu füllen. Die Größe der Seenplatte hat sich im Laufe der Zeit von 15.000 ha auf die Hälfte reduziert. Doch noch heute ist sie die größte vom Menschen geschaffene Teichlandschaft Mitteleuropas.

Auch wirtschaftlich hat die Region den Mönchen einiges zu verdanken. Die von ihnen begonnene Karpfenzucht war wegen der alljährlichen Fastenzeit sehr ertragreich und entwickelte sich zum Aushängeschild der Region. Heute fängt die für die Karpfenzucht zuständige Gesellschaft Stawy Milickie S.A. jährlich etwa 2.000 Tonnen Fisch. Wer mehr über die Geschichte der Fischerei erfahren möchte, sollte dem Fischereimuseum in Hammer-Sulau einen Besuch abstatten. Auch wie der Fischfang praktisch funktioniert, kann dort an einem Schauteich beobachtet werden. Das Museum gehört zu dem vor wenigen Jahren eröffneten Touristen- und Bildungszentrum.

 

Etwas für Klein und Groß
Wer das Tal per App auf einem der neu entstandenen Rad- oder Wanderwege erkundet hat, kann den anschließenden Hunger sowie die Neugier auf die Spezialitäten der Region im dazugehörigen „Gospoda ośmiu ryb“ (Wirtshaus zu den acht Fischen) stillen. Natürlich findet man dort viel Fisch auf der Karte, vor allem den berühmten Karpfen, doch es ist auch etwas für Vegetarier oder Fleischliebhaber dabei. Wer sich von der Anstrengung mit einem Nickerchen erholen oder einfach nur einen Tag länger die Schönheit des Bartsch-Tals genießen möchte, den beherbergt das Vier-Sterne-Hotel Naturum mit großer Freude. Man muss auch nicht tief in den Wald eindringen, um ein paar Tiere zu Gesicht zu bekommen. Im naheliegenden Freigehege lassen sich allerlei Nutztiere aus Polen bestaunen. Kleine Kinder können sich auf einem Abenteuerspielplatz, große Kinder dank des Kajakanlegers auf der Bartsch selbst austoben.

 

Wie im Märchenwald

Westlich der Teiche und südlich des Dorfes Nesigode stößt man auf ein anderes Naturreservat, die Nesigoder Sümpfe (Olszyny Niezgodzkie), in denen sich ganze Erlenwälder erstrecken. Ihre Unzugänglichkeit erweckt ein Gefühl der Unberührtheit. Die schaurigen Formen können leicht mit jedem Märchenwald aus den Erzählungen der Gebrüder Grimm mithalten.
Die anderen Teile des Bartschtals, wie zum Beispiel die übrigen drei Reservate Radziądz, Wzgórze Joanny und Wydymacz, bestehen aus Mischwäldern, in denen alle Arten von Laub- und Nadelbäumen wachsen, deren unangefochtene Königin jedoch die Kiefer ist. Also egal, ob man Vogelfreund, Radfahrbegeisteter, Wanderer, Kajakfahrer, Kulinarier oder einfach nur vom Alltagsstress genervt ist – ab ins Bartschtal und ‘rein in die Natur.

 

 

Justus Niebling

Show More