Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Nein zu Gymnasien

Die bisherige Bildungsministerin Kluzik-Rostkowska sieht keinen Sinn in den Reformen der PiS.
Die bisherige Bildungsministerin Kluzik-Rostkowska sieht keinen Sinn in den Reformen der PiS. Foto: Ryszard Hołubowicz-Wikipedia

Das polnische Schulsystem gehört nicht zu den besten in Europa und wird auf Schritt und Tritt kritisiert. Verschiedene Gruppierungen fordern immer wieder Reformen, die aber die Lage – so meinen vor allem die Lehrer – noch eher verschlechtert als verbessert. Nun kündigt die Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) eine weitere Reform an.

 

Vor 15 Jahren wurde das bis dahin bekannte Schulsystem in Polen von Grund auf reformiert. Es wurden Gymnasien eingeführt, die seitdem eine Zwischenstufe zwischen den Grund- und weiterführendne Schulen bilden. Und eben diese sind vielen ein Dorn im Auge, denn in den Gymnasien lernten nach Meinung der Kritiker Schüler in einem für sie “schwierigen Alter”, weshalb viele vor einem verstärkten Konfliktpotenzial in dieser Stufe warnten.

Die Reform wurde aber nuneinmal eingeführt und die Komunen als Träger der Schulen haben sich auf die neue Realität eingestellt. Nicht selten wurden neue Schulgebäude errichtet, Lehrpläne erarbeitet und Lehrer eingestellt. Das so sehr kritisierte neue System wurde also angenommen und Kritik in den letzten Jahren immer wieder abgeschmettert, denn die in den letzten acht Jahren regierende Bürgerplattform (PO) wollte nicht wieder eine ganzheitliche Reform des Schulwesens beginnen.

Nach der Parlamentswahl weht der Wind nun aber aus einer anderen Richtung und einzelne Politiker der PiS sagen bereits jetzt, dass die Schulreform beschlossene Sache sei, die auch so schnell wie möglich in Angriff genommen werden solle. Dabei kann von einer Reform nicht die Rede sein, denn der PiS geht es darum, das vorherige Modell mit einer achtklassigen Grundschule wiedereinzuführen, wonach sich dann die Schüler für eine Ober- oder Berufsschule  entscheiden können. Eine Zwischenstufe gäbe es einfach nicht. Dieser Gegenreform soll nach Meinung der PiS für die Kommunen keine zusätzlichen Kosten verursachen und auch Lehrer würden ihre Jobs nicht verlieren.

Lehrer und Gemeinden sind da aber ganz anderer Meinung. Die einen befürchten, dass bei der heutigen niedriegen Geburtenrate nach der Wiedereinführung der “alten” Grundschulen Entlassungen aus den jetzigen Gymnasien unumgänglich seien. Die anderen, also die Bürgermeister, haben Angst vor den Mehrkosten der Einführung der Reform und davor, dass die Reform bereits ab dem nächsten Schuljahr greifen soll. Zwar sei, so verlautbaren Medien, die PiS einer Volksbefragung in dieser Angelegenheit nicht abgeneigt, doch bei einer absoluten Mehrheit im Parlament und einem aus den eigenen Reihen stammenden Staatspräsidenten, kann die Partei diese Reform jederzeit durchführen. Nur ob sie wirklich den Schülern dienen wird, ist eine andere Frage.

Rudolf Urban

 

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