Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Neues dazugelernt

Morgen (26.06.2021) findet die Jahresversammlung der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien statt. Wir haben mit Rafał Bartek, dem Vorsitzenden der SKGD, wir über das vergangene Jahr und die folgenden Monate für die deutsche Minderheit gesprochen.

 

Das Jahr 2020 war coronabedingt sehr schwierig. Trotzdem kam die Arbeit der SKGD nicht zum Erliegen. Worauf sind sie besonders stolz?

 

Das war wegen der Pandemie kein leichtes Jahr, trotzdem war es für uns auch ein Jubiläumsjahr. Wir haben uns die Feierlichkeiten zum 30. Jubiläum der SKGD zwar ganz anders vorgestellt, mit vielen Events, Konzerten und Veranstaltungen, aber nach dem Start im Februar konnten wir das so nicht mehr in der Form umsetzen wie wir das gerne hätten, mit Publikum usw. Umso mehr freut es mich, dass es gelungen ist durch verschiedene andere Projekte aber auch neue Formen dieser Initiativen auf das Jubiläum aufmerksam zu machen. Es waren Publikationen über die letzten 30 Jahre, oder online-Projekte wie das virtuelle Museum, in dem wir digital einen Teil unserer Geschichte festhalten können. Ich freue mich auch über jede Aktivität in den Ortsgruppen, Gemeinde- und Kreisvorständen, die in dem schwierigen Jahr stattgefunden haben. Ich freue mich über die Online-Konzerte, die teilweise mehr Empfänger hatten als es live möglich gewesen wäre.  Das hat gezeigt, dass wir auch Projekte alternativ umsetzen und dazulernen können, was wir als Erfolg dieses nicht einfachen Jubiläumjahres ansehen können. Dafür bin ich unseren Mitgliedern sehr dankbar.

 

Wie gestärkt oder doch geschwächt geht die Minderheit aus der Pandemie raus?

 

Es ist jetzt noch zu früh das einschätzen zu können. Gestärkt sind wir in dem Sinn, dass wir neue Arbeitsmethoden gelernt haben, z.B. die schon erwähnten online-Konzerte oder online-Treffen mit Strukturen. Daran hätten wir früher gar nicht gedacht, dabei war es ganz nützlich, weil wir uns treffen und Informationen weiter geben konnten ohne reisen zu müssen. Das haben wir einige Male gemacht, nichtsdestotrotz freuen wir uns nun auf alle Live-Veranstaltungen.

Wir merken gleichzeitig, dass trotz der Öffnungen die Ängste bleiben. Dabei ist es verständlich, dass manche, die selbst erkrankt oder nahestehende Personen an Corona verloren haben, immer noch Bedenken haben an einer Präsenzveranstaltung teilzunehmen. Wir müssen also abwarten, wie sich die gesamten letzten Monate auf die Lebendigkeit der einzelnen Ortsgruppen niederschlagen wird.

Was mich in den letzten Wochen positiv gestimmt hatte, war die Vielzahl der Protokolle von den Jahresversammlungen, die nun nachgeholt wurden. Das hat gezeigt, dass viele DFKs, als es möglich wurde, ihre Versammlungen, vielleicht im kleineren Rahmen, doch organisiert haben und das ist ein wichtiges Zeichen: Man schließt etwas ab, um nach vorne schauen zu können. Was uns da aber im Herbst oder Winter erwarten wird können wir heute natürlich nicht sagen, vor allem wenn man bedenkt, dass die Impfzahlen nicht gerade überwältigend sind. Wie sich Corona auf die Minderheit als Gesellschaft ausgewirkt hat, können wir also erst sagen, wenn die Pandemie vorbei ist.

 

Worauf freuen sie sich als Vorsitzender und die SKGD im kommenden Jahr?

 

Ich glaube, wir haben in der letzten Zeit viele neue Aufgaben auf uns genommen. Ob es das Forschungszentrum, das Dokumentations- und Ausstellungszentrum oder Lernraum.pl sind. Wir sollten stolz sein, dass diese neuen Initiativen auf den Weg gebracht werden konnten und so etwas institutionelles entstanden ist. Das hat uns in den letzten Jahren sehr gefehlt, weil vieles von rein ehrenamtlichem Engagement abhängig war. Dieses ist zwar wichtig, aber wir wissen, dass dadurch manches verloren gehen kann, wenn die Nachfolge nicht geregelt ist. Durch die neuen Institutionen können wir manches professionell bearbeiten. Und das gibt eine gute Position für die Zukunft.

 

Das Gespräch führte Rudolf Urban

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