Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Nur die Glocke erklingt weiterhin

 

Um 1880 galt das Dorf Rösnitz im Landkreis Leobschütz, mit seiner fast städtisch anmutenden, ausgebauten ländlichen Infrastruktur, als eines der reichsten in der Gegend. In der Ortschaft funktionierten eine Brennerei, Wasser-, Wind- und Ölmühlen. Die evangelische Kirche, deren Ruine immer noch steht, wurde im Jahr 1580 gebaut. Nur ihre Glocke überlebte den Verfall und erklingt heute in der westfälischen Nicolaikirche der Gemeinde Vorhelm.

 

 

So sah die Kirche vor ihrer Zerstörung aus.
Foto: www.zapomnianedziedzictwo.pl

 

 

Eine Kirche als Ruine? In Schlesien eigentlich undenkbar. Das traurige Schicksal des Rösnitzer Gotteshauses hatte aber einen bestimmten Grund: Es war eine evangelische Kirche. Der Krieg zerstörte nicht nur das Gebäude, sondern auch die evangelische Pfarrgemeinde vor Ort. „Kraft der Beschlüsse der alliierten Siegermächte musste nämlich die große Mehrheit der hier seit Generationen lebenden Lutheraner 1946 wegen ihrer deutschen Nationalität die Heimat verlassen. Die neuen polnischen Einwohner kamen aus den polnischen Ostgebieten und waren katholisch“, schreibt Dawid Smolorz auf der Internetseite www.zapomnianedziedzictwo.pl. Natürlich waren sie an dem Wiederaufbau einer evangelischen Kirche nicht interessiert und 1980 wurde dann im Ort endlich eine katholische Kirche gebaut. Da war es aber um das evangelische Rösnitzer Gotteshaus geschehen: es blieben nur ein paar Wände.

 

 

Wechselvolle Geschichte

 

Urkundlich erwähnt wurde der Name Resenitz im Jahr 1335. Das Dorf wurde wahrscheinlich von Siedlern aus Franken gegründet. Es erlebte, wie viele Ortschaften in Schlesien, eine wechselvolle Geschichte. Im Jahr 1422 wurde im gesamten Herzogtum Troppau Tschechisch als Amtssprache eingeführt. Lokalen Überlieferungen zufolge war das Dorf schon um das Jahr 1526 fast komplett von Protestanten bewohnt. Nach dem Frieden von Berlin im Jahr 1742 fiel Rösnitz an Preußen und erst seit jenem Jahr konnte die evangelische Bevölkerung ihre Religion frei ausleben. 1807 wurde das evangelische Gotteshaus feierlich eingeweiht. Von weitem sah man die zwiebelförmige Kuppel der Kirche. Anders als in katholischen Kirchen konnten hier die Gläubigen während des Gottesdienstes auch auf mehrstöckigen Emporen Platz nehmen. „Da die Gemeinde Dörfer umfasste, die auf beiden Seiten der traditionellen Sprachgrenze lagen, wurden hier Gottesdienste und Predigten auf Deutsch und Tschechisch abgehalten“, informiert Dawid Smolorz. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die deutschen Bewohner ausgesiedelt. Das war das Ende der evangelischen Prostestanten in Rösnitz.

 

So sieht die Rösnitzer Kirche heute aus.
Foto: Wikipedia/Ralf Lotys

 

Kreis der Geschichte

Es gab bereits Versuche, die Rösnitzer Kirche wiederaufzubauen. Mit ehemaligen Rösnitzern aus Deutschland wurde Kontakt aufgenommen. Doch bisher hat es mit dem Wiederaufbau nicht geklappt. Der Grund ist einfach: Er würde ein Vermögen kosten. Ein kleiner Trost ist die Tatsache, dass der Kirchenglocke das traurige Schicksal der Rösnitzer Kirche erspart blieb. Sie hängt heute in der Nicolaikirche in Vorhelm, wo nach dem Zweiten Weltkrieg viele aus Rösnitz vertriebene Familien ihre neue Heimat gefunden haben.

 

Anna Durecka

 

„Vergessenes Erbe” ist ein Projekt des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit. Mehr dazu unter www.zapomnianedziedzictwo.pl/de

 

 

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