Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Auf den Spuren der alten Allensteiner Zeitung

 

 

Die Ermländisch-Masurische Abteilung der Gesellschaft der polnischen Journalisten in Allenstein organisierte zu Ehren ihres Patrons die Tage von Seweryn Pieniężny. Er war in der Zeit von 1918 bis 1939 Chefredakteur der früheren polnischsprachigen Gazeta Olsztynska. Im Rahmen der Pieniężny-Tage gab es einen Spaziergang auf den Spuren seiner Zeitung.

 

Hier befand sich einst die Druckerei der Familie Harich, die die deutschsprachige Allensteiner Zeitung herausgab.
Foto: Uwe Hankamp

 

Es gibt nur wenige Punkte im Stadtzentrum von Allenstein, die mit der heutigen Gazeta Olsztyńska verbunden waren. „Die erste Nummer erschien am 16. April 1886, damals saß die Redaktion an der Richtstraße 76“, erklärte Rafał Bętkowski vom Museum der Moderne des Städtischen Kulturzentrums Allenstein, der den Spaziergang leitete und seinerzeit das Gebäude auf dem Katasterplan gefunden hatte, „direkt daneben, an der Richtstraße 75, befand sich übrigens die Druckerei der Familie Harich, die die deutschsprachige Allensteiner Zeitung herausgab.“ Dort wurden die ersten 24 Ausgaben der einmal wöchentlich erscheinenden Gazeta Olsztyńska gestaltet. Redakteur war der Gründer Jan Liszewski, 1891 übernahm sein Schwager Seweryn Pieniężny senior diese Aufgabe, der die Auflage und die Häufigkeit der Erscheinens erhöhte.

 

Damals befand sich die Redaktion bereits im so genannten „Haus des Bürgermeisters“ am Marktplatz, das auf den Gründer Allensteins Johannes von Leysen zurückgehen soll. Dort wurde am 25. Februar 1890 Seweryn Pieniężny junior geboren. Von 1893 bis 1920 wurde die Zeitung im Haus Unterkirchenstraße 12 unterhalb der Jakobskirche redigiert und gedruckt, ab 1920 in einem Gebäude am Fischmarkt. Der Nachbau dieses Gebäudes beherbergt heute als Filiale des Museums von Ermland und Masuren das „Haus der Gazeta Olsztyńska“.

Dort können Besucher Genaueres zur Zeitung, aber auch zum polnischen Schulwesen im Deutschen Reich erfahren. Denn sowohl der Vater als auch der Sohn Pieniężny setzten sich für die polnische Minderheit und ihre Sprache im damaligen Deutschen Reich ein. Seweryn Pieniężny junior, der 1918 die Redaktion der Gazeta Olsztyńska übernahm, engagierte sich sehr intensiv vor der Volksabstimmung im Jahr 1920, als die Zeitung das Propagandaorgan der polnischen Seite wurde. Gedruckt wurde das Blatt übrigens auf Maschinen deutscher Produktion von einem Fabrikanten in Würzburg.

 

Die deutschsprachige Zeitung im gleichen Zeitraum war ab 1881 die „Allensteiner Zeitung“, die schon 1841 als „Allensteiner Kreisblatt“ erschienen war. Herausgeber war Karl-Heinrich Harich, dessen Sohn Ernst später diese Aufgabe übernahm, die Zeitung dann aber 1923 an ein Konsortium verkaufte. Zwar steht von dieser Familie noch die Villa Harich, heute das Restaurant „Casablanca“, doch von den Druckereien weder der Harichs noch der Pieniężnys ist noch etwas zu finden.

Seweryn Pieniężny und seine Zeitung bekamen im Deutschen Reich, besonders nach 1933 Schwierigkeiten, das Blatt wurde im Juli 1933 für zwei Wochen suspendiert. Die letzte Ausgabe erschien am 31.08.1939, am 1. September wurde der Betrieb geschlossen, am 7. September Pieniężny verhaftet und am 24.02.1940 im KZ Hohenbruch bei Memel erschossen. Das Verlagsgebäude wurde gesprengt, die Gerätschaften zur „Allensteiner Zeitung“ geschafft. Nach 1945 blieb von diesem Verlag ebenfalls nichts mehr. Es konnten aber noch Lettern gerettet werden, mit denen – Ironie des Schicksals – noch 1970 die erste Ausgabe der neuen Gazeta Olsztyńska gedruckt wurde.

 

Uwe Hahnkamp

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