„Neue deutsche Akzente“ – mit dieser Lesereihe stellt die Deutsche Sozial-Kulturelle Gesellschaft in Breslau (DSKG) ganz besondere Autoren und ihre Bücher vor. Es handelt sich dabei um sogenannte Migrantenliteratur.
Mit der Lesereihe „Neue Deutsche Akzente“ hat die Deutsche Minderheit in Breslau bereits im April und Mai dieses Jahres viele Besucher angezogen. „Wir wollen neue und frische, multikulturelle Literatur aus Deutschland vorstellen. Die Autoren, die wir einladen, sprechen mehr als eine Sprache und fühlen sich in mehr als einem Land und einer Kultur zu Hause. Die Sprache, in der sie schreiben, ist das Deutsche“, sagt Daria Leduck, die ifa-Kulturmanagerin bei der DSKG und meint damit die sogenannte „Migrantenliteratur“. Ein noch recht neuer Begriff, der Literatur von Autoren bezeichnet, die in ein fremdes Land migriert sind – in der Literaturforschung ist der Begriff nicht unumstritten, da er einzig die Migration fokussiert.
„Ein großer Erfolg“
Nicht unumstritten ist auch das Werk eines Migranten-Schriftstellers aus Israel, denn Tomer Gardi hat sein Buch „Broken German“ in unkorrektem Deutsch verfasst. Und während die Jury beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2016 diskutierte, ob ein solcher Text überhaupt zulässig sei, waren für Daria Leduck die orthographischen und grammatischen Fehler in Gardis Roman ein guter Grund, ihn zur Lesung nach Breslau einzuladen. „Das Buch ist unheimlich witzig. In jedem Fall ist es ein Experiment mit der deutschen Sprache, was das Buch sehr lesenswert macht“, sagt Leduck. „Die Lesung mit Gardi war ein großer Erfolg, genau wie die Lesung mit Katja Petrowskaja“, fügt sie hinzu. Katja Petrowskaja, eine Schriftstellerin mit ukrainischen Wurzeln, stellte im historischen Barockhaus der Stiftung OPPENHEIM ihren preisgekrönten, deutschsprachigen Roman „Vielleicht Esther” vor, der eine Spurensuche im Osteuropa des 20. Jahrhunderts und eine faszinierende Familiengeschichte verbindet.
Fortsetzung
Nach kurzer Sommerpause wird die Lesereihe „Neue Deutsche Akzente“ nun fortgesetzt. Bereits am 30. Juli stellte die in der Türkei geborene Yade Kara ihren Roman “Selam Berlin” vor, der die Geschichte des zwischen Istanbul und Berlin hin- und hergerissenen Hasan erzählt und für den sie 2004 den Deutschen Bücherpreis für das beste Debüt erhielt.
Am 24. August wird der Autor Artur Becker zu Gast sein. Becker, 1968 in Bartenstein (Bartoszyce), Masuren, geboren und wohnhaft in Deutschland, schreibt in seinen Romanen, Erzählungen, Gedichten und Essays mit Vorliebe über Menschen, die in Deutschland und Polen ihre Heimat haben. Zu seinen bekanntesten Werken zählen: “Wodka und Messer. Lied vom Ertrinken”, “Die Zeit der Stinte” und der Essayband “Kosmopolen” (benannt nach dem gleichnamigen Kulturverein kosmopolen.org ). Artur Becker ist ebenfalls als Übersetzer und Musiker erfolgreich.
Marie Baumgarten