Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Der ruhende Pol der Passenheimer

Annerose Neumann vor der Ziegelwand am Eingang zur Passenheimer Kirche Foto: Uwe Hahnkamp
Annerose Neumann vor der Ziegelwand am Eingang zur Passenheimer Kirche
Foto: Uwe Hahnkamp

Mit Annerose Neumann, der Tochter des letzten deutschen Pastors Ernst Burdach der evangelischen Gemeinde in Passenheim (Pasym), sprach Uwe Hahnkamp.

 

Wir stehen hier vor der Kirche in Passenheim, wo in diesen Tagen das 625-jährige Jubiläum der Kirche gefeiert wird. Wie sind Sie mit dieser Gemeinde verbunden?

 

Mein Vater Ernst und mein Großvater Otto waren beide hier Pfarrer. Pastor Otto Burdach amtierte von 1903 bis zu seinem frühen Tod 1907 in Passenheim. Meine Großmutter Helene, geborene Pilsky, stammte hier aus der Region und sprach auch noch Masurisch – meine Eltern sprachen es aber nicht mehr. Pastor Ernst Burdach war von Ende Oktober 1937 bis Januar 1945 in der evangelisch-augsburgischen Gemeinde in Passenheim tätig. Die Geschichte der Burdachs in Passenheim endete mit dem letzten Gottesdienst am 21. Januar 1945, danach musste mein Vater hier weggehen.

 

In Ihrem Beitrag zum jetzigen Jubiläumsheft haben Sie erwähnt, dass Ihr Vater Ernst Burdach in der Bekennenden Kirche, kurz BK, aktiv war. Wie sah das aus?

 

Er war seit 1934 aktiv und war lange im Leitungskreis des ostpreußischen Bruderrates der BK. Zu Beginn seiner Amtszeit in Passenheim saß er fünf Wochen im Gefängnis. Es ging dabei um eine Auseinandersetzung mit der Amtskirche über eine Kollekte für die BK, die er gesammelt hatte und nicht sollte. Der Gemeindekirchenrat von Passenheim, das damals ein Kirchspiel mit 5.400 Mitgliedern in 25 Ortschaften war, folgte ihm übrigens und bekannte sich ebenfalls zur BK.

 

Sie selbst kennen die Tätigkeit Ihrer Eltern in jener Zeit nur indirekt. Wie haben Sie ihre Unterstützung für ihre Pfarrkinder nach Krieg und Vertreibung wahrgenommen?

 

Ich weiß, dass mein Vater lange Zeit nach dem Krieg Briefe von Passenheimer Gemeindemitgliedern gesammelt hat, die in ganz Deutschland verteilt waren, und dabei geholfen hat, dass sich hiesige Familien dort wiedergefunden haben. Einige Jahre nach dem Krieg war er eine Art Zentrale für diese Briefe, die übrigens heute noch existieren, ein ruhender Pol für die Passenheimer, die er so zusammengehalten hat.

 

Hat Pastor Ernst Burdach sich für die deutsch-polnischen Beziehungen engagiert?

 

Ja. Mein Vater war der Meinung, das nationalsozialistische Deutschland habe den Krieg begonnen und verloren sowie furchtbares Leid in die Welt gebracht. Er war sehr für die Versöhnung mit Polen, mit dem neuen Staat, und für die Anerkennung der neuen Situation.

 

Wann und wie war Ihre erste Begegnung mit Passenheim und der heutigen Gemeinde?

 

Ich war zum ersten Mal vor 25 Jahren zum 600-jährigen Jubiläum hier, zusammen mit meiner Mutter und meiner Schwester Anorthe, die noch hier geboren wurde. Das berührt mich heute noch. Damals waren wir mit drei Kindern hier; und diesmal habe ich meine Tochter und deren Kinder mit dabei, die dann auch sehen können, wo ihre Familie herkommt. Es ist eine sehr freundliche Aufnahme in der Gemeinde und bei der Familie Dadaj, vor allem aber beim jetzigen Pastor Witold Twardzik und seiner Familie, die über die ganzen Jahre den Kontakt zu uns aufrecht erhalten haben. Die Burdachs bleiben Passenheim also weiterhin verbunden.

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