Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Deutschsprachige Presse in Polen

 

Die ersten Zeitungen im Gebiet des heutigen Polens erschienen in deutscher Sprache. Sie entstanden ab den 1620er-Jahren in Breslau, Stettin und Danzig. Ihre Titel waren “Wöchentliche Zeitungen aus unterschiedlichen Orten” oder “Bericht aus Pommern”. Seit dem frühen 17. Jahrhundert werden kontinuierlich deutschsprachige Periodika in den Landstrichen zwischen Ostsee und Hoher Tatra herausgegeben.

 

Foto: Eine Ausgabe der Arbeiterstimme aus dem Jahr 1956 Foto: Archiv der Internationalen Medienhilfe (IMH)

 

 

 

Bis 1945 existierten mehrere tausend Zeitungen und Zeitschriften mit unterschiedlicher Erscheinungsdauer. Dazu gehörten beispielsweise das “Intelligenz-Blatt für das Großherzogtum Posen”, die Fachzeitschrift “Anzeiger der Akademie der Wissenschaften in Krakau”, das aus heutiger Sicht lustig betitelte Magazin “Der fromme Naturkundige” oder die “Bialystoker Zeitung” weit im Osten. Auch für spezielle religiöse Gemeinschaften innerhalb der deutschsprachigen Bevölkerung gab es besondere Publikationen wie etwa das “Jüdische Volksblatt” oder die “Mennonitischen Blätter”.

 

 

Ende des Krieges – Ende der Medien?

Das Ende des Zweiten Weltkriegs und die damit einhergehende Vertreibung der meisten Deutschen aus dem Osten bedeutete natürlich auch für die deutschsprachige Presse eine große negative Zäsur. In den meisten ehemals deutschen Gebieten wurde Deutsch verboten, nicht aber z.B. in Teilen Niederschlesiens. Zwischen 1951 und 1958 durfte die staatlich gelenkte Zeitung “Arbeiterstimme” erscheinen – für einige Jahre sogar als Tageblatt. Sie wandte sich auch mit Lokalseiten und Regionalausgaben an die u.a. in Niederschlesien und Ermland-Masuren lebende deutsche Minderheit. 1957 soll die Auflage der “Arbeiterstimme” bei 27.000 Exemplaren gelegen haben. Das Aus für die Zeitung kam, weil die Regierung durch sie eine zu große Stärkung der übrig gebliebenen deutschen Volksgruppe befürchtete.

Ein erneuter Versuch, eine Minderheitenpublikation zu gründen, wurde erst 1985/86 unternommen. Edward Vogelgesang aus der Nähe von Stettin schrieb dafür hoffnungsvoll an Barbara Jaruzelska, die Ehefrau des Staats- und Parteichefs Wojciech Jaruzelski. Sie war Germanistik-Dozentin und die Tochter einer deutschstämmigen Schlesierin. Doch anstatt Verständnis und die Erlaubnis für die geplante Zeitschrift mit dem Titel “Unsere Muttersprache” zu bekommen, wurde er zur Ausreise gedrängt.

 

 

Neuanfang Ende der 80er-Jahre

Der Untergang des kommunistischen Systems und der Beginn der Demokratie in Polen war eine weitere Zäsur für die deutsche Kultur – diesmal selbstverständlich eine positive. Gleich im Juni 1990 publizierten Minderheitenvertreter eine Wochenzeitung in Oppeln. Anfänglich trug sie die Namen “Oberschlesische Nachrichten” und “Oberschlesische Zeitung”. Von 1995 bis 2011 lautete der Titel “Schlesisches Wochenblatt”. Heute heißt sie kurz “Wochenblatt.pl” und ist die bedeutendste Publikation von und für die deutsche Minderheit. Als Extraleistung liegt der Zeitung in jeder zweiten Ausgabe die “Oberschlesische Stimme” bei, die ihrerseits seit Dezember 1989 zunächst als eigenständige Zeitschrift der Deutschen in der damaligen Woiwodschaft Kattowitz erschienen ist, bevor sie 2008 zur Beilage des Wochenblattes wurde.

Daneben gibt es im ganzen Land zahlreiche Zeitschriften, Mitteilungsblätter, Gemeindebriefe und Jahrbücher auf Deutsch. Ihre Zielgruppen und Erscheinungsorte sind sehr unterschiedlich. Für deutschsprachige Katholiken erscheinen spezielle Veröffentlichungen in Oppeln, Krakau und Breslau. Die niederschlesische Großstadt Breslau bietet ebenfalls einen evangelischen Gemeindebrief, das Minderheitenmagazin “Niederschlesische Informationen” und mehrere Publikationen des örtlichen Germanistik-Instituts. Fachzeitschriften von und für Germanisten publizieren nahezu alle größeren polnischen Universitäten. Junge Leser werden ebenso mit Lesestoff versorgt u.a. von Minderheitenverbänden: für Jugendliche gibt es die Zeitschrift “Antidotum” und für Kinder das Magazin “Keks”.

Neben Schlesien ist die Woiwodschaft Ermland-Masuren eines der Haupterscheinungsgebiete deutschsprachiger Periodika. Allein in der Bezirkshauptstadt Allenstein werden drei monatliche Zeitschriften von und für die dortigen Deutschstämmigen herausgegeben: seit 1990 die “Masurische Storchenpost”, seit 1994 das “Mitteilungsblatt der deutschen Minderheit in Ermland und Masuren” sowie seit 2003 die “Allensteiner Nachrichten”.

Insgesamt hat sich ab 1990 wieder eine beachtliche Presseszene entwickelt. Nach Untersuchungen der Internationalen Medienhilfe (IMH), dem Verband der deutschsprachigen Medien weltweit, gibt es in Polen momentan rund 100 Zeitungen und Zeitschriften auf Deutsch. Im “Handbuch der deutschsprachigen Presse im Ausland” aus dem IMH-Verlag findet man weitere Informationen.

 

Björn Akstinat/IMH/ru

 

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