Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Ein Vierteljahrhundert VdG!

Beim „Tag der offenen Tür“ konnte das Publikum ein vielgestaltiges Kulturprogramm sehen. Foto: Łukasz Biły.
Beim „Tag der offenen Tür“ konnte das Publikum ein vielgestaltiges Kulturprogramm sehen. Foto: Łukasz Biły.

Viele Glückwünsche anlässlich des erfolgreichen letzten Vierteljahrhunderts, aber auch viele Reflexionen über die Zukunft brachten am Wochenende in Oppeln die Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen des Verbandes deutscher Gesellschaften (VdG) und des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages. Nach einem Gottesdienst und einem Konzert in der Oppelner Philharmonie wurde auch ein „Tag der offenen Tür“ vor dem Amphitheater angeboten.

 

Der Gottesdienst, der am 3. September um 16:00 Uhr in der Oppelner Kathedrale begann, fand gemäß dem katholischen und evangelischen Glaubensbekenntnis der Mitglieder der deutschen Minderheit ökumenisch statt. Hauptzelebrant war der Bischof von Oppeln Andrzej Czaja. „Die Angehörigen der deutschen Minderheit haben schon immer die deutsche Kultur in ihrem Herzen getragen, zugleich aber setzten sie auf Versöhnung und freundschaftliche Zusammenarbeit im Geiste des 1991 unterzeichneten Nachbarschaftsvertrages“, sagte Czaja zu den Versammelten in der Kathedrale. In seinen Worten erinnerte der Bischof an die tapferen Aktivisten der deutschen Minderheit, die nach all den Verboten, ihr Deutschsein in der Volksrepublik Polen zu manifestieren, die heutigen deutschen Strukturen in Polen aufgebaut haben. „Diesen Menschen gebührt ein Dank für ihre Aufopferung, so auch Ihnen, Herr Gaida“, wandte sich Czaja an den VdG-Vorsitzenden. Der Geistliche knüpfte auch an die während des Gottesdienstes verlesene Passage aus dem Paulus-Evangelium an. Er rief die Mitglieder der Minderheit dazu auf, dass sie, wie in den Worten des Evangeliums, „einander ertragen und einander vergeben, vor allem aber einander lieben”. Als größte Herausforderung für die Zukunft der Deutschen in Polen bezeichnete der Bischof vor allem das Bildungswesen, denn „es ist die Grundlage einer jeden Kultur”.

 

71. Geburtstag

 

Zum Anlass für umfassendere Ansprachen wurde kurz nach dem Gottesdienst ein Konzert in der Oppelner Philharmonie. Den Musikteil boten die Oppelner Philharmoniker dar, indem sie gemäß dem Tagesthema – deutsche Kultur – Werke von deutschsprachigen Meistern, darunter Strauß, interpretierten. Im Mittelpunkt standen allerdings die Ansprachen von Bernard Gaida, des deutschen Botschafters in Polen Rolf Nikel, des Minderheitenbeauftragten der deutschen Bunderegierung Hartmut Koschyk und des Marschalls der Woiwodschaft Oppeln Andrzej Buła. „Ich möchte hier unterstreichen, dass wir heute 25 Jahre VdG, der Hauptorganisation der deutschen Minderheit in Polen, feiern. Wir feiern hingegen nicht den 25. Geburtstag der Deutschen Minderheit selbst, denn heute ist eigentlich ihr 71. Geburtstag“, erinnerte Bernard Gaida in Anknüpfung daran, dass die Geschichte der jetzigen deutschen Minderheit in Polen bereits nach der Angliederung ehemaliger deutscher Ostgebiete an Polen begann und nicht erst mit der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages im Jahr 1991.

 

Gaida knüpfte an die Zeit der Umsiedlungen und Vertreibungen sowie die für die Deutschen schwierige Zeit Volkspolens an, in der sie „zunächst physisch und später kulturell unterdrückt wurden”. Erst der deutsch-polnische Nachbarschaftsvertrag schuf das Fundament für die Gründung offizieller deutscher Organisationen in Polen. Diese waren so zahlreich, dass es nötig wurde, einen Dachverband einzusetzen – zunächst den Zentralrat der Deutschen, welcher später zum VdG umgestaltet wurde. Die Mitglieder der im VdG zusammengeschlossenen deutschen Organisationen sind – so würdigte Gaida – „schon immer stolz gewesen auf das Vermächtnis ihrer großen Vorfahren wie Hauptmann, Eichendorff und Grass, doch auch mit ihrem eigenen Wirken haben sie tausende Verträge über gute Nachbarschaft ins Leben gerufen”. Der Vorsitzende erinnerte auch an den Brief des polnischen Staatspräsidenten Andrzej Duda, der im Mai dieses Jahres sich bei der deutschen Minderheit für „die Vermehrung des kulturellen Reichtums Polens” bedankte.

 

Unersetzlicher Partner

 

Auch der Botschafter Rolf Nikel lobte die Errungenschaften der deutschen Minderheit in Polen: „Die deutsche Minderheit ist in meinen Augen ein sehr wichtiger Teil der polnischen Gesellschaft und sie spielt auch für Deutschland eine ebenso wichtige Rolle. Hoch lebe die deutsch-polnische Freundschaft, für die Sie eine wirklich große Bedeutung haben“, sagte der Botschafter. Nikel übermittelte den Anwesenden in der Philharmonie auch einen herzlichen Gruß vom Schirmherrn des VdG-Jubiläums – dem deutschen Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier. Ebenfalls prominente Grüße ergingen an die Versammelten von Hartmut Koschyk – es waren die besten Glückwünsche von der Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem Bundesinnenminister Thomas de Maizière. In seiner eigenen Ansprache lobte Koschyk den VdG als eine Organisation, die eine wichtige Rolle im Auftrag der deutschen Minderheit in Polen erfüllt: „Der VdG hat eine wesentliche Rolle in der Fortführung und Umsetzung des deutsch-polnischen Dialogs. Und Sie sind im Rahmen dieser Aufgabe ein unersetzlicher Partner für die deutsche Bundesregierung“, stellte Koschyk fest. Der Minderheitenbeauftragte rief aber auch dazu auf, die gegenwärtige Tätigkeit nicht aufzugeben, sondern „nach wie vor aktiv und kreativ im Bereich gemeinsamer Projekte zu wirken”. Aber auch aktuelle Themen fehlten in der Ansprache Koschyks nicht. So kündigte der Politiker eine Fortführung der deutsch-polnischen Rundtischgespräche an und rief zu einem „konstruktiven Dialog der polnischen Regierung und der Stadtväter Oppelns mit der deutschen Minderheit bezüglich der Vergrößerung der Stadt” auf. Auch wenn „die Stadtvergrößerung eine interne Angelegenheit des polnischen Staates ist, wäre ein konstruktiver Dialog dennoch im Geiste des deutsch-polnischen Vertrags über gute Nachbarschaft wünschenswert”, so Koschyk.

 

Im Rahmen des Konzerts wurden Verdienten um die deutsche Minderheit, darunter Renata Zajączkowska und Hartmut Koschyk, zudem Auszeichnungen überreicht.

 

Gemeinsame Unterhaltung

 

Letzter Punkt des Jubiläums war ein „Tag der offenen Tür”. Dieser begann am 4. September um 12 Uhr: „Dass hier neben dem Nationalen Zentrum des polnischen Liedes (NCPP) auch deutsche Musik ertönen darf, ist ein Zeugnis dafür, was seit der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrages vollbracht werden konnte“, betonte Bernard Gaida vor den versammelten Gästen. Auf der Bühne vor dem NCPP präsentierten sich neben deutschen Kulturgruppen aus ganz Polen auch polnische wie z.B. die energische Band „Pech” aus Oppeln. Nicht gefehlt haben auch junge und begabte deutsche Solosängerinnen wie Zuzanna Herud und Monika Krzenzek aus Allenstein. Mit Tänzen begeisterten wiederum Mitglieder der deutschen Minderheit z.B. aus Liegnitz und Tworkau. Als Begleitprogramm hatte der VdG auch Infostände mit Präsentationen über charakteristische Projekte und Produkte der deutschen Minderheit angeboten. Präsentiert haben sich dabei u.a. Deutsche Miro Fußballschulen, die Samstagskurse sowie kleine Holzkunstwerke aus der Drehbank von Richard Donitza.

 

Łukasz Biły

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