Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Erinnerung statt Namen

Das Denkmal in Guttentag erinnert sowohl an deutsche als auch polnische Opfer. Foto: Bernard Gaida
Das Denkmal in Guttentag erinnert sowohl an deutsche als auch polnische Opfer. Foto: Bernard Gaida

Ungefähr 59 Kriegsopfern – sowohl Deutschen als auch Polen – wurde in Guttentag ein neues Denkmal gewidmet. Das Denkmal, das an einem früher ungezeichnetem Massengrab aufgestellt ist, bliebt aber namenlos, weil sich „das Ausmaß der Tragödie nicht an den bekannten Namen und Zahlen messen lässt“.

 

Prominente Gäste, sowohl aus der deutschen Minderheit, als auch der polnischen lokalen Verwaltung, hatten bei der Einweihung des neuen Guttentager Denkmals am Sonntag ihren Beitrag geleistet. Zu Ehren der Kriegsopfer haben Delegationen Kränze sowohl in deutschen, lokalen, als auch in polnischen Farben niedergelegt.

 

Tatsächlich war die Veranstaltung in Guttentag ein Gedenken verschiedener Nationalitäten. Von den 59 Todesfällen der Kriegsjahre 1939 und 1945, die der lokale Pfarrer in seiner Chronik festhielt, handelte es sich um 34 deutsche Soldaten sowie 18 deutsche Zivilisten, aber auch 6 polnische Gefallene. Die zweisprachigen Tafeln, die man einem Gedenkkreuz beigefügt hat, beinhalten aber keine Namen, denn wie der Redner an diesem Tag, Bernard Gaida, sagte, „ geben die bekannten Namen und Zahlen das wahre Ausmaß der Guttentager Tragödie nicht wieder“. Stattdessen erinnert nur eine Inschrift daran, dass sich an diesem Ort ein Massengrab von Zivilisten und Soldaten befand.

 

Doch mit der Ehrung polnischer Opfer endet der einende Charakter der Initiative nicht. Nicht nur haben die DFK-Mitglieder aus Guttentag das Denkmal selber gespendet, man hat auch Kränze am Denkmal polnischer und sowjetischer Soldaten niedergelegt – eine Geste die wahrlich ins Konzept des deutsch-polnischen Bischofsbriefes „Wir vergeben und bitten um Vergebung“ passt. Für Pfarrer Peter Tarliński, der das Denkmal geweiht hat, sind Veranstaltungen wie die in Guttentag besonders wichtig, man tue damit etwas für die Menschen die „nicht mal ein anständiges Begräbnis hatten, die in Massengräbern einfach mit Erde zugeschüttet wurden“. Das 70-jährige Jubiläum des Kriegsendes bietet Gelegenheit dazu, an all diese Menschen zu erinnern, doch „es erinnert uns auch daran, wie grausam der Mensch sein kann“, so Tarliñski, der auch auf die heutige Gewalt, beispielsweise die Terroranschläge von Paris, aufmerksam machte.

 

Doch das Aufstellen des Guttentager Denkmals soll nur der Anfang der dortigen Gedenkkultur sein. Bernard Gaida wandte sich beispielsweise an die Bürgermeisterin von Guttentag mit einem Appell, dass man die neue Gedenkstätte nicht sich selber überlassen sollte. Schulgruppen sollen das Denkmal pflegen und einerseits den Gefallenen die Ehre erweisen, andererseits auch etwas über die lokale Geschichte lernen.

 

Auf ähnliche Gesten wie in Guttentag warten noch viele andere tote Soldaten und Zivilisten, die in der Woiwodschaft Oppeln in Massengräbern begraben sind. Schätzungen zufolge warten noch allein die sterblichen Überreste von mehreren tausend Kriegsopfern auf ein würdiges Begräbnis.

 

Łukasz Biły

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