Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Gute Praktiken nicht über Bord werfen

Den Apell an das Bildungsministerium befürwortete die in der Region regierende Koalition aus Deutscher Minderheit, Bürgerkoalition und Bauernpartei.
Foto: UMWO

Am Dienstag (28.05.) hat das Oppelner Regionalparlament (Sejmik) einen Apell angenommen, das auf die aktuellen Probleme mit dem Deutschunterricht an Grundschulen in der Region hinweisen soll. Der Apell soll dazu beitragen, konstruktive Gespräche dazu mit dem Bildungsministerium aufzunehmen.

 

Seit einem Jahr steht das Thema Deustchunterricht in den Klassen 7 und 8 der Grundschule im Fordergrund. Es geht dabei darum, ob Schüler in diesen Klassen fünf Deutschstunden wöchentlich haben können, oder zwischen zwei bzw. drei wählen müssen. Grund dafür ist eine Gesetzesintrepretation des Bildungsministeriums, das die bisherige Praxis über Bord wirft.

 

Alleinstellungsmerkmal

Bislang konnte Deutsch in den letzten Grundschulklassen (vor der Reform in den damals bestehenden dreijährigen Gymnasien) sowohl als Minderheiten- als auch als Fremdsprache unterrichtet werden und so kam man auf eben fünf Unterrichtsstunden in der Woche. Die seit letztem Jahr veröffentlichte Gesetzesinterpretation soll ab diesem Jahr für alle Grundschulen gelten und bedeutet. dass die Schüler sich entscheiden müssen, ob sie weiterhin die Minderheitensprache mit drei Unterrichtsstunden besuchen wollen und eine weitere Fremdsprache wählen, oder eben Deutsch nur noch als Fremdsprache lernen, dann aber mit nur zwei Stunden in der Woche.

Für die Deutsche Minderheit, die erst seit knapp 30 Jahren in Polen anerkannt ist, ist eine solche Heransgehensweise ein Rückschritt in der Belebung der deutschen Sprache in der Oppelner Region. Darauf weist auch der von der Deutschen Minderheit zur Abstimmung eingebrachte Apell hin. Darin heißt es: “Seit dieser Zeit nutzen die Mitglieder der deutschen Minderheit, aber auch alle anderen bewohner der Region der Möglichkeit die deutsche Sprache in unterschiedlicher Form zu lernen. Kenntnnisse der deutschen Sprache sind ein Alleinstellungsmerkmal dieser Region, dank dessen sich hier auch Wirtschaftszweige entwicklen konnten, die eben auf Deutschkenntnissen der Menschen basieren”.

 

Apell um Gespräche

Diese unterschiedlichen Formen des Deustchunterrichts, die seit vielen Jahren gute Praxis im polnischen Bildungssystem sind, werden nun aber, wie die Deutsche Minderheit unterstreicht, über Bord geworfen. “Die Entscheidungsgremien in Warschau achten nicht darauf, was hier schon an Arbeit geleistet wurde und welche guten Ergebnisse damit erreicht werden konnten”, sagt Rafał Bartek, Vorsitzender der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien und zugleich Chef des Oppelner Regionalparlaments. Die Oppelner Deutschen haben daher bereits mehrmals die Entscheidung des Bildungsministeriums kritisiert und legten eine Reihe von Rechtsgutachten vor, die belegen sollen, dass das Bildungressort mit seiner Interporetation irrt. Bislang wurde aber kein Umdenken erreicht, der Apell soll daher ein weiterer Schritt sein. “Wir erhoffen uns, dass das Ministerium sich doch noch einmal an das Thema heranwagt und überlegt die positiven Erfahrungen der polnischen Verwaltung nicht in den Müll zu werfen, sondern aus ihnen zu schöpfen, um das Bildungssystem für die Minderheiten noch besser zu machen”, meint Rafał Bartek.

Den Apell befürworteten neben den Abgeordneten der Deutschen Minderheit auch ihre Koalitionspartner von der Bürgerkoalition und der Bauernpartei PSL. Dagegen stimmten Vertreter der Partei Recht und Gerechtigkeit. der Apell wird nicht nur an Regeirungschef Mateusz Morawiecki und das Bildungsminiterium versendet, sondern auch an Oppelner Sejmabgeordnete sowie die Komunen in der Woiwodschaft Oppeln. Ob allerdings erneut Gespräche zwischen der Deutschen Minderheit und dem Bildungsministerium aufgenommen werden, ist ungewiss, da das Ressort erst ein Jahr nach der Veröffentlichung der kontroversen Interpretation zu einem Treffen mit der Minderheit bereits war. Die Ergebnisse, über die wir in der Ausgabe Nr. 20 berichteten, sind allerdings für die Deutsche Minderheit nur ein erster Schritt zum Kompromiss.

Rudolf Urban

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