Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Im Schatten des Altvaters

In unserer Reihe besuchten wir bereits den Altvater, damals mit der steilen Route durch das Tal der Weißen Oppa. Das Dach des Altvatergebirges ist jedoch so interessant, dass es mehr als einen Ausflug wert ist.

 

Der Roterbergsattel mit den fünf in den Jahren 1903-1935 gebauten Berghütten
Foto: Łukasz Malkusz

 

Unsere Wanderung beginnen wir diesmal auf dem Roterbergsattel, einem Bergpass durch den die Landesstraße 44 von Mährisch Schönberg (Sumperk) nach Freiwaldau (Jesenik) führt. Er bildet gleichzeitig die historische Grenze zwischen Mähren und Schlesien. Von beiden Seiten verlangt die Strecke höchste Konzentration, denn die steile Straße führt uns bis auf 1012 Meter hoch. Umso einfacher wird aber nachher der Spaziergang selber.

 

Wanderziel seit 150 Jahren

Der Pass war bereits im 19. Jahrhundert sehr populär, damals entstanden hier mehrere Gasthöfe. 1903 kaufte der Mährisch-Schlesische Sudetengebirgsverein (MSSGV) einen davon und funktionierte ihn in ein Zentrum für Wanderer und Skifahrer um. Das reichte jedoch nicht – in den Jahren 1910 und 1917 baute der MSSGV zwei weitere Berghütten dazu. Nach 1918 wurde hier auch der Klub der Tschechoslowakischen Touristen aktiv, der hier 1929 und 1935 Berghütten baute. Mit fünf Herbergen wurde der Rote-Berg-Pass zu einem der meistbesuchten Ausflugsziele in den Sudeten. Die Berghütten haben den Zweiten Weltkrieg überstanden und funktionieren bis heute. Neben ihnen befindet sich ein großer Parkplatz, den vor allem im Winter tausende Besucher nutzen. In den Sommermonaten ist es etwas ruhiger, man sollte problemlos einen Platz finden.

 

Hinauf zur ältesten Berghütte

An unser Ziel führen uns zwei Wanderrouten – die rote und die blaue. Egal, welche wir auswählen, es dauert zwischen 2 und 2,5 Stunden, bis wir oben ankommen. Der blaue Weg ist angenehmer und viel sanfter, der rote dafür interessanter und führt über den Gipfel des Katzensteins sowie durch auf 1150 Metern liegende Torfmoore. Beide Routen schließen sich 10 Minuten vor der Berghütte Schweizerei auf 1304 Metern wieder zusammen.

Bereits im 18. Jahrhundert stand hier das Knoblochhaus. Anfangs diente es nur Schäfern, immer öfter aber übernachteten hier auch Wanderer. Schließlich beschloss die Familie Liechtenstein aus Groß Ullersdorf (Velke Losiny), der die Gegend gehörte, hier eine Berghütte zu bauen. Diese wurde 1887 fertig und war damit die erste im Altvatergebirge. Mit kurzen Pausen dient sie Touristen schon seit 132 Jahren. Die Umgebung der Schweizerei ist auch ein guter Aussichtspunkt auf die Gipfel des Altvatergebirges.

Zurück zum Parkplatz dauert es von hier 1,5 bis 2 Stunden. Wer jedoch noch Kräfte hat, kann sich auf den Gipfel des Altvaters begeben. Nach oben führt uns erst der rote und dann der blaue Wanderweg. Der Anstieg ist nicht schwer, die 187 Meter Höhenunterschied sind auf eine weitere 90 Minuten lange Wanderung verteilt. Der Abstecher kann also mit Rückkehr und Besuchen der Aussichtsplattform gute 3 Stunden in Kauf nehmen. Bei schönem Wetter ist dies aber zu erwägen, denn der Gipfel bietet Ausblicke auf das Tatra-Gebirge bis hin zum Riesengebirge.

Je nach Variante dauert der gesamte Ausflug also zwischen vier und sieben Stunden. Die Strecke ist nicht steil, aber eine gewisse Ausdauer ist diesmal erforderlich. Die Mühe ist es aber auf jeden Fall wert, denn neben wunderschönen Ausblicken lernt man auch die Geschichte des Tourismus in den Ostsudeten kennen.

 

 

Łukasz Malkusz

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