Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Kaiser Wilhelm wird zum Buhmann

Foto 1: Eine der Hauptattraktionen des Traktes in das kaiserliche Schloss von Wilhelm II Foto: Radomil/Wikimedia Commons.
Foto 1: Eine der Hauptattraktionen des Traktes in das kaiserliche Schloss von Wilhelm II Foto: Radomil/Wikimedia Commons.

Seit 2005 ist der sogenannte „Königlich-Kaiserliche Trakt“ der touristisch-architektonische Höhepunkt in Posen. Selten hat eine Innenstadt in Polen so viele Sehenswürdigkeiten in unmittelbarer Nähe der Innenstadt wie die Hauptstadt von Großpolen. Doch wie es sich herausstellt, ist die deutsche Anspielung im Namen des Programms manchen Lokalpolitikern ein Dorn im Auge.

 

„Wenn die Menschen in der Welt von einem königlich-kaiserlichen Trakt hören, sind sie natürlich neugierig, was das für Kaiser waren, mit denen Posen so verbunden ist. Das ist eine touristische Idee, die schon attraktiv sein kann“, sagt das Ratsmitglied von Posen Professor Antoni Sztuciński. Das dachte sich auch vor zehn Jahren die Stadtverwaltung von Posen, als sie den „Königlich-Kaiserlichen Trakt“ ins Leben gerufen hat. Eine offizielle Straßenbenennung ist der Trakt nicht, eher – wie der stellvertretende Stadtpräsident Mariusz Wiśniewski sagt – „eine Idee, die die Sehenswürdigkeiten der Stadt attraktiver machen soll.“ Wie auf den Internetseiten von Posen zu lesen ist, ist der Trakt ein Sammelbegriff, für alle Sehenswürdigkeiten, die sich in unmittelbarer Nähe der Posener Innenstadt befinden.

 

Zu sehen gibt es in Posen so manches. Eine besonders reiche Vergangenheit hat die Stadt, die eine wichtige Rolle in der Geschichte Polens, Deutschlands, wie auch Frankreichs spielte. Hier residierten polnische Könige, wie auch eine Zeit lang Kaiser Napoleon, aber auch die preußischen Herrscher. Daher der Name des Programms „Königlich-Kaiserlicher Trakt“. Alle drei Völker der Posener Geschichte haben besonders in der Innenstadt architektonische Meisterwerke hinterlassen, die das heutige Poznań zu einem der beliebten Touristenziele machen. Bekannt in ganz Europa ist zum Beispiel das Kaiserschloss, das der deutsche Kaiser Wilhelm II. persönlich Anfang des 20. Jahrhunderts erbauen ließ.

 

Doch wie es aussieht, ist besonders dieser Teil der Geschichte Posens einigen polnischen Lokalpolitikern ein Dorn im Auge: „Auf einer der Ausschusssitzungen des Posener Stadtrates meinten Ratsmitglieder aus konservativen politischen Kreisen, man solle sich mit diesem Teil der Geschichte nicht brüsten. Am besten man würde den Namen des Traktes verändern“, sagt Lokaljournalistin Anna Skoczek. Wie sie berichtet, ist vor allem das „Kaiserliche“ an dem Namen zum Angriffsziel der Lokalpolitiker geworden. Kaiser Wilhelm sei den Ratsmitgliedern zufolge „der Kopf der preußischen Besatzungsmacht“, den man nicht zu einem Wahrzeichen der Stadt erheben sollte. Laut Anna Skoczek sei die Diskussion nicht neu. Schon bei der Einweihung des Programms gab es Diskussionen darüber, wie der Trakt heißen soll. Schon damals hieß es, er solle nur „königlich“ sein, um nur auf die polnischen Könige und nicht auf den deutschen Kaiser aufmerksam zu machen.

 

Durchsetzen werden sich die konservativen Ratsmitglieder wohl nicht: „Im Moment gibt es keine Chance, dass der Name geändert wird, er bleibt königlich-kaiserlich“, so Anna Skoczek. Die Frage ist nur: wie lange? Im Moment hat im Posener Stadtrat die liberale Bürgerplattform die Mehrheit. Es kann gut sein, dass sich das nach den Selbstverwaltungswahlen 2018 unter einer konservativen Regierung ändert.

 

Łukasz Biły

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