Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Katholikin mit schönstem Köpfchen

Religionslehrerin, Schönheitskönigin und amtierende Miss Germany Lena Bröder ist 1989 in Göttingen geboren Foto: missgermany.de_Filipe Ribeiro
Religionslehrerin, Schönheitskönigin und amtierende Miss Germany Lena Bröder ist 1989 in Göttingen geboren
Foto: missgermany.de_Filipe Ribeiro

Mit der Religionslehrerin Lena Bröder, die amtierende Miss Germany ist, sprach Norbert Nieslony.

Wie ich las, hatten Sie schon früher Erfolge bei Schönheitswettbewerben. Verraten Sie uns, was der Auslöser für ihren Einstieg ins „Schönheitsgeschäft“ war? Oft kommt der Ansporn ja aus der Familie. Wie war das bei ihnen?

Das was bei mir auf gar keinen Fall so, dass mich irgendwer dazu gedrängt hat. Bei einem Aufruf im Internet habe ich einmal spontan mitgemacht und da hat es mir so viel Spaß gemacht, dass sich das über Jahre fortgeführt hat.

Inwiefern haben Ihre Erfolge und dass sie jetzt Miss Germany sind, ihr Leben verändert? Wahrscheinlich haben sie mit dem Gedanken gespielt, dass sie vielleicht Miss Germany werden und jetzt sind sie es plötzlich…

Ich sag mal so, ich habe nicht das große Ziel gehabt unbedingt Miss Germany zu werden. Ich wollte eigentlich nur einmal beim Finale dabei sein. Zum Finale ist man mit allen Finalistinnen drei Wochen lang unterwegs, in Spanien, im Vorbereitungscamp, dem Miss Germany Camp, und dort wollte ich einfach dabei sein, genauso, wie bei der Finalen Show. Das war eigentlich mein Ziel und das hatte ich ja schon erreicht indem ich mich fürs Finale qualifiziert habe.

Wenn man sechs Jahre für etwas arbeitet, immer dran bleibt, auch mal Niederlagen einstecken muss und man es dann doch irgendwann schafft – das ist natürlich eine Riesenfreude. Dementsprechend dankbar war ich, dass ich überhaupt dabei sein durfte.

Sie haben ja bald, am 6. September, Geburtstag. Es wird ja einem bei solchen Anlässen gewünscht, 100 Jahre alt zu werden. Hat Ihnen vielleicht mal jemand gewünscht, dass sie Miss Germany werden?

Ja natürlich, meine Oma. Sie ist Ende 2014 gestorben, sie hat mir das immer gewünscht. Sie hat immer gefragt: „Warum bist du nie da, beim Finale?“ Sie war auch mein größter Fan. Meine Familie auch. Aber meine Oma war da ganz besonders.

Sie können sich vorstellen, dass die Tatsache, dass Sie Religionslehrerin und nun Miss Germany sind, die eigentliche Sensation ist. Man könnte fast sagen, es passt nicht wirklich zusammen. Arbeiten Sie jetzt noch in der Schule?

Ich habe mich jetzt für ein Jahr beurlauben lassen, weil das zeitlich überhaupt nicht mehr machbar ist. Und tatsächlich wundert es mich eigentlich selber, dass so viel Resonanz und Interesse an der Kombination besteht. In Interviews und auf Veranstaltungen bekomme ich mit, dass die Sache mit der Miss Germany, die auch Religionslehrerin ist, für viele nicht zusammen passt. Auf der anderen Seite finden es viele bewundernswert. Ich habe ein Buch über diese Kombination von Religionslehrerin und dem Titel Miss Germany geschrieben („Das Schöne in mir – mit Glaube zum Erfolg“. Anmerkung der Red). Der Herder-Verlag in Deutschland zeigte Interesse daran.

Oh, Überraschung!

Das hat bisher auch noch keine Miss Germany gemacht, einfach mal ein Buch geschrieben. Das ist auch eine Besonderheit für uns alle. Und wenn es klappt, dann wollen wir es dem Papst überreichen.

Ich habe hier die Zeitung „Christ der Gegenwart“ liegen. Darin ist ein Artikel in dem der Psychiater Manfred Lütz erklärt, dass das Problem der Kirche nicht die Kirchensteuer sei, auch nicht die Sexualität oder das Zölibat und auch nicht die Frauen. Das Problem der Kirche ist, dass die Leute nicht mehr an Gott glauben.

Sie haben in dem Bereich Erfahrung, weil sie Kinder an diese Themen heranführen. Könnten sie beurteilen, wie sich die Gläubigkeit der Deutschen in den nächsten 10 bis 15 Jahren entwickeln wird?

Es ist halt generell schwierig weil die Kinder von heute gar nicht mehr den Zugang dazu haben, wie wir ihn damals hatten. Das liegt aber auch sehr viel am Elternhaus. Der Stellenwert der Kirche ist einfach nicht mehr so groß wie ich ihn damals erlebt habe. Mir geht es im Unterricht darum, überhaupt erst mal den Zugang zu schaffen, weil viele ein religiöses Grundwissen gar nicht mehr haben. Letztendlich kann ich keinen bekehren, ich kann keinen zwingen irgendwas zu glauben. Das Recht habe ich auch nicht, aber wenigstens sollten die Kinder sich mal damit auseinandersetzten und einen Einblick bekommen.

Können sie uns verraten welche Hobbys sie haben?

 

Ich habe gar nicht so viele Hobbys, da man im Lehrerberuf gar nicht so viel Freizeit hat. Ich betreibe seit 20 Jahren Reitsport. Wir haben auch eigene Pferde, aber Zeit zum Reiten habe ich nur noch sehr selten.

Sind sie ein Bücherwurm?

Ja, ich bin noch so aufgewachsen, dass ich viel gelesen habe. Das war meiner Mama auch sehr wichtig. Dementsprechend haben wir, also meine drei Schwestern und ich, jemals Probleme mit dem Lesen und der Sprache gehabt. Das ist das, was heute leider etwas verloren geht, eben das Interesse an Büchern. Ich lese auch heute noch gerne.

Haben Sie ein Lieblingsbuch?

Die Rättin“ von Günther Grass. Im Studium musste ich für katholische Religion viele Sachbücher lesen. Doch jetzt ist mir das lesen von Sachbüchern doch zu anstrengend geworden.

Haben Sie einen Lieblingsspruch, der Sie auf Ihrem Weg begleitet?

Also eine Lebensweisheit von mir wäre, das man sich an den kleinen Dingen im Leben erfreuen sollte, um quasi das wahre Glück zu finden. Ich freue mich über kleine Dinge. Das ist ganz, ganz wichtig, weil man so das eigentliche Glück gefunden hat.

Wir Deutschen in Polen freuen uns für Sie – Miss Germany. Ich wünsche ihnen weiterhin viel Erfolg und Glück auch im privaten Leben und danke für das Gespräch.

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