Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Marcel Kittel zieht nach Polen-Rundfahrt positive Bilanz

Das Peloton erreicht  Kattowitz.  Foto: Johannes Rasim
Das Peloton erreicht Kattowitz.
Foto: Johannes Rasim

Seit 2011 gehört die Zielankunft in Kattowitz (Katowice) zum Programm der Tour de Pologne, und auch in Zukunft soll es nach Meinung der Organisatoren dabei bleiben. Aus dem erwarteten Sieg des Sprinterstars Marcel Kittel auf der Zielgrade wurde allerdings nichts. Trotzdem zog der Radprofi eine positive Bilanz nach der Polenrundfahrt.

 

Johannes Rasim

 

 

Nach dem Sieg am 2. August in der ersten Etappe der Tour de Pologne in Warschau waren sich alle Experten einig, dass der Star des deutsch-niederländischen Teams Giant-Alpecin auch die nächsten beiden Flachetappen mit Zieleinkünften in Dombrowa (Dąbrowa Górnicza) und Kattowitz für sich entscheiden wird. Der größte Favorit auf den Gesamtsieg war für die Experten der Lokalmatador Michał Kwiatkowski vom belgischen Radsportteam Etixx-Quick Step – der amtierende Weltmeister Kwiatkowski versprach auch seinen Fans sowohl bei den Flachetappen, als auch in den drei Bergetappen alles zu geben, um nach dem Zeitfahren in Krakau ganz oben auf dem Podest zu stehen. Während Kwiatkowski tief enttäuscht bei der Tour leer ausging, konnte Marcel Kittel zumindest seine Minimalziele erreichen, denn neben einer Etappe konnte der 27-jährige Thüringer auch das Grüne Trikot des besten Sprinters gewinnen.

 

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Die letzte Bergetappe in der Hohen Tatra war eine aufreibende Hitzeschlacht. Fotos: Johannes Rasim

Hitze und Stürze

Doch mindestens genauso wichtig war es unbeschadet die Polenrundfahrt, die seit 2005 zum Rennkalender der so genannten UCI Pro Tour gehört, zu überstehen. Bereits bei der ersten Etappe kam es beinahe zu einer Kollision mit dem Australier Caleb Ewan vom Orica GreenEDGE-Team, der die letzte Kurve vor der Zielgerade zu schnell anging und den Boden sogar mit seinem Knie berührte. Caleb Ewan war es auch, der beim Hinausbeschleunigen auf der Zielgerade in Dombrowa zum Sturz kam – die Folge war ein schwerer Massensturz bei Tempo von etwa 60 Stundenkilometern von mehreren Dutzend Fahrern. Kittel selbst touchierte den gestürzten Australier, kam aber nicht zu Fall. Etappengewinner wurde der Italiener Matteo Pelluchi vom schweizerischen Rennstall IAM Cycling, der allerdings beim Hinausbeschleunigen Kittel bedrängte. Alle Proteste des zweitplazierten Kittel halfen nichts und die Rennkommission entschied nach kurzer Untersuchung, dass Matteo nicht distanziert wird.
In Kattowitz triumphierte erneut Pelluchi und Kittel fuhr auf einen enttäuschenden siebten Platz über die Ziellinie. Der Sprinterstar aus Thüringen bekam auf den letzten Kilometern zu wenig Unterstützung von seinen Teamkollegen, die durch den Massensturz am Vortag stark gebeutelt waren, und war zum Schluss auf sich alleine gestellt. Auch die Verfolgung der Ausreißergruppe hatte zu viel Kraft gekostet. Sicherlich haben die beiden Beinahestürze bei den ersten beiden Etappen geboten, mehr auf Sicherheit zu fahren, schließlich stehen noch wichtige Rennen auf dem Terminkalender in diesem Jahr, vor allem die Spanienrundfahrt Vuelta a España und die Weltmeisterschaft in Richmond in den USA. Für Kittel, der bereits die Tour der France wegen einer Virusinfektion auslassen musste, wäre das ein weiterer großer Rückschlag in diesem Jahr.

 

“Sprints sehr speziell”

 

Marcel Kittel gab auch in Kattowitz bereitwillig seinen Fans Autogramme und stand der Presse Rede und Antwort, über den Rennausgang unter dem Spodek schreibt Kittel auf seiner Internetseite: „Selbst das eigens aufgelegte 55er-Kettenblatt hat heute nicht mehr gereicht, um in diesem 80-km/h-Bergabsprint noch um den Sieg mitsprinten zu können. Da hätte ich schon 100 km/h fahren müssen, um die fehlenden Meter gutzumachen. Meine Position war einfach zu schlecht, nachdem ich mein Team heute kurz vor Schluss verloren hatte. Ich habe noch versucht, mich allein nach vorn zu arbeiten, war aber am Ende noch zu weit hinten. Die Sprints hier sind sehr speziell. Da muss einfach alles passen. Und nachdem mich gestern der Sturz im Finale ausgebremst hatte, hat heute unser Timing nicht gepasst.“

 

Marcel Kittel gab seinen Fans bereitwillig Autogramme. Foto: Johannes Rasim
Marcel Kittel gab seinen Fans bereitwillig Autogramme.
Foto: Johannes Rasim

Schwer an Erfolge anzuknüpfen
Zum Sieger der diesjährigen Tour de Pologne wurde übrigens der 26-jährige Baske Jon Izagirre Insausti vom spanischen Movistar Team. Mit dem Gewinn einer Etappe der Polenrundfahrt und des Grünen Trikots konnte Marcel Kittel zumindest Schadensbegrenzung betreiben. In der laufenden Saison wird es für Kittel schwer, an sein erfolgreichstes Jahr 2011 anzuknüpfen. Damals konnte Kittel insgesamt 17 Siege feiern. Alleine bei der Polenrundfahrt, die Ende Juli/Anfang August stattfand, gelangen ihm vier Etappensiege. Die Saison 2011 war somit die erfolgreichste Saison eines Neuprofis in der Geschichte des Radsports. Zwei Zieleinkünfte bei der Tour de Pologne 2011 gab es übrigens in Oberschlesien, und zwar in Kattowitz und in Teschen (Cieszyn). Nach Aussage des Direktors der Polenrundfahrt Czesław Lang, wird es bei nur einer Zielankunft in Kattowitz, sowie Bergetappen in der Hohen Tatra bleiben. Die Wiederaufnahme des Hirschberger Tals in den Streckenverlauf der Polenrundfahrt ist zumindest für das kommende Jahr nicht vorgesehen. Noch in den Jahren 2003 bis 2005 war Krummhübel (Karpacz) Zielort dreier Etappen der Rundfahrt. Im Jahre 2012 wurden sogar vier der sieben Etappen in Schlesien ausgetragen: Zu den einzelnen Stationen gehörten damals Krummhübel, Hirschberg (Jelenia Góra), Waldenburg (Wałbrzych), Oppeln (Opole), Kędzierzyn-Koźle (Kandrzin-Cosel), Teschen und Kattowitz.

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