Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Mehr Deutsche zeigen Sympathie für Polen

Eine wachsende Zahl von Deutschen verbindet mit Polen vor allem „Tourismus“ und „Kultur“. Die Polen wiederum denken zumeist an Krieg. Die aktuellen Ergebnisse des „Deutsch-Polnischen Barometers“ wurden am 4. Juni veröffentlicht.

 

Erstmals seit Erscheinen der Studie zeigen mehr Deutsche Sympathie für die Polen als Polen Sympathie für die Deutschen.
Quelle: Deutsch-Polnisches Barometer 2020

 

Das „Deutsch-polnische Barometer“ versucht zu ergründen, wie es um die Nachbarschaftsbeziehungen bestellt ist – und das bereits seit 20 Jahren. Auffallend beim Barometer 2020: Erstmals seit Erscheinen im Jahr 2000 zeigen mehr Deutsche Sympathie für die Polen (55 Prozent) als Polen Sympathie für die Deutschen (42%). Für viele Deutsche steht das Nachbarland vor allem für schöne Landschaften und Ostsee. 29 Prozent aller Assoziationen der Deutschen zum Thema Polen beziehen sich auf den Tourismus.

Das Klischee von der „Polnischen Wirtschaft“ spielt laut Studie in deutschen Köpfen kaum noch eine Rolle. Nur vier Prozent der befragten Deutschen assoziieren Polen mit Unordnung und Kriminalität. Nur sieben Prozent der Befragten in Deutschland nannten Stichwörter wie Krieg, Ghetto oder Auschwitz.

Insgesamt bewerten die deutschen Befragten das Land Polen positiver als noch 2018. Aber immer noch hat die Hälfte der Deutschen keine beziehungsweise eine zwiespältige Meinung zu Polen.

 

Polen ist politisch gespalten

Dabei lassen sich laut Studie keine Rückschlüsse auf politische Präferenzen bei den deutschen Befragten ziehen. Ganz anders sieht es da bei den Polen aus: Bewertungen von Anhängern der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) unterscheiden sich deutlich von Einschätzungen von Anhängern des Oppositionslagers, vor allem solchen der Bürgerkoalition (Koalicja Obywatelska). PiS-Anhänger haben zu Deutschland eine generell negativere Einstellung und meinen, man sollte in den gemeinsamen Beziehungen vor allem die Vergangenheit und nicht die Zukunft in den Fokus rücken.

Auf die Frage „Was verbinden Sie mit Deutschland und den Deutschen?“ nannte ein Drittel der befragten Polen am häufigsten Stichwörter wie Krieg, Kriminelle, Besatzer, Konzentrationslager und Hitler. Noch vor zwei Jahren hatte der Anteil der Polen, die vor allem an den Überfall Deutschlands und die Besetzung Polens 1939 bis 1944 denken, noch bei 25 Prozent gelegen.
Deutsch-polnische Beziehungen mit „gut“ bewertet.

Gleichzeitig bewerteten 72 Prozent der 1000 befragten Polen und 55 Prozent der 1000 Deutschen die deutsch-polnischen Beziehungen als gut.
Mehrheitlich sind Polen und Deutsche (52 Prozent bzw. 66 Prozent) der Ansicht, dass man sich in den deutsch-polnischen Beziehungen vor allem auf die Gegenwart und die Zukunft konzentrieren sollte – wobei allerdings der Anteil der polnischen Befragten diesbezüglich seit Jahren kontinuierlich sinkt (2011: 73 Prozent, 2018: 60 Prozent).
Große Unterschiede zwischen Deutschen und Polen gibt es nach wie vor in der Einschätzung zur Frage, ob das Leid und die Opfer, welche die Polen im Laufe der Geschichte erbracht haben, bisher international ausreichend anerkannt wurden. Die Hälfte der befragten Polen ist der Ansicht, dass dem nicht so ist, während über die Hälfte der Deutschen meint, dass dies bereits geschehen sei.

 

 

Im Kontext der Jahrestage

Vor dem 80. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs im vergangenen Jahr hatte die nationalkonservative PiS-Regierung in Warschau den Druck in der Debatte um Entschädigungen durch Deutschland erhöht. Eine 2017 eingesetzte Parlamentskommission hat einen Bericht zu Kriegsschäden aber bislang nicht veröffentlicht.
„Die Rhetorik der polnischen Regierung, die das Geschehen im Zweiten Weltkrieg in den Vordergrund stellt, hat Auswirkungen auf die Diskussion in Polen“, sagte Agnieszka Lada, Mitautorin der Studie und stellvertretende Direktorin des Polen-Instituts. Hinzu komme der Einfluss der 2019 begangenen runden Jahrestage: der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 und der Beginn des Warschauer Aufstands 1944.

 

Marie Baumgarten

 

Einen genaueren Blick auf das Deutsch-Polnische Barometer 2020 wirft Marie Baumgarten im Gespräch mit Agnieszka Łada, Mitautorin der Studie und stellvertretende Direktorin des Deutschen Polen-Instituts in Darmstadt.

„Die polnische Seite macht uns Sorgen“

 

 

Das Deutsch-Polnische Barometer ist ein Projekt, das die gegenseitige Wahrnehmung von Polen und Deutschen untersucht. Die Untersuchungen werden seit dem Jahr 2000 alle zwei Jahre durchgeführt. In diesem Jahr wurde die Studie gemeinschaftlich vom Institut für Öffentliche Angelegenheiten, dem Deutschen Polen-Institut, der Konrad-Adenauer-Stiftung in Polen und der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit erarbeitet. In Polen wurde eine repräsentative Gruppe von 1000 erwachsenen Einwohnern älter als 15 Jahre in der Zeit zwischen dem 21. und 26. Februar 2020 befragt; in Deutschland umfasste die repräsentative Stichprobe 1000 erwachsene Einwohner älter als 14 Jahre, die zwischen dem 17. und 23. Februar 2020 befragt wurden.

 

 

 

Die häufigsten genannten Probleme in den deutsch-polnischen Beziehungen
die Frage der Zahlung von Reparationen durch Deutschland an Polen
– die Gaspipeline Nord Stream II
– die Forderungen nach Entschädigung bzw. Rückübertragung von Vermögenswerten
durch einige deutsche Vertriebene
– Flüchtlingsfrage

 

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