Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wir sind uns ähnlich und doch wieder nicht

„Spuren der deutschen Sprache und Kultur in Polen und anderen nicht deutschsprachigen Ländern Europas“ war Thema bei dem Kongress des Verbandes polnischer Germanisten in Oppeln. Mit Referentin Violetta Frankowska von der Adam-Mickiewicz-Universität in Posen sprach Marie Baumgarten.

 

Referentin Violetta Frankowska erklärt: Diese Geste bedeutet „versprochen“.
Foto: Marie Baumgarten

 

Frau Frankowska, Sie haben zu emblematischen Gesten deutscher und polnischer Jugendlicher geforscht. Als Gesten, die mit Händen und Füßen, der Mimik oder gesamten Körperhaltung erzeugt werden. Welche Embleme haben Sie ausgewählt?

Sei still, beeile dich und versprochen sind die verbalen Entsprechungen, zu denen die Embleme gezeigt werden sollten. Unsere Versuchsteilnehmer waren insgesamt 160 Schüler im Alter zwischen 13 und 15 Jahren aus den Grenzstädten Frankfurt Oder und Słubice. Bei dem Versuch wurde eine konkrete Situation vorgegeben, zum Beispiel: „Du wartest vor dem Kino auf eine Freundin. Der Film geht gleich los. Du siehst sie von Weitem und willst ihr zeigen, dass sie sich beeilen soll.

 

 

Was hat der Versuch ergeben?

Dass die Jugendlichen aus beiden Städten oft ähnliche Embleme verwenden. „Versprochen“ wurde oft durch beschwörende Gesten gezeigt, wie die Finger verkreuzen oder eine Hand auf das Herz legen. Es gab viele Varianten. Den Zeigefinger auf dem Mund oder mit Daumen und Zeigefinger eine Art Reißverschluss vor dem Mund andeuten , das waren zumeist die Embleme für „Sei still“. Beeile dich kommunizierten sie meistens durch eine zeigende Geste auf die Armbanduhr oder durch ausholende Gesten mit einem Arm oder beiden Armen, wobei die Deutschen tendenziell häufiger auf die Uhr gezeigt haben. Eine dritte spezielle Geste war nur unter den deutschen Schülern zu beobachten: ein schnelles, undefiniertes Wackeln mit den Händen bei leicht ausgestreckten Armen.

 

 

Gab es Gesten, die zu Missverständnissen geführt haben?

Bei diesen drei Beispielen nicht. Die Untersuchungen sind auch durchaus noch nicht abgeschlossen. Mein Kollege, der auch an diesem Versuch beteiligt war, hatte beispielsweise die Schüler aufgefordert, ein Emblem für deinen betrunkenen Menschen zu finden. Oft haben beide Schüler eine schwankende Person dargestellt. Zwanzig Prozent der polnischen Schüler haben aber eine spezielle Geste verwendet, bei der sie mit der flachen Hand in Richtung Hals führen. Diese Geste konnte von keinem der deutschen Schüler gedeutet werden.

 

 

Was bringen nun die Versuche für die Praxis?

Ich würde mich freuen, wenn kulturspezifische Gesten Einzug in die Lehrbücher finden und in Zukunft ganz selbstverständlich Teil eines breit aufgestellten Fremdsprachenunterrichts werden. Gerade in Bezug auf unser Nachbarland, das uns zwar oft in der Gesten ähnlich ist, aber oft genug auch nicht.

 

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