Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Sonntag

20. Sonntag im Jahreskreis – C

1. Lesung: Jer 38,4-6. 7a. 8b-10
2. Lesung: Hebr 12,1-4
Evangelium: Lk 12,49-53

 

Minderheitenseelsorger Pfarrer Peter Tarlinski

 

Die Bibeltexte für den 20. Sonntag im Jahreskreis sprechen über eine innige Beziehung zwischen Gott und den Menschen. Diese hat einen mystischen Charakter. Die Mystik ist mehr als der Glaube. Sie ist nicht nur eine Überzeugung, dass es Gott gibt und dass er für uns sorgt. In der Mystik geht es um die Erfahrung Gottes. Der Hl. Thomas von Aquin (1225-1274) sagte über die Mystik, dass sie eine Erkenntnis Gottes sei, die auf Erfahrung beruht. In der gegenwärtigen Zeit scheinen die Worte über Gott weniger hilfreich zu sein. Der glaubende wie der suchende Mensch – beide brauchen eine Gotteserfahrung. Die Sehnsucht nach ihr spricht das Tagesgebet des 20. Sonntags an: „Barmherziger Gott, gib uns ein Herz, das dich in allem und über alles liebt, damit wir den Reichtum Deiner Verheißungen erlangen, der alles übersteigt, was wir ersehnen.“ Eine Begegnung in Liebe, ein Zusammensein, durch welches Gott und Mensch in einer Einheit leben, sind ein wichtiger Ausgangspunkt für das Mystische. Dazu kommt das rettende Einsteigen Gottes in das menschliche Leben, welches der bzw. die Einzelne erfahren kann. Im 40. Psalm gibt der Betende seine Erfahrung mit Gott bekannt: „Ich hoffte auf den Herrn. Da neigte er sich mir zu und hörte mein Schreien. Er zog mich herauf aus der Grube des Grauens. Er stellte meine Füße auf Fels, machte fest meine Schritte. Er gab mir ein neues Lied in den Mund, einen Lobgesang auf unseren Gott. (…) Meine Hilfe und mein Retter bist du.“

 

Der 1945 geborene Benediktiner Mönch Anselm Grün rät unbedingt dazu, die eigenen, subjektiven Erfahrungen Gottes immer in Verbindung mit dem Glauben der Kirche zu sehen und zu deuten. Er schreibt: „Die Kirche hat die Aufgabe, Räume der Gotteserfahrung anzubieten, aber zugleich auch Wege aufzuzeigen, wie wir uns dem unbegreiflichen Gott nähern können. Und sie hat die Aufgabe, die spirituellen Erfahrungen, die Menschen heute machen, zu deuten. Daher braucht es immer auch die theologische Reflexion, damit mystische Erfahrungen nicht dazu missbraucht werden, sich über andere Menschen zu stellen. (…) Es sind immer subjektive Erfahrungen Gottes, für die wir dankbar sein dürfen.“

 

Den Mittelpunkt der christlichen Mystik bildet jedoch die Person Jesu. Die Mystiker pflegten immer eine enge Verbindung zu Jesus. Ihre sogenannten Zusatznamen bringen es zum Ausdruck: Theresa von Avila (1515-1582), auch Theresa von Jesus genannt, Johannes vom Kreuz (1542-1591) oder Theresia vom Kinde Jesus (1873-1897). Aus dieser Nähe zum Heiland erwächst die Dynamik zum Leben und Wirken, und zum Widerstand gegen das Böse. Dazu lädt auch der Brief an die Hebräer ein: „Lasst uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der vor uns liegt und dabei auf Jesus blicken, den Urheber und Vollender des Glaubens (…), damit ihr nicht ermattet und mutlos werdet! Ihr habt im Kampf gegen die Sünde noch nicht bis aufs Blut Widerstand geleistet.“

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