Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Putin als Totenkopf

Der aus Oberschlesien stammende Künstler Artur Klose protestiert mit seiner Arbeit gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine.

Er hat ein Kunstwerk seines polnischen Kollegen Wojciech Korkuć zu sich nach Hause geholt, ins „German Center of Modern Art“ in Nordhessen. Es zeigt den Russland-Chef Wladimir Putin als Totenkopf mit der Aufschrift „Achtung Russia“. Das drei Meter hohe Bild – ein Protest gegen den Krieg in der Ukraine, zugleich ein Plädoyer für den verantwortungsvollen Umgang mit knappen Ressourcen. „Wir haben uns entschieden, dass wir das Bild nicht vom Warschauer Königsschloss, wo es ausgestellt ist, ressourcenaufwändig nach Deutschland holen. Ich habe mit der Zustimmung des Autors das Original auf ein Brett projiziert und es eins und eins gemalt.“

Doch nicht jeder im nordhessischen Hofgeismar, Kloses Wahlheimat, versteht die Botschaft. Russia mit stilisiertem, an die Waffen-SS angelehnten Doppel-S, verstört die Nachbarschaft derart, dass die Polizei eine Stellungnahme von Klose fordert. Der Vorfall ist mittlerweile geklärt. „Damit auch der Letzte versteht, worum es geht, habe ich eine ukrainische Flagge aufgehängt“, schmunzelt Klose.

Der Absolvent des Lyzeums für Bildende Künste in Oppeln mit dem Faible für Politisches stößt mit seinen Werken immer wieder an die Grenzen der Akzeptanz. So waren beispielsweise die „Missbrauchten Kinder“ 2019 nur in zensierter Form in der „Galerie der Modernen Künste“ in Oppeln zu sehen. Das umstrittene Werk besteht in Anlehnung an einen Altar aus einem Mittelstück und zwei Seitenflügeln, das Material aus Holz. Doch statt Heiligenfiguren findet der Betrachter in der Reihenfolge von links nach rechts Hitler, den Oberbürgermeister von Kassel und Stalin. Die Bilder zeigen die drei Männer mit einem Kind. Es handelt sich um alte nationalsozialistische und kommunistische Propagandafotos und das Wahlplakat der Kasseler SPD von 2015. Klose durfte seinen Altar nur zeigen, wenn zumindest die Namen der Parteien verdeckt würden. „Das ist Zensur wie im kommunistischen Volkspolen“, kommentierte der Künstler.

Die Ausstellung zeigte damals ausgewählte Arbeiten der herausragendsten Absolventen des Oppelner „Lyceums für bildende Künste“. Artur Klose, der 1971 in Krappitz (Krapkowice) zur Welt kam, hatte das Lyceum 1991 abgeschlossen, ging dann als Spätaussiedler ohne die Eltern und Geschwister nach Deutschland und nahm 1994 ein Studium an der Kunsthochschule in Kassel auf.

In der nächsten Zeit soll für Artur Klose die Kunst weiterhin im Zeichen der Ukraine stehen. Mit seinem Freund und Künstler-Kollegen Slava Mashnizkiy entwirft er gerade eine Ausstellung anlässlich des 10-jährigen Bestehens von Mashnizkiys „Museum of Modern Art“, das sich in Cherson befindet, am Schwarzen Meer. Weil die Stadt von russischen Soldaten besetzt ist, das Museum geschlossen und Slava Mashnizkiy von dort nicht herauskommt, wie er Klose berichtet, wird die Ausstellung stellvertretend im „German Center of Modern Art“, zu dem Klose sein Zuhause ernannt hat, gezeigt werden. „Das ist unser Weg, dem Krieg zu trotzen“, sagt Klose.

Marie Baumgarten

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