Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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„Quem pastores tautavere“

die Quempas-Krone in Rummelsburg (Miastko)
Foto: Magdalena Lemańczyk

 

Die lateinische Zeile eines Weihnachtsliedes, die übersetzt „Den die Hirten lobten“ bedeutet, führte dazu, dass das weihnachtliche Singen den Namen Quempas erhielt. Vor Jahrhunderten begonnen, wurde es auch in Rummelsburg (Miastko) gepflegt und nach 1945 durch die vertriebenen Rummelsburger in Westdeutschland weiter am Leben erhalten, um schließlich ab 1995 wieder am Ursprungsort veranstaltet zu werden.

 

Das Quempas–Singen stammt aus vorreformatorischer Zeit und wurde in verschiedenen Regionen veranstaltet, so auch in Rummelsburg in Pommern. Ursprünglich wurde natürlich lateinisch gesungen, bevor eine deutsch-lateinische Version entstanden ist und in Rummelsburg selbst durften nur auserwählte Personen an dem Singen teilnehmen, vor allem die Handwerker, insbesondere die Tuchmacher, weil damals in der kleinen Stadt sechs Tuchmanufakturen und viele Handwerker tätig waren. Später übernahmen Jungen – Konfirmanden – diese Aufgabe und der Quempas wurde am ersten Weihnachtsfeiertag morgens um 6 Uhr in der Kirche gesungen. Die Rummelsburger nannten diesen Gottesdienst „Frühkirche“.

 

Besonders wichtig dabei war, dass es immer vier Chöre waren, die auf den vier Seitenemporen der dortigen Kirche der Mutter Gottes von der immerwährenden Hilfe standen und zu jedem von ihnen gehörte eine Quempas-Krone, also eine Weihnachtspyramide deren Propellerflügel von aufsteigender Kerzenwärme angetrieben wurden. An einer senkrechten Welle drehten sich drei oder vier runde Scheiben (Teller), auf denen mittels Figuren das Geschehen der Heiligen Nacht dargestellt wurde.

 

In der Rummelsburger Kirche wird das Quempas-Singen seit 1995 gefeiert.
Foto: Magdalena Lemanczyk

Quempas in Norddeutschland

Nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Tradition in Rummelsburg selbst in Vergessenheit geraten, wurden doch die meisten Deutschen vertrieben oder ausgesiedelt. Doch gerade sie, die hauptsächlich in Hamburg und Umgebung eine neue Heimat finden mussten, hielten am Quempas-Singen und der Frühkirche fest. Was allerdings zunächst fehlte, waren die Kronen, die die Rummelsburger aber nachgebaut haben.

 

50 Jahre nach Flucht und Vertreibung kehrte dann die Tradition nach Rummelsburg zurück und wird seitdem von der dort organisierten Deutschen Minderheit veranstaltet, immer dabei sind aber auch die früheren deutschen und heutigen polnischen Bewohner von Rummelsburg sowie Gäste von außerhalb. Unter den rund 200 Teilnehmern des Gottesdienstes waren in diesem Jahr u.a. Hans-Ulrich Kuchenbäcker, Ehrenvorsitzender der Heimatkreis Rummelsburg, William Schauinsland vom Deutschen Generalkonsulat in Danzig, Vertreter des Verbandes Deutscher Gesellschaften in Polen und der Organisationen der deutschen Minderheit in Köslin, Stolp, Gdingen und Bütow. Die Stadt Rummelsburg vertrat ihr Bürgermeister Roman Ramion und vom Landratsamt in Bütow kamen Zbigniew Batko und Ryszard Mieczkowski.

 

Beim diesjährigen Quempas-Singen waren auch Oberschlesier dabei, und zwar der “Brosci Chorus” aus Broschütz bei Krappitz.
Foto: Magdalena Lemanczyk

Tradition heute

Soweit es möglich ist, werden auch die alten Brauchtümer heute beibehalten: Zumindest eine Quempas-Krone darf nicht fehlen und steht heute in der Mitte der Kirche. Auch mehrere Chöre sind es, die die “Frühkirche” mit ihrem Gesang erfüllen: immer mit dabei der Chor des Rummelsburger Bundes der Bevölkerung deutscher Abstammung, aus Deutschland kam der Pommernbürger Chor und in diesem Jahr war auch Oberschlesien mit dem “Brosci Chorus” aus Broschütz bei Krappitz vertreten.

 

Doch einiges veränderte sich trotzdem. Nun trifft man sich nicht mehr am Weihnachtstag, sondern am Samstag vor dem 2. Adventssonntag. Und nach der “Frühkirche” ist auch nicht Schluss, denn dann geht es mit einem eher weltlichen Programm weiter – einem typischen Weihnachtsfest, dass die Rummelsburger Deutschen organisieren. Dieses Mal trafen sich alle Teilnehmer des “Quempas-Singen” in der „Wachtelfarm“ in Rohr, wo Jugendliche der Deutschen Minderheit mit Tänzen das Programm gestalteten und der Nikolaus allen ein kleines Geschenk mitgebracht hat, Pfarrer Wojciech Fröhlich über das 500. Jubiläum der Reformation sprach und schließlich alle ihr Gesangtalent unter Beweis stellen konnten.

 

Schüler aus Groß Schwirsen hatten in ihrem Programm auch ein Krippenspiel.
Foto: Benedikt Reschke
Schüler aus Groß Schwirsen präsentierten ein Weihnahctsprogramm in deutscher Sprache.
Foto: Benedikt Reschke

Besondere Ehrung

Dieses Quempas-Singen war allerdings für einen der Teilnehmer ein besonderes. Auf Antrag der Rummelsbuger Deutschen Minderheit verlieh die Stadt Rummelsburg Hans-Ulrich Kuchenbäcker, diem langjährigen Vorsitzenden des Heimatkreises Rummelsburg in Deutschland, den Titel Ehrenbürger der Stadt. Kuchenbäcker habe große Verdienste um die Entwicklung der Kontakte zwischen den früheren und heutigen Bewohnern der Stadt, sei für sein Engagement für die deutsch-polnische Versöhnung bekannt und war einer der Initiatoren der offiziellen Städtepartnerschaft zwischen Rummelsburg und Bad Fallingbostel (Niedersachsen).

 

Und mit dem Weihnachtsfest und der Ehrung Kuchenbäckers war der diesjährige Quempas in der Rumelsburger Umgebung nicht zu Ende, denn am Tag darauf kamen die heutigen und früheren Bewohner Rummelsburgs zunächst im kleinen Dorf Bial (Biała) zusammen, wo in der frisch renovierten Friedhofskapelle eine Gedenktafel enthüllt und eingeweiht wurde mit den Worten „Die Liebe die der Tod getrennt, vereint der Himmel wieder. Unseren Verstorbenen zum Gedenken. Die ehemaligen Einwohner von Bial/Biała 2017”. Danach präsentierten 48 Kinder unter Leitung von Iwona Rydzkiewicz in der Pfarrkirche von Groß Schwirsen (Świerzno) ein Weihnachtskrippenspiel in deutscher Sprache und luden die Teilnehmer zu einem Besuch ihrer Schule ein.

 

Für die Deutsche Minderheit in Rummelsburg war also der Advent eine aufreibende Zeit; es hat sich aber gelohnt, denn durch das Quempas-Singen ist wieder ein Stück deutsch-polnische Zusammenarbeit vertieft worden.

 

Benedikt Reschke/ru

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