Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Reichenbacher Textilkönige

Das Städtische Museum im niederschlesischen Reichenbach (Dzierżoniów) befindet sich in einem Schlösschen, einem der schönsten Gebäude der Stadt. Die Geschichte des kleinen Palastes ist mit den größten Unternehmern des 19. Jahrhunderts in der Region verbunden: den Gebrüdern Cohn.


Cohn Gebrüder GmbH wurde von Hermann und Arnold 1873 zuerst in Langebielau (Bielawa) gegründet. Doch schon drei Jahre später zogen die Brüder mit ihrem Unternehmen nach Reichenbach um, wo sie die erste mechanische Weberei errichteten. Am 5 April 1890 wurde ein völlig neues Gebäude mit 250 Webstühlen in der Schweidnitzerstraße offiziell eröffnet. In dessen direkter Nachbarschaft ließen die Brüder zwei Villen bauen. Das Haus von Hermann ist heute Sitz des Städtischen Museums.

 

Das Gebäude des Städtischen Museums war einst Hermann Cohns Zuhause. Foto: Wikipedia

Investitionen und Weiterentwicklung
Die Brüder entwickelten in den darauffolgenden Jahren ihr Geschäft weiter. Neue Webstühle kamen dazu. Schließlich konnten in der Fabrik alle Bearbeitungsprozesse, unter anderem Weben, Färben und Bleichen, durchgeführt werden. An der Frankensteinerstraße kauften die Gebrüder Cohn ein weiteres Grundstück, auf dem eine zusätzliche Weberei gebaut wurde. Die Mechanisierung der Fabriken führte im ganzen Land, so auch in Reichenbach, zu Protesten der Arbeiter. Um die Spannungen unter der Belegschaft zu lockern, veranstalteten die Cohns für ihre Mitarbeiter angeblich mehrere Bierfeste.
Die Cohns investierten ihr Geld nicht nur in die Textilindustrie. Im Jahr 1899 waren sie die Hauptinvestoren der Bahngesellschaft „Eulengebirgsbahn“. Natürlich nicht ohne Grund. Die Bahn war eine Chance, ihre lokalen Fabriken mit Absatzmärkten im Süden des Eulengebirges zu vernetzen.

 

 

Das Ende einer Ära
Die Cohns hatten ihre Söhne bereits früh darauf vorbereitet, das Geschäft später zu übernehmen. Alle Söhne studierten Textilfächer. 1897 begann Hermanns Sohn Bruno die Arbeit in dem Familienunternehmen. Es folgte ihm Georg, Arnolds Sohn. Der Erste Weltkrieg hatte das Geschäft geschwächt. 1920 starb Hermann, ein Jahr später sein Bruder. Die Söhne übernahmen die Firma und starteten durch: mit Erfolg. Sie produzierten Konfektion und Kleidung sowie Stoffe für Vorhänge. Ihre Produkte waren sehr beliebt. Inzwischen war die dritte Generation der Cohns erwachsen geworden und begann, in der Firma mitzumischen.
Aufgrund seiner jüdischen Abstammung wurde Georg Cohn gezwungen, am 29. Oktober 1938 seine Firma an einen städtischen Unternehmer zu verkaufen: Otto Hüesker. Die Nazis beschlagnahmten alle Besitztümer der Cohns, auch die Villa an der Schweidnitzerstraße. Die Cohns flohen nach Nord- und Südamerika.

Anna Durecka

 

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