Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Schicksal der Zivilbevölkerung nicht Vergessen

Vor einem Jahr gedachte der Verband deutscher Gesellschaften zum ersten Mal mit einer offiziellen Feierlichkeit der Opfer des Lagers Potulitz bei Nakel an der Netze. Damals wurde gesagt, an diesem Ort wolle man nun jedes Jahr zusammenkommen und für die Opfer beten. Am 27. August haben Vertreter der deutschen Minderheit dieses Versprechen eingelöst.

 

„Auch wenn in diesem Jahr wegen der Pandemie eine größere Feierlichkeit nicht möglich ist, wollen wir trotzdem der Opfer des Lagers in Potulitz gedenken. Es ist uns wichtig, dass das Schicksal der Zivilbevölkerung nicht in Vergessenheit gerät“, sagt Maria Neumann, Geschäftsführerin des VdG. Vertreter des Verbandes und der Organisationen der deutschen Minderheit aus Graudenz und Schneidemühl sowie die örtliche Schuldirektorin und der Pfarrer legten Blumen und Kerzen an den Denkmälern für die polnischen und deutschen Opfer des Lagers Potulitz.

 

Anders als im letzten Jahr war die diesjährige Gedenkfeierlichkeit im kleinen Rahmen.
Foto: VdG/Monika Wittek

 

Vertreter der deutschen Minderheit, die Potulitzer Schuldirektorin und der Ortspfarrer gedachten der Opfer des Nachkriegslagers.
Foto: VdG/Monika Wittek

 

Am Gedenkstein für die Opfer des Nachkriegslagers
Foto: VdG/Monika Wittek

 

Am Gedenkstein für die Opfer des Nachkriegslagers
Foto: VdG/Monika Wittek

 

Lager für Polen und Deutsche

Wie viele andere Lager war auch das in Potulitz zunächst eines, das im Jahr 1941 von Deutschen für die polnische Bevölkerung errichtet wurde. Es wird angenommen, dass in diesem Lager bis zur Befreiung durch die Rote Armee mehr als 25.000 Menschen eingesperrt gewesen sind, von denen fast 1.300 Todesopfer identifiziert werden konnten, die wirkliche Opferzahl wird weitaus höher liegen.

Das Lager in Potulitz wurde aber mit dem Ende des Krieges nicht geschlossen, sondern diente der polnischen kommunistischen Regierung dazu, die deutsche Bevölkerung einzusperren und zur Zwangsarbeit auszunutzen. Bis zum Jahr 1950, als das Nachkriegslager geschlossen wurde, waren in ihm zeitweise ca. 35.000 Deutsche bzw. Menschen, die von den Kommunisten als solche angesehen wurden, gefangen. Nach offiziellen Statistiken, u.a. anhand von Angaben des Standesamtes in Nakel an der Netze, lag die Zahl der Todesopfer bei 3099.

 

Exhumierung

Die identifizierten Opfer des Nazilagers, darunter mehrere hundert Kinder, ruhen auf dem Potulitzer Friedhof, der auch zentraler Gedenkort an diese Opfer ist. Die verstorbenen deutschen Opfer des Nachkriegslagers wurden dagegen in einem Massengrab unweit des Ortes begraben. Dort steht heute ein Gedenkstein.

 

So sieht es in der Nähe des Massengrabes aus.
Foto: VdG/Monika Wittek

 

So sieht es in der Nähe des Massengrabes aus.
Foto: VdG/Monika Wittek

 

So sieht es in der Nähe des Massengrabes aus.
Foto: VdG/Monika Wittek

 

Unweit des Massengrabes wird allerdings seit Jahren Kies gefördert, für Vertreter der deutschen Minderheit und Nachfahren der Opfer des Lagers ist dies ein Grund sich für eine Exhumierung der Verstorbenen einzusetzen. Den Anstoß dazu gab schon vor einem Jahr der Verein der deutschen Minderheit in Schneidemühl. Einen diesjährigen Antrag an die Stiftung „Pomost“, die sich in Exhumierungsarbeiten spezialisiert, hat auch der  VdG unterstützt. Die Arbeiten werden beginnen können, wenn „Pomost“ alle gesetzlichen Formalitäten abgeschlossen hat.

 

Rudolf Urban

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