Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Schuld und Widerstand

 

 

Ein Bonmot unter Historikern lautet: Der größte Schreck des Historikers sind – Zeitzeugen.
In diesem Sinne war es ein großes Privileg der Konferenz „Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Südosteuropa: Persönlichkeiten, Konzepte und Schicksale“, dass tatsächlich vielen Zeitzeugen Raum gegeben wurde, damit sie von ihren ganz eigenen Erfahrungen erzählen konnten.

 

christine Czaja-Gr[ninger, Stv. Vorstandsvorsitzende der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen
Foto: Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen

Zu Wort kamen vor allem Menschen, die die Zeit des Nationalsozialismus in Südosteuropa selbst erlebt hatten. Die Konferenz konzentrierte sich hier besonders auf die Donauschwaben, die Banater Schwaben und die Siebenbürger Sachsen.

 

 

Zeitzeugen

Hans Bergel zum Beispiel ist Siebenbürger Sachse und hat seine Erinnerungen in einem Buch mit dem Titel „Wiederkehr der Wölfe“ festgehalten. Das Buch, sein Leben und sein Werk gehörten zu den Schwerpunkten der diesjährigen Konferenz.
Ein anderer Zeitzeuge der Konferenz war Thomas Degger. Degger, ein Donauschwabe, erzählte den Konferenzteilnehmern vom deutschen Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Jugoslawien. Seiner Erfahrung nach blieb vielen Menschen damals nur der Weg in die innere Emigration.

 

Helmut Erwert, ein Banater Schwabe, war ein anderer Zeitzeuge, der prominent zu Wort kam. Erwert ist evangelischer Pfarrer im Ruhestand. Er erzählte vom Widerstand in den Reihen der evangelischen Kirche. Trotz seines hohen Alters – 87 Jahre – fühlte er einen „inneren Drang und eine Verpflichtung“, an der Konferenz teilzunehmen.

 

Aus den Schilderungen der Zeitzeugen kristallisierten sich vor allem zwei Hauptthemen heraus. Zum einen ging es um die vielfachen Arten des Widerstands zur Zeit des Nationalsozialismus in Südosteuropa. Denn dieser, so stellte sich heraus – und unterstützt wurde diese These durch einen Vortrag von Historikerin Dr. Kathi Gajdos-Frank – hatte durchaus sehr unterschiedliche Ausdrucksformen. Widerstand – so ihre These – hatte damals keine einheitliche Form.

 

Der Widerstand formierte sich aus den unterschiedlichsten Bereichen des Lebens heraus, zum Beispiel aus der Kirche. Oder er formulierte sich nur auf der individuellen Ebene, in einer Art innerem Exil. Oder aber auch teilweise mit der Waffe in der Hand.

 

 

Widerstand in Südosteuropa

Der zweite Schwerpunkt der Konferenz betraf die Zeit nach dem Nationalsozialismus und die Erfahrung der Teilnehmer mit dem, was die Historiker „Kollektivschuld“ nennen. Als der Krieg also vorbei war und „alle Deutschen auf einmal Nazis“ waren.

 

Um die wertvollen und persönlichen Erfahrungen der Zeitzeugen festzuhalten, plant die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen einen Tagungsband zur Konferenz „Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Südosteuropa: Persönlichkeiten, Konzepte und Schicksale“ herauszugeben.

Diese Konferenz bildete zugleich den Abschluss einer dreijährigen Reihe, die sich mit Widerstand im Nationalsozialismus beschäftigte. Vor zwei Jahren hatten sich die Organisatoren dem Widerstand in Schlesien und im Sudetenland gewidmet und im vergangenen Jahr dem Widerstand in Westpreußen, Ostpreußen und Pommern. Ort der diesjährigen Konferenz war das Haus der Donauschwaben in Sindelfingen.

 

Leon Schwarzenberg

 

Teile der Konferenz können auf folgendem Link auf Youtube angesehen werden:

https://www.youtube.com/channel/UCriw7xJskr8t5QniA52R5FQ/videos

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