Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Schwere Zeiten für die WK „Schlesien“

Mit Norbert Rasch, dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Wirtschaftskammer „Schlesien“, sprach Krzysztof Świerc.


Wie war das vergangene Jahr für die WK „Schlesien“? Bitte vergleichen Sie es mit den Vorjahren.

 

Es war sicherlich kein gutes Jahr für die WK „Schlesien“. Denn wir sind ein Unternehmen wie jedes andere, und jeder weiß, welche Probleme die Unternehmen im Jahr 2020 hatten. Unsere Situation ist jedoch insoweit schlimmer, als wir nichts zum Mitnehmen anbieten. Wir können nichts backen oder kochen, um es an eine bestimmte Adresse zu liefern. Wir haben nur fixe Dinge im Angebot, die die Unternehmen im letzten Jahr nicht unbedingt brauchten, wie z. B. Schulungen, die völlig aus dem Ruder gelaufen sind, und das ist unser Haupteinkommen. Misslungen ist auch unsere alljährliche Business-Gala, die wir diesmal auf eine sehr bescheidene und für uns ungewohnte Weise gemacht haben. Und wenn es um die Ziele der WK „Schlesien“ für 2020 geht, d. h. Studienreisen, Vermittlung von Geschäftspartnern usw., konnten nur wenige der geplanten Ziele erreicht werden. Gleichzeitig verzeichneten wir sehr bescheidene finanzielle Einnahmen, dabei brauchen wir ja auch Geld für den Unterhalt des Büros. Zusammenfassend kann man sagen, dass 2020 kein erfolgreiches Jahr für die WK „Schlesien“ war. Es war auch viel schlechter als viele Jahre zuvor. Nichtsdestotrotz haben wir daraus viel gelernt und wollen 2021 auf dieser Erfahrung aufbauen.

 

Norbert Rasch
Foto: privat

 

Das heißt also, die wirtschaftliche Lage der WK „Schlesien“ nach 2020 ist nicht gut.

 

Leider. Wir haben im letzten Jahr einige sehr gravierende Umsatzrückgänge erlebt. Zwar hatten wir vor ein paar Jahren unsere Tätigkeit an einen anderen Standort verlegt, der eigentlich ein größeres Eldorado für uns werden sollte, doch das hat nicht funktioniert. Ende des letzten Jahres trennten wir uns auch von unserem Geschäftsführer. Hinzu kommt, dass wir derzeit einen sehr bescheidenen Mitarbeiterstab haben und gleichzeitig verschiedene Verpflichtungen und Pläne, die jemand ausführen muss. Das Ergebnis ist, dass sich die Mitglieder des Vorstands und des Rats im Vergleich zu den Vorjahren viel stärker für die Arbeit der WK „Schlesien“ engagieren und viel mehr von ihrer privaten Zeit dafür aufwenden. All dies wird getan, um die organisatorischen Lücken zu füllen und die begrenzten Budgeteinnahmen zu maximieren. Es besteht kein Zweifel: Es sind harte Zeiten für die WK „Schlesien“!

 

Die Corona-Pandemie hat die der WK „Schlesien“ angeschlossenen Unternehmen schwer „angeknabbert“, dennoch bleiben viele von ihnen Mitglied. Warum?

 

Dafür gibt es viele Gründe, unter anderem den einstigen Glanz der WK „Schlesien“. Tatsache ist jedoch, dass die Bedürfnisse der Unternehmen heute andere sind als noch vor zwei Jahrzehnten, als das Know-how über die WK „Schlesien“ an die Unternehmen weitergegeben wurde. Damals war das Matchmaking zwischen deutschen und lokalen Geschäftspartnern von großer Bedeutung, aber diese Zeiten sind vorbei und werden nicht wiederkehren. Viele Mitglieder der WK „Schlesien“ erinnern sich jedoch an diese Zeiten und sind unserer Wirtschaftskammer immer noch dankbar, dass sie ihnen die Tür zur Entwicklung geöffnet hat. Deshalb sind sie aus Loyalität, aus Sentiment oder auch aus anderen Bedürfnissen heraus immer noch bei uns. Natürlich gibt es auch neue Mitglieder, die sich Geschäftspartner außerhalb und unter den Mitgliedern der WK „Schlesien“ suchen müssen. Das sind mehrere hundert. Folglich ist es einfach, sich miteinander zu verbinden. Desgleichen gibt es auch Unternehmen, die aus der Kammermitgliedschaft austreten, weil sie alle Kosten einsparen müssen und gleichzeitig keine direkte Notwendigkeit sehen, Mitglied zu sein. Es gibt jedoch einige wirklich engagierte Mitglieder, die bei uns bleiben. Diejenigen, die sich an der Entwicklung der WK „Schlesien“ beteiligen wollen, die erkennen, dass Mitglied sein nicht nur Nehmen, sondern auch Geben bedeutet.

 

Trotz Schwierigkeiten will die Wirtschaftskammer ihre Unternehmen weiter unterstützen.
Fot.: G.Smuda

 

Ist die WK „Schlesien“ vom Konkurs bedroht?

 

Das kann ich mir nicht vorstellen! Zu viele Menschen wollen, dass die WK „Schlesien“ bleibt und sich weiterentwickelt. Außerdem sieht unser Vorstand noch immer große Entwicklungsmöglichkeiten, zum Beispiel in PARP und OCRG. Ich möchte hier aber betonen, dass es uns nicht darum geht, die schlimmste Zeit institutionell zu überstehen. Unser Ziel ist es, für unsere Mitgliedern und darüber hinaus effizient zu sein und dabei auch die Mittel für unseren eigenen Unterhalt zu haben.

 

Was ist der Schwerpunkt der WK „Schlesien“ für 2021?

 

Vor allem müssen wir unsere Aktivitäten wieder auf Kurs bringen. Wir müssen die schweren Zeiten der Corona-Pandemie überstehen und der Außenwelt zeigen, dass wir es nicht nur geschafft haben, am Leben zu bleiben, sondern dass wir auch ein konkretes Angebot für Unternehmer haben, das wir ihnen ans Herz legen werden. Apropos Zukunft: Wir wollen innerhalb der WK „Schlesien“ auch thematische Gruppen bilden. Wir sind nämlich der Meinung, dass ein „Herumwerfen“ mit Angeboten nicht funktioniert. Früher waren wir davon überzeugt, dass ein an alle gerichtetes Angebot die richtige Lösung ist, aber es stellt sich heraus, dass dies nicht der Fall ist. Heute geht es den Branchenkammern besser, also kamen wir zu dem Schluss, dass wir Gruppen schaffen sollten, die sich auf eine bestimmte Branche konzentrieren, zum Beispiel Holz. Natürlich ist es unmöglich, alle einzuordnen, aber eine relative Ordnung in dieser Hinsicht zu machen und Angebote für solche Gruppen vorzubereiten, wird viel besser sein als eben mit Angeboten umherzuwerfen.

 

In der Vergangenheit war die enge Zusammenarbeit mit Deutschland, mit Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum und aus den Nachbarländern Polens ein Trumpf der WK „Schlesien“. Ist dies heute noch ein Vorteil und sollte es auch in den kommenden Jahren so bleiben?

 

Natürlich ist es ein Trumpf und sollte auch weiter einer bleiben, denn das Geschäft funktioniert effektiv nach dem Prinzip der verbundenen Gefäße. Deshalb sollten wir unser früheres Prestige und unsere Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Deutschland und mit unseren unmittelbaren Nachbarn nutzen. Das ist unser Ass im Ärmel! Wir wissen bereits, wie es geht, wir müssen nur daran glauben, dass die alte Erfahrung und Zusammenarbeit wieder positive Früchte für uns tragen können. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass die engen Verknüpfungen mit Deutschland schon immer ein Vorteil unserer Kammer waren und es auch bleiben werden! Das ist unsere Charakteristik und unser Stammbaum. Wenn es jemanden stört und belastet, wird es für uns schwierig sein, zusammenzuarbeiten. Ich möchte hinzufügen, dass es in Polen keine zweite Wirtschaftskammer gibt, die gerade in der Bundesrepublik Deutschland als ein hervorragender, bewährter und vertrauenswürdiger Partner angesehen wird.

 

Die WK „Schlesien“ hat sich diesen Umstand immer zu Nutze machen können.

 

Und wir wollen es auch weiterhin tun, indem wir die Zusammenarbeit noch enger gestalten. Ich habe keinen Zweifel daran, dass es auf der deutschen Seite viel Kapital, Erfahrung und viele Unternehmen gibt, die auf der Suche nach festen Partnern sind. Bei meiner täglichen Arbeit als Leiter des Unternehmens APN in Oppeln erlebe ich das sehr oft. Es ist die Zusammenarbeit mit Deutschland, auf der APN seine heutige Stärke, sein Prestige und seine Position auf dem Markt aufgebaut hat.

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