Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

Ursulas erfülltes Leben

Kurz vor Weihnachten fanden Mitarbeiter des Gemeindeamtes in Braunsberg alte Liebesbriefe unter der Türschwelle.Jemand hatte sie da versteckt und über 70 Jahre dort liegen lassen. Wir haben mittlerweile herausgefunden, wer die Empfängerin der sehnsüchtigen Liebesbriefe war: Ursula Quecke, geborene Wien.

Ihr Enkel, der in Deutschland lebt, erzählt uns hier von seiner Oma Ursula Quecke:

 

Ursula Quecke, geborene Wien. Bild: Jasper Quecke

 

Meine Oma Ursula Quecke wurde als drittes Kind von Anton und Marianne Wien am 1. März 1925 in Braunsberg geboren. In Braunsberg ging sie auch zur Schule und machte ihr Abitur. Ihre beiden älteren Brüder Kurt und Norbert sind im Krieg gefallen.
Mit ihren Eltern und dem jüngsten Bruder Reinhold gelang ihr 1945, unter großen Entbehrungen, die Flucht, die die Familie über das verschneite kurische Haff unternahm. So kamen sie schließlich nach Frankfurt am Main. Dort begann Ursula dann ein philologisches Studium in den Fächern Germanistik und Kunstgeschichte. In der Katholischen Studentengemeinde lernte sie ihren späteren Mann kennen – den Jurastudenten Rolf Quecke. Die beiden heirateten 1949. Da war sie 24 Jahre jung. Ihr Mann Rolf war schon vor dem Krieg als Gymnasiast Mitglied im Bund Neudeutschland geworden.
Ursula und Kurt verband zeitlebens ihre große Liebe zur Literatur und hier besonders zur Poesie. 1950 wurde Ursula zum ersten Mal Mutter. Ursula brachte noch sechs weitere Kinder zur Welt – darunter nur eine Tochter, alle anderen waren Jungs.
Ihr Studium hat Ursula zugunsten ihrer schnell wachsenden Familie nicht bis zum Abschluss bringen können. Nach einer Zwischenstation in Duisburg bezog die Familie schließlich ihr endgültiges Domizil in Dinslaken, wo auch die vier jüngsten Kinder zur Welt kamen.
Neben der Erziehung der Kinder widmete Ursula sich mit Hingabe der Pflege ihres riesigen Gartens. Gemeinsam mit ihrem Mann Rolf hatte sie einen großen Freundeskreis um sich versammelt, der sich oft zu rauschenden Festen traf.
Die beiden Literaturliebhaber Ursula und Kurt veranstalteten aber auch literarische Abende, an denen sie sich mit anderen über Prosa und Poesie austauschten.
Ursula war bis zum Schluss mit Begeisterung in einer Italienischgruppe und in ihrem literarischen Kreis aktiv.

Am 4. Juli 2019 ist meine Oma Ursula Quecke im Alter von 94 Jahren friedlich eingeschlafen.

 

Jasper Quecke

 

 

Den ersten Teil der Geschichte lesen Sie hier:

 

Liebesbriefe vom Gemeindeamt

Show More