Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Von der Regierung verursachte Schäden

Mehr als drei Monate sind seit dem 4. Februar vergangen, als der Bildungsminister die erste Verordnung unterzeichnete, mit der die Zahl der Stunden für Deutsch als Minderheitensprache von drei auf eine pro Woche reduziert wurde. In dieser Zeit hat das Bildungsministerium trotz der Bemühungen der deutschen Minderheit, von Eltern, Lehrern, Kommunalpolitikern, Wissenschaftlern und Unternehmern seine Meinung nicht geändert. Dies bedeutet, dass in den nächsten Tagen einigen Deutschlehrern gekündigt werden könnte, wenn die Gemeindevorsteher und Bürgermeister den Deutschunterricht nicht aus dem Gemeindehaushalt finanzieren.


Nach einem kürzlichen Treffen von Vertretern der deutschen Minderheit im Bildungsministerium sagte Katarzyna Król, Direktorin der Grundschule Nr. 1 in Kandrzin-Cosel, in einem Interview mit Wochenblatt.pl, dass ohne eine Änderung der Entscheidung des Bildungsministeriums über die Anzahl der Stunden für Deutsch als Minderheitensprache die Schulen und Gemeinden in den kommenden Wochen eine Reihe konkreter Maßnahmen ergreifen müssen. Bei einer Änderung nach den Bestimmungen der Verordnung müssen die Schulorganisationspläne für das nächste Schuljahr an den geringeren Bedarf an deutschen Lehrkräften angepasst werden. „Nach derzeitigem Stand wird einigen Lehrern bis Ende Mai gekündigt werden müssen“, sagte Katarzyna Król damals.

Kommunalpolitiker aus der Oppelner Region haben im Frühjahr gegen die Kürzungen beim Deutschunterricht protestiert.

Eine klare Position
Geht man von einer Grundschule mit nur einer Abteilung aus, wo Deutsch als Minderheitensprache von der 1. bis zur 6. Klasse unterrichtet wird, unterrichtet ein Deutschlehrer 18 Stunden pro Woche, was einer Vollzeitstelle entspricht. Nach den Änderungen werden die Stunden des Lehrers auf 6 Stunden reduziert, was eine Verschiebung auf ein Drittel der Vollzeitstelle bedeutet.
Um solche Folgen zu vermeiden, hat die deutsche Minderheit wiederholt an die lokalen Behörden appelliert, mindestens zwei Stunden Deutsch als Minderheitensprache in ihren Haushalten beizubehalten.

Dieser Schritt wurde beispielsweise von Adam Neumann, dem Bürgermeister von Gleiwitz, unternommen, wo derzeit rund 3.000 Schüler Deutsch lernen. „Die deutsche Minderheit so gesondert zu behandeln, ist eine klare Diskriminierung, die nicht in die Kategorien der Rechtsstaatlichkeit passt“, sagt der Gleiwitzer Bürgermeister Adam Neumann auf Gliwice.eu. „Ich bin mit einer solchen ungerechten Behandlung, die vor allem Kinder und Jugendliche trifft, nicht einverstanden. Daher habe ich nach einer Analyse der Mittel, die wir für den Unterricht im Rahmen der Bildungsförderung erhalten, auf Antrag des Vorsitzenden der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen in der Woiwodschaft Schlesien beschlossen, die Zahl der Deutschstunden für Schüler der deutschen Minderheit ab dem Schuljahr 2022/2023 um eine Stunde pro Woche zu erhöhen. Diese Lösung wird die negativen Auswirkungen der eingeführten Vorschriften zumindest teilweise minimieren“, betont Adam Neumann.

 

 

Minderheitengemeinden
Ähnliche Lösungen planen auch einige Gemeinden in der Woiwodschaft Oppeln, die eine zusätzliche Deutschstunde aus ihrem eigenen Haushalt finanzieren wollen. Es gibt aber auch Beispiele von Kommunen, die die Stundenzahl für Deutsch als Minderheitensprache unverändert lassen wollen, d. h. 3 Stunden pro Woche. Dies wird in Reinschdorf (Kreis Kandrzin-Cosel) ab September der Fall sein. „Die Entscheidung war nicht unumstritten, da sie bestimmte Ausgaben in der Gemeinde betrifft, aber ich möchte darauf hinweisen, dass es bei der Diskussion nicht darum ging, ob der Deutschunterricht finanziert werden soll. Vielmehr haben wir darüber diskutiert, dass eine Reduzierung der Deutschstunden von oben nach unten für die Gemeinde und unsere Gemeinschaft nicht gut ist. Deshalb haben wir schließlich beschlossen, diesen Unterricht aus eigenen Mitteln zu finanzieren, damit unsere Kinder nicht darunter leiden müssen.“

In der Himmelwitzer Grundschule wird es ab September eine deutsch-polnische Klasse geben.

Eine ähnliche Entscheidung wurde von der Gemeinde Himmelwitz (Kreis Groß Strehlitz) getroffen. Bei den Gesprächen, die unter anderem mit dem Bildungsausschuss des Gemeinderats geführt wurden, beantragte der dortige Gemeindevorsteher Marcin Wycisło die Finanzierung der fehlenden zwei Stunden Deutschunterricht aus dem Gemeindehaushalt. „Es handelt sich dabei um zusätzliche obligatorische Unterrichtsstunden in der Schule. Gleichzeitig sind sie für jene Kinder verpflichtend, deren Eltern eine Erklärung über den Unterricht in der Minderheitensprache unterschrieben haben, denn mit der Reduzierung der Unterrichtsstunden durch die Verordnung ist die Gemeinde nicht von ihrer Verpflichtung entbunden, die Minderheitensprache entsprechend der Erklärung der Eltern zu unterrichten. Der Staat kommt diesen Verpflichtungen nicht nach, und als Gemeinde werden wir den Schülern einfach den Schaden ersetzen, den die Regierung verursacht hat“, sagt der Himmelwitzer Gemeindevorsteher.

Ein Schritt weiter
Die Gemeinde Himmelwitz geht noch einen Schritt weiter und wird nicht nur den Unterricht in Deutsch als Minderheitensprache in allen Schulen beibehalten. „Ab September wird es in der Grundschule von Himmelwitz, wo es drei erste Klassen geben wird, eine Abteilung mit zweisprachigem polnisch-deutschen Unterricht geben. So haben wir Zeit, die Lehrer auf bestimmte Fächer vorzubereiten, sodass sie drei Jahre später in der Lage sind, auf Polnisch und Deutsch zu unterrichten“, erklärt Marcin Wycisło, der hofft, dass sich der zweisprachige Bereich in den kommenden Jahren weiterentwickelt. Hervorzuheben ist, dass der zweisprachige Unterricht nicht von den ministeriellen Kürzungen betroffen war, sodass die Gemeinde Himmelwitz mit einer vollständigen Finanzierung dieses Unterrichts aus dem Staatshaushalt rechnen kann.

„Wir sehen ein großes Interesse am Erlernen der deutschen Sprache, wie das Beispiel dieser zweisprachigen Klasse zeigt, in die viele Eltern ihre Kinder in kürzester Zeit einschreiben wollten. Dies beweist umso mehr, dass die Entscheidung des Bildungsministers, die Anzahl der Deutschstunden zu reduzieren, falsch und schädlich ist“, sagt Marcin Wycisło.

Rudolf Urban

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