Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Vor Vergessenheit bewahren

In Groß Döbern gibt es schon ein Denkmal für Opfer der beiden Weltkriege Foto: Anna Durecka
In Groß Döbern gibt es schon ein Denkmal für Opfer der beiden Weltkriege
Foto: Anna Durecka

“Ich will nicht, dass diese Menschen in Vergessenheit geraten. Ich möchte, dass etwas von ihnen bleibt, das haben sie verdient”, sagt Helena Kokot, die seit Jahren nach den Opfern des Zweiten Weltkrieges aus Groß Döbern forscht. Bisher hat sie 319 Namen ermittelt. Die deutsche Minderheit will ein neues Denkmal für diese Opfer errichten lassen.

 

Angefangen hat alles vor mehreren Jahren, als Helena Kokot in der Kanzlei von Pfarrer Kraik ausgeholfen hat. “Da habe ich gemerkt, dass alle im Ersten Weltkrieg Gefallenen ins Buch der Verstorben eingetragen worden sind, die Opfer des Zweiten Weltkrieges aber nicht. Irgendwie hat mir das keine Ruhe gegeben und da habe ich anfangen, aus dem Gedächtnis Namen aufzuschreiben”, erzählt Helena Kokot.

 

Keiner wollte kämpfen

Die Liste wuchs von Tag zu Tag. “Später habe ich dann bei verschiedenen Gelegenheiten unsere Einwohner nach ihren im Zweiten Weltkrieg verstorbenen Verwandten gefragt. Und nach einer Weile sind Menschen von selber auf mich zugekommen, weil sie wussten, dass ich nach diesen Informationen forsche”, sagt Helena Kokot. Zuerst hat sie nur Namen aufgeschrieben, dann hat sie aber ein Formular entworfen, wo sie außerdem wichtigen Daten aus dem Leben des Menschen festgehalten hat, die Namen seiner Eltern und wo diese gestorben bzw. umgekommen sind usw. “Ich habe immer versucht, die Informationen bei den nächsten Verwandten des Verstorbenen zu holen, und wenn das unmöglich war, immer bei mehreren Quellen sie auf Richtigkeit zu überprüfen”, sagt Helena Kokot. Ihre Arbeit wurde schließlich in Form einer Veröffentlichung herausgegeben. Darin befinden sich außer den Namen der im Krieg Gefallenen auch Zahlen zur Zivilbevölkerung. “Ich habe auch Namen derer gesammelt, die nicht aus Groß Döbern stammten, aber hier um Leben gekommen sind”, so Helena Kokot. Hinter ihren Bemühungen stand immer der Wunsch, dass die Verstorbenen nicht vergessen werden. “Im Jahr 1945 wurden 16- und 17-jährige Jungs zur Wehrmacht eingezogen, das waren meine Klassenkameraden. Sie haben es nicht verdient, was ihnen zugestoßen ist und sie haben es nicht verdient vergessen zu werden. Keiner von ihnen wollte kämpfen”, sagt Helena Kokot.

 

Ein Denkmal für alle

Dieser Meinung ist auch der Gemeindevorsitzende der deutschen Mindheit aus Groß Döbern, Norbert Slabik. “Wir möchten unbedingt ein zweites Denkmal errichten lassen, dass den Opfern des Zweiten Weltkriegs gewidmet ist”, sagt er. Ein Denkmal für die Opfer der beiden Kriege steht schon in Groß Döbern, am Friedhof bei der Sankt Rochus-Kirche. Allerdings findet sowohl der DFK, wie auch der Dorfrat aus Groß Döbern, dass ein eugenes Denkmal für die im Zweiten Weltkrieg Gefallenen eine gute Idee ist. “Wir treffen uns demnächst mit unserem Pfarrer um den geeignesten Ort für dieses Denkmal auszuwählen. Es ist zwar eine Initiative der deutschen Minderheit, doch ich möchte gerne, dass auf den Tafeln alle Namen der aus Groß Döbern im Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommenen zu finden sind, egal welcher Nationalität sie waren”, betont Norbert Slabik.

Anna Durecka

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