Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Workcamp mitten im Wald

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und die Stiftung und Kulturgemeinschaft „Borussia“ Allenstein (Fundacja Borussia Olsztyn) organisieren schon seit einigen Jahren gemeinsam internationale Workcamps auf Friedhöfen aus dem Ersten Weltkrieg in der Woiwodschaft Ermland-Masuren. Dieses Mal schickten sie die Teilnehmer im August mitten in den Wald, ins Nichts zwischen Willenberg (Wielbark) und Jedwabno.

„Wir haben einen Grabstein gefunden, überwuchert von Moos, Blaubeeren und Unkraut. Jetzt kann man ihn sehen – und woran er erinnert.“ Mit diesen Worten der Teilnehmer begann die Gedenkfeier auf dem Friedhof in Malgaofen (Niedźwiedź). Den Ort findet man nicht mit GPS, denn es gibt ihn nicht mehr; geblieben ist nur der Friedhof für 14 gefallene Soldaten der deutschen und 166 der russischen Armee von 1914. Einst lag er am Ortsrand von Malgaofen, heute liegt er mitten im Wald, quasi im Nichts, im Powiat Szczycieński.

Die jungen Teilnehmer des Workcamps mit Sylwia Jaskulska (2. v. l.), Alina Kuzborska (4. v. r.) und Sławomir Ambroziak (3. v. r.). Rechts im Bild: Michael Kupiec, der Leiter des Workcamps
Foto: Uwe Hahnkamp

Spezielle Erlaubnis
„Wir haben schon einige Friedhöfe hier aufgeräumt“, erklärt Workcamp-Leiter Michael Kupiec vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. „Uns gehen die zugänglichen Friedhöfe aus.“ Die Wahl fiel auf dieses Gräberfeld, weil es bekannt ist, die Gräber kartiert sind und es nicht zu sehr überwuchert war. „Zehn Zentimeter hoch überwachsen, Moos auf den Steinen, einige kleine Bäume im Weg und der Zaun stellenweise morsch, aber das war in unserer Arbeitszeit zu schaffen“, fasst Teilnehmer Lukas Reinke aus Hamburg seinen ersten Eindruck zusammen. Doch zuerst mussten die jungen Leute den Friedhof erreichen – und das war etwas kompliziert. „Das sind staatliche Wälder, da kann man nicht einfach mit dem Auto hineinfahren. Wir brauchten also eine spezielle Erlaubnis von gleich zwei Gemeinden – der Fahrweg liegt vor allem in Willenberg, der Friedhof in Jedwabno“, so Michael Kupiec über die Vorarbeiten bei den Ämtern.

Die Teilnehmer des Workcamps kamen aus Polen, Deutschland, Belarus und der Ukraine
Foto: Uwe Hankamp

Spezielles Können
Auch für die Gäste der Gedenkfeier – Sylwia Jaskulska vom Marschallamt und Alina Kuzborska von „Borussia“ – war eine Erlaubnis notwendig; Jedwabnos Gemeindevorsteher Sławomir Ambroziak hatte es da leichter. Auch eine andere Genehmigung kam dem Workcamp zugute. Daniel Kuciński aus der Nähe von Locken (Łukta) darf nämlich eine Motorsäge bedienen: „Ich war an einer Forstschule und habe damals einen Sägekurs gemacht.“ Das machte das Entfernen kleinerer Bäume und die Reparatur des Zauns um den Friedhof deutlich einfacher. Nach intensiver Arbeit blickten die insgesamt 15 jungen Teilnehmer aus Polen, Deutschland, Belarus und der Ukraine stolz auf die wieder lesbaren Inschriften und legten vor dem Friedhofsdenkmal Holzscheiben mit den Fahnen ihrer jeweiligen Länder nieder.

Feier auf dem gesäuberten Friedhof mitten im Wald
Foto: Uwe Hahnkamp

Über die Arbeit hinaus
Doch das Workcamp bedeutet mehr als nur Arbeit. Die jungen Menschen werden mit dem Land und seiner Geschichte konfrontiert. Vor allem aber freuten sie sich darüber, neue Freunde finden zu können. „Die gemeinsame Arbeit und die Ausflüge schweißen zusammen“, findet Lukas Reinke. Daniel Kuciński schlägt in die gleiche Kerbe. „Wir waren in Warschau und Danzig und mit dem Kajak unterwegs; da lernt man sich kennen.“

Bleibt die Frage, wohin es im nächsten Jahr geht. „Wir haben einen Friedhof hier in der Nähe im Auge, der für ein Workcamp sehr gut geeignet ist. Wir kommen also wieder in diese Ecke“, beschreibt Michael Kupiec die ersten Pläne für 2023.

Uwe Hahnkamp

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