Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zu Weihnachten und Neujahr vom Bischofsvikar Dr. Peter Tarlinski

25. Dezember 2018 bis 1. Januar 2019

„Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf.“

 

Minderheitenseelsorger Pfarrer Peter Tarlinski

Die Zeit vor Weihnachten und das Hochfest der Geburt Jesu Christi führen uns vor Augen mehrere wichtige Themen, die verinnerlicht werden möchten. Das braucht Zeit. Wir haben heutzutage zahlreiche „Zeitsparrer“ zur Verfügung, die uns so manche Arbeit abnehmen und dennoch haben wir keine Zeit. Schon gar nicht für Besinnung. Diese ist uns irgendwie aus dem Sinn gekommen. Wir nehmen an vielen kirchlichen Feierlichkeiten teil, eher mit dem Leib als mit der Seele. Weihnachten bietet uns in diesem Jahr Möglichkeiten an, in denen wir uns Zeit zum Nachdenken nehmen können. Dies ist durch die Überbrückungstage zwischen den Festen und Sonntagen des ausklingenden Kalenderjahres 2018 gegeben. Hier einige Anregungen als Leitthemen für Weihnachten und das Neue Jahr.

 

Jesus Christus ist geboren. Gott ist Mensch geworden

Das Wort hat Fleisch angenommen, um unter uns sichtbar zu wohnen. Schon zu Beginn des Advents machte Papst Franziskus darauf aufmerksam indem er sagte: „Es ist kein Baum, sondern Jesus geboren“. Das Weihnachtsfest wurde inzwischen so weit verweltlicht, dass es sich um Geschenke, Einkaufsschnäppchen und gutes Essen dreht. Die liturgischen Texte vermitteln andere Inhalte: „Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht; über denen, die im Land der Finsternis wohnen, strahlt ein Licht auf“ – kündigt der Prophet Jesaja an. „Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens. Seine Herrschaft ist groß, und der Friede hat kein Ende“ (Jes 9,5-6). Im Evangelium nach Lukas verkünden die Engel: „Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.“ Die Menschwerdung Gottes ist ein Geschenk für alle. Jesus kommt auf uns zu. Nehmen wir ihn als Gott und Mensch in unser Leben auf?

 

Geburt Jesu Christi. Ein Gemälde aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien.
Künstler: Meister von Großraigern Rajhrad

 

 

Das Licht durchdringt die Finsternis

Der abnehmende Tag und die zunehmende Dunkelheit begleiten uns vor Weihnachten. Das Übergewicht von Finsternis lässt umso mehr auf das Licht hoffen, warten und es annehmen. Jesus ist das Licht der Welt. Die Aktion „Friedenslicht aus Bethlehem“ bringt es zum Ausdruck. Sie wurde 1986 in Oberösterreich ins Leben gerufen und inzwischen von über 30 europäischen Ländern übernommen. Nach Polen wurde das Licht aus Bethlehem 1991 zum ersten Mal gebracht. In Deutschland wird dieses Licht 2018 unter dem Motto „Frieden braucht Vielfalt – zusammen für eine tolerante Gesellschaft“ von den katholischen Pfadfindern verteilt. In Polen geht es genauso unter dem Leitspruch: „Ein Licht, das verbindet“. In beiden Ländern wird dadurch die Sehnsucht nach einer gesellschaftlichen Einheit unter den Menschen vermittelt. Die sanfte Flamme der Kerze brennt, um das Dunkel der Kriege, des Hasses, der Trennung, Unterdrückung und Verfolgung, Missachtung und Ausgrenzung von Menschen symbolisch zu durchbrechen. Im Evangelium nach Johannes lesen wir: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. (…) In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst.“ Wie das Licht die Finsternis vertreibt, so kann Gott in der Macht seines Wortes die dunklen Seiten des menschlichen Lebens beseitigen. Dies gelingt nur dann, wenn wir auf Ihn hören. In der Liturgie des Weihnachtsfestes beten wir: „Allmächtiger Gott, dein ewiges Wort ist Fleisch geworden, um uns mit dem Glanz deines Lichtes zu erfüllen. Gib, dass in unseren Werken widerstrahlt, was durch den Glauben in unserem Herzen leuchtet.“

 

Die Stille macht Begegnungen möglich

Zu Weihnachten werden wir auf die Kraft der Stille aufmerksam gemacht. Die Lieder zu dieser Festzeit betonen es. Nach „Stille Nacht, heilige Nacht“ – werden die größten Ereignisse in der Stille geboren. Darauf wies schon das Alte Testament hin. „Nur in Umkehr und Ruhe liegt eure Rettung, nur Stille und Vertrauen verleihen euch Kraft“ – verkündet der Prophet (Jes 30,15). „Sei nur stille vor Gott, meine Seele; denn er ist meine Hoffnung, meine Hilfe und mein Schutz, dass ich nicht fallen werde“ – heißt es im Psalm 62. „Die Stille hat ihre Tiefe, die sich dem Menschen dann entschließt, wenn er an ihr teilnimmt“ – sagt Prof. Teresa Olearczyk von der A. Frycz Modrzewski-Akademie in Krakau. „Stille kann den auf Gott bezogenen Charakter erhalten und auf Kontakte mit den Menschen ausgerichtet sein. Sie ist ein persönliches, individuelles Erlebnis auf dem Weg zur Vollkommenheit.“ Sie führt zur Weisheit, da sie einen Zeitraum bildet, in dem der Mensch denkt, sich selbst und das Leben reflektiert, erkennt, einschätzt, überprüft und Entscheidungen trifft. Stille gestaltet die menschliche Persönlichkeit mit. Es reicht nicht über die Stille zu sprechen – nach ihr muss man greifen!

 

In diesem Sinne gesegnete, lichtreiche und stille Weihnachten und ein von Gott geschütztes und geleitetes Neues Jahr.

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