Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Pfingstsonntag von Pastor Wojciech Pracki

Lesungen: 1. Buch Mose 11,1-9;
Johannesevangelium 14,15-27
Predigt: Römerbrief 8,1-11

Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, so anders Gottes Geist in euch wohnt. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein. Römerbrief 8,9

Spannung zwischen Fleisch und Geist
Wenn Sie das 8. Kapitel des Römerbriefes genau lesen, stellen Sie fest, Paulus ist sehr radikal und erwartet von uns zu viel. Wie kommtes dazu? Erbevorzugt das Geistige, erhebt es. Zugleich wird das Fleischliche, Leibliche erniedrigt und als sündhaft und wertlos geschildert. Es geschah auch in der Kirche, dass dieser und andere Texte des Völkerapostels so einseitig verstanden wurden. Wenn nun das Leibliche so minderwertig ist, soll man darauf verzichten und sich auf das, was Geistig ist,fokussieren. Dabei scheint mir das als sehr schwer, wenn nicht sogar unmöglich.
Wennein Kind auf die Welt kommt, stehen seine leiblichen Bedürfnisse an erster Stelle – satt sein, ausschlafen, die Wärme der Mutter fühlen, die Windel darf nicht voll sein usw. So geht es auch weiter im Leben. Das oben erwähnte gehört zu unseren Grundbedürfnissen. Dazu kommt später auch der sexuelle Bereich. Leiblichkeit determiniert uns, sie beeinflusst unsere Identität.

Auch wenn Paulus die Leiblichkeit in besonders schlechtem Licht darstellt, müssen wir feststellen, dass uns der Liebe Gott auch so leiblich schuf. So können wir unsselbst als zerrissenempfinden – zwischen dem leiblichen und geistigen Aspekt unserer Existenz. So kommt es zur Spannung. Es gab ja in der Kirchengeschichte extreme Reaktionen, wie weitgehende Askese, Eremitenbewegungen, Klosterleben usw. Als evangelischer Christ empfinde ich es alsfremd.

Was sollen wir nun damit machen? Als Menschen sind wir auf das Leibliche eingestellt und können nicht anders. Ich denke, es ist auch nicht Gottes Erwartung, dass wir nur beten, die Bibel lesen und nichts Produktives im Leben machen. Zum Leben im Geist gehören der Gottesdienst, die Frömmigkeitspraxis, wie Gebet, Bibellektüre, Sakrament usw., aber auch das Ablegen unseres christlichen Zeugnisses – in Wort und Tat. Dazu gibt es genug Möglichkeiten in Familie, Bekanntenkreis, Schule, Arbeitsplatz und auch den Unbekannten gegenüber. Dabei darf unser Christsein nicht nur auf ein moralethischesHandeln begrenzt sondern muss zum Glaubensbekenntnis werden.

Gott hat uns auf die Erde gestellt und unseren Füßen breiten Raum gegeben. Dabei gab er uns die Aufgabe, Ihn zu befolgen. Unsere Füße sind im leiblichen Bereich, aber unsere Augen sollen nach oben in den Himmel schauen. Was wir vom Himmel, von Gott bekommen, ermöglicht uns, nicht zu stolpern. Und geistlich im leiblichen Bereich zu wirken. Neulich hörte ich, dass Polen zurgrößten NGO (Non Government Organisation) der Welt wurde – wegen der Aufnahme von 2 Mio. ukrainischer Flüchtlinge. Das ist ethisches Handeln, aber für viele auch das Zeugnis, das aus dem geistigen Leben hervorgerufen wurde. Gott sei Dank! Amen.

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