Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Sonntag von Bischofsvikar Peter Tarlinski

15. Sonntag im Jahreskreis

1. Lesung:Dtn 30,9c-14
2. Lesung: Kol 1,15-20
Evangelium: Lk 10,25-37

Über die Liebe in den Ferien zu schreiben, ist sehr angenehm. Dabei denke ich an die berufs- und schulfreie Zeit, in der wir uns vornehmen, für Gott und die Nächsten mehr da zu sein. Im Evangelium nach Lukas wird beides hervorgehoben. Als Antwort auf die Frage eines Gesetzeslehrers, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben, verwies ihn Jesus auf das Gesetz. In diesem ist zu lesen: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Jesus sagte zum Gesetzeslehrer: „Handle danach und du wirst leben! Der Gesetzeslehrer wollte sich rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster?“

Die Antwort fällt in unserer Zeit unterschiedlich aus. Die häufigste Sicht der Dinge ist diese: Ich bin mir selbst der Nächste. Jesus erzählt uns die Geschichte vom barmherzigen Samariter, der einem unbekannten Mann, der von Räubern überfallen wurde, geholfen hat. An dem halbtoten Menschen gingen die Amtsträger, ein Priester und ein Levit, vorüber. „Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam zu ihm; er sah ihn und hatte Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein eigenes Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. Und am nächsten Tag holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.“

Mit diesen Worten will uns Jesus dafür sensibilisieren, dass jeder Mensch unser Nächste sei, besonders, wenn er in Schwierigkeiten geriet und zum Bedürftigen wird. Dazu gehören nicht nur unsere Familienangehörige, Freunde und Bekannten. Auch die Fremden sind unsere Nächsten.

Vor diesem Hintergrund steht mir die Situation der Menschen in der Ukraine vor Augen. Sie wurden räuberisch von Putins Militär überfallen. Sie sind wie halbtot. Immer mehr Gebiete werden vom Aggressor besetzt. Ständig werden Menschen vertrieben, ins russische Inland deportiert.Viele von ihnen an der Front und unter den Zivilisten sind verwundet. Den Eindruck werde ich nicht los, dass die Amtsträger in Politik und Wirtschaft an den bedürftigen Menschen, an ihrer Not, vorübergehen. Sie sehen, was geschieht, schalten sich aber nicht ein. Die „Samariter“ von heute, die selbst wenig besitzen, organisieren die Hilfe, bringen in die Ukraine Lebensmittel, Medikamente, Reinigungsmittel und anderes Material, um auch die Wohnungsnot zu lindern.

Die Menschen in der Ukraine brauchen vor allem eine Unterstützung, um „den Räuber“ aus ihrem Land heraus zu bekommen. Daher stellt sich alles eher traurig da, als würde die Welt zuschauen, wie ein 46 Millionen Volk verblutet. Dabei stürzen sich schon die Mächtigen dieser Welt auf die ersten Plätze, um die Ukraine aufzubauen. Hier kann verdient werden. Das ist lukrativ. Der Mensch selbst bleibt finanziell unattraktiv. Ist denn die Liebe abgestorben? Nein! Sie wird in den „Samaritern“ von heute überleben.

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