Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Sonntag von Bischofsvikar Peter Tarlinski

 

2. Sonntag im Jahreskreis – B

1. Lesung: 1 Sam 3,3b-10.19
2. Lesung: 1 Kor 6,13c-15a.17-20
Evangelium: Joh 1,35-42

 

 

In diesem Augenblick der Geschichte, den wir erleben dürfen, ist eine klare Orientierung kein selbstverständlicher und einfacher Bestandteil unseres Alltags. Die Corona-Virus-Zeit setzt sich aus vielen Ereignissen und Entscheidungen zusammen, die nicht eindeutig sind und vielleicht auch nicht zweifelsfrei sein können. Auf der einen Seite sollen die Beschränkungen unserer Bewegungs- und Begegnungsfreiheit greifen. Anderseits entstehen Hoffnungen durch den Impfstoff gegen Covid-19 und seine Mutationen, die einenbaldigen Übergang zur Normalität in Aussicht stellen. Was immer unter Normalität verstanden wird, der Weg dorthin ist nicht frei von Zweifeln, Fragen, Enttäuschungen, Schmerzen, Todeserfahrungen, Insolvenzerklärungen, Bildungs- und Betreuungsproblemen, Impfstoffdiskussionen und vielem mehr. Zunehmend lauter wird die Sehnsucht nach einheitlichen Handlungsprinzipien, nach Klarheit, nach Regeln, die alle befolgen, nach Auswegen, die eindeutig zum Licht am Ende des derzeitigen Tunnels führen. So sehr allen die Freiheit lieb, wichtig und unantastbar ist, eine Orientierung in der jetzigen Lage wird innig erwünscht.

 

 

Orientierung braucht der Mensch auch im Leben aus dem Glauben. Denn, wie es im Schott-Kommentar zu der Sonntagsliturgie heißt: „Leben bedeutet für den Menschen wachsen und reifen – und immer wieder lernen. Man ist so lange ein lebendiger Mensch, als man bereit ist, es zu werden. Das Große wäre es, jeden Tag und jede Stunde zu wissen: Hier ist mein Weg, hier meine Aufgabe, hier begegnet mir Christus und da begegne ich meinen Nächsten, die mir wichtig sind und für die ich wertvoll bin.“ Im Leben sicher zu stehen und sicher zu gehen schenkt Geborgenheit und lässt den Menschen zufrieden sein.

 

 

Eine wichtige Quelle der Orientierung im Leben sind die Worte Gottes. Die erste Lesung beschreibt die Berufung Samuels zum Propheten und letzten Richter im Volk Israel. Seine Wirkungszeit fällt in das 11. Jahrhundert vor Christus. Samuel war es, der mit den Königen Saul und danach David zusammenwirkte. Seine prophetische Kraft und seine klugen Entscheidungen hatten seinen Ursprung in den Worten Gottes. Samuel selbst hörte auf die Weisungen des Herrn, befolgte und vermittelte sie. Sie gaben ihm Orientierung,prägtensein persönliches Leben und letztendlich die Geschichte eines ganzen Volkes.

 

 

Einen, der gekommen ist, um Orientierung zu geben, haben wir an Weihnachten gefeiert: Jesus, den Messias, den Sohn Gottes, einen, der sich selbst angeboten hat, die Menschen sicher in die Zukunft zu führen. Jesus, der Lehrer und Meister, stand und steht unter den Menschen. Zunächst folgten ihm zwei Jünger Johannes des Täufers. Es waren Andreas und sein Bruder Simon Petrus. Nach ihnen kamen die nächsten. Heute sind wir eingeladen, Jesus nachzufolgen und auf seine Worte zu hören. In ihnen liegt die Orientierung für uns und die Welt. In ihnen liegt die Kraft zur gemeinsamen Überwindung der schwierigen Corona-Virus-Krise.

 

 

„Leben bedeutet für den Menschen wachsen und reifen – und immer wieder lernen.“

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