Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Sonntag von Pastor Wojciech Pracki

Sonntag Judica
Lesungen: 1. Mose 22,1-14; Hebräer 5,7-9
Predigt: Markusevangelium 10,35-45
Sie sprachen zu ihm: Gib uns, dass wir sitzen, einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit. Markusevangelium 10,37

Der Wunsch nach Macht und Pracht
Hatten Sie nie den Wunsch, wie Ihr Idol zu sein? Ein Superstar? Noch als Kind habe ich mich in die Musik der britischen Band Queen verliebt. Aber denken Sie bitte nicht, dass ich der neue Freddie Mercury sein wollte. Irgendwie war mir der Gitarrist Brian May viel lieber – mit seinen langen lockigen Haaren und selbstgebauter Gitarre! May und seine Riff’s sind für mich immernoch das absolute Highlight bei Queen, abgesehen davon, dass Queen nicht Queen wäre ohne die drei anderen Musikgenies. Na ja, Haare ließ ich mir nie wachsen, außerdem sind sie nicht lockig. Gitarrespielen – nach vielen gescheiterten Lernversuchen hab ich’s aufgegeben. Was ist aus mir geworden – ein einfacher evangelischer Pfarrer, der manchmal im Kirchenchor mitsingt. Kein zweiter Brian May. Ich bin aber nicht traurig und führe ein glückliches Leben. Musik von Queen und Soloalben von May höre ich immer sehr laut auf der Autobahn. Meine Konfirmanden/innen, können davon was erzählen.
Ich denke, wir alle haben manchmal den Wunsch, jemand anderes zu sein – Fußballer/in, Schauspieler/in, Sänger/in usw. Es gibt auch Menschen, denen Popularität nicht so wichtig ist. Es geht aber mehr ums Geld, Macht, Einflüsse, Beziehungen, Positionen. Nicht anders ist es vielleicht mit unseren zwei Jesusjüngern, den Boanerges – Söhnen des Donners – aufgrund ihresdonnerigen Charakters so genannt. Sie wollten an Jesu Rechten und Linken in seinem Königreich sitzen. Wenn nicht der Chef selbst sein, dann zumindest so nahe wie nur möglich!

Kennen wir das nicht auch von heute? Man kann Präsident Russlands sein, aber Ukraine und andere Länder in Besitz zu haben, kann doch nicht schaden – Menschenleben und Würde spielt dabei keine Rolle! Beispiele von dem, was Menschen begehren,finden wir auch heute tausendfach.

Jesu Antwort ist klar. Ihr könnt aus meinem Kelch trinken und mein Schicksal teilen (Die beiden wissen noch nicht, dass der Kelch bitter ist und das Schicksal am Lebensende tragisch sein wird), aber es ist nicht meine Aufgabe, euch groß oder klein vor anderen Menschen zu machen. Jesus ist kein Automat, keine Maschine, die unsere Wünsche und Träume nach Macht, Pracht und Ruhm erfüllt. Ihm geht es um Erlösung der Menschen, nicht um ihre weltliche Position, sondern um die Position vor Gott!
Träume zu haben ist nicht schlecht. Es wäre doch traurig ohne Fantasie. Die Frage ist nur,ob ihre Verwirklichung uns selbst und anderen Menschen nicht schadet.

Ich genieße es, einfacher Pfarrer zu sein und zittere vor Freude, wenn ich mit meinen Konfirmanden/innen in unserem Gemeindebus fahre und wenn wir gemeinsam Love ofmylife oder Princes oftheuniverse singen. Ohne lange Haare und ohne Gitarre – es geht ja auch!

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