Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Wort zum Sonntag von Pastor Wojciech Pracki

II Adventssonntag
Jacobusbrief 5,7-8
Lukasevangelium 21,25-33
Predigttext – Jesajabuch 63,15-19


Bist du doch unser Vater; denn Abraham weiß von uns nichts, und Israel kennt uns nicht.
Du, Herr, bist unser Vater; »Unser Erlöser«, das ist von alters her dein Name. Warum
lässt du uns, Herr, abirren von deinen Wegen und unser Herz verstocken, dass wir dich nicht fürchten? Kehr zurück um deiner Knechte willen, um der Stämme willen, die dein Erbe sind! Jes. 63,16-17

 

Die Schuld in sich selbst suchen und finden

Neulich bin ich von einer Frage stark überrascht worden – Feiert ihr, evangelische Christen, Advent? – Ja. Schon, aber nur ein Mal im Jahr, innerhalb von vier Sonntagen – war meine Antwort. Ich freue mich immer über die Adventszeit und alles, was damit verbunden ist. Nach der traurigen Atmosphäre des Endes des Kirchenjahres kommen dann fröhliche Adventslieder – “Macht hoch die Tür”, “Freue dich Tochter Zions” und andere. Meine Frau und Tochter zelebrieren auch immer die Anfertigung und Schmückung des Adventskranzes, was ja eine stark verwurzelte evangelische Tradition ist. Die Adventszeit ist also eine vierwöchige Periode der fröhlichen Erwartung auf das Kommen Jesu Christi in die Welt.

Nicht alles ist aber so glitzernd und erfreulich. Die Vorbereitung bezieht sich auch aufs ehrliche ins Spiegel schauen, auf das Feststellen unseres Versagens und Schuld. Wir freuen uns über die Person Jesu Christi, die auf die Welt kommt, um uns von der Sünde zu erlösen. Anderseits merken wir, das wir in der Sündhaftigkeit feststecken und ohne Hilfe von Außen nicht herauskönnen. Das Heil vom Himmel nähert sich uns, aber es zeigt uns auch unsere Unfähigkeiten und Mängel.
Der Verfasser des 63. Kapitels des Jesajabuches klagt über Gott, der sich von seinem Volk abgrenzt: „Wo bist du Gott, stehe nicht an der Seite, wir brauchen dich! Auch, wenn Abraham uns nicht kennt und Israel uns nicht anerkennt!“ In diesen Worten finden wir die eigene Schulderklärung. Die Kinder Abrahams sind durch ihre Abkehr von Gott nicht mehr würdig Abrahams Kinder zu heißen. Sie verlieren aus eigener Schuld ihre Identität des heiligen Volkes. Das Bewusstsein kommt und lässt Schlussfolgerungen ziehen – Gott will nichts mehr mit uns zu tun haben, weil wir uns von Ihm so stark abgetrennt haben!
Liebe Leserinnen und Leser, wie ist es mit uns? Und wie ist unser Verhältnis zu Gott und zu uns selbst. Verstehen wir uns selbst als Kinder Gottes, oder haben wir die Identität schon verloren? Die Zeit des Advents ist eine fröhliche Periode, aber nur, wenn wir sie bewusst erleben, wenn wir Buse tun und unser Verhältnis zu Gott bedenken. Deswegen gibt die Adventszeit auch eine gute Gelegenheit Sünden zu bekennen und am Abendmahl teil zu nehmen. Nur so können wir wieder unsere Identität der Kinder Gottes gewinnen.

Als evangelische und katholische Christen feiern wir fröhlich die gesegnete Adventszeit. Sie kann aber nur dann fröhlich und feierlich sein, wenn wir unser Verhältnis auf die richtige Bahn bringen, was ich Ihnen und mir selbst vom Herzen wünsche!
Eine gesegnete Adventszeit! Amen.

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