Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Zeit für innovative Maßnahmen

Sabine Haake.
Sabine Haake.

Anfang der dritten Septemberwoche trafen sich Vertreter des Oppelner Konsulats mit Mitarbeitern der deutschen Minderheit (DMi) zu den jährlichen Planungsgesprächen bezüglich der Unterstützung der DMi durch die Mittel des Auswärtigen Amtes (AA). Łukasz Biły sprach mit der Oppelner Konsulin Sabine Haake über die Prioritäten im Hinblick auf die geförderten Projekte.

 

Frau Konsulin. Die Planungsgespräche zu Mitteln des Auswärtigen Amtes dienen nicht nur wie der Name hindeutet der Planung, sondern auch der Evaluierung. Wie bewerten sie die Kulturarbeit der deutschen Minderheit nach den Beobachtungen in ihrem Amt?

 

Ich bin nach meiner nun zweijährigen Beobachtung der Arbeit der verschiedenen Vereine und Organisationen von der Vielfalt und auch Anzahl der Projekte beeindruckt. Besonders die von vielen Vereinen mehr in den Vordergrund gestellte Jugend-und Spracharbeit erachte ich für den Erhalt der Minderheit als sehr wichtig. Zum Beispiel das woiwodschaftsweite Projekt der „Miro deutschen Fußballschule“ oder auch die „Jugendbox“ und die „Samstagskurse“ halte ich für sehr wichtige Maßnahmen. Grundsätzlich begrüße ich jedwedes Engagement, denke jedoch, dass noch mehr ein erneutes Prüfen der Maßnahme im Verein hinsichtlich der Nachhaltigkeit und Wirkung des geplanten Projekts für die Minderheit stattfinden könnte. Eine ganze Reihe von ihnen wird seit nunmehr zehn Jahren oder länger in mehr oder minder gleicher Form durchgeführt, da wäre ein kritischer Blick durchaus von Nutzen. Ein anderer Aspekt, den ich mir noch mehr in Maßnahmen wünschen würde, ist die Beschäftigung mit dem aktuellen Deutschlandbild und Themen, die die Jugend ansprechen. Auch die Professionalisierung der Kulturarbeit ist ein Thema, das bereits erkannt und angegangen wurde, auch dort gilt es weiter voranzuschreiten.

 

Besonders hat mich dieses Jahr gefreut, dass eine ganze Reihe der Organisationen Projekte auch dem 25-jährigen Jubiläum der Unterzeichnung des Deutsch-Polnischen Nachbarschaftsvertrags gewidmet haben und viele von ihnen auch Gäste aus Deutschland oder andere Minderheiten zu Besuch hatten und in die Projekte mit einbezogen haben.

 

Mittel von welcher Größenordnung stehen für die Unterstützung der deutschen Minderheit dem Konsulat zur Verfügung?

 

Wir hatten im Haushaltsjahr 2015 insgesamt eine Summe von 437.000,00€ zur Förderung der deutschen Minderheit zur Verfügung, wobei wir 7.000,00€ zusätzlich erhalten haben, um das „Kulturfestival der Deutschen Minderheit“ in Breslau im September 2015 zu unterstützen.

 

Im Haushaltsjahr 2016 stehen uns, genau wie für 2013 und 2014, erneut 430.000,00€ zur Verfügung, von denen bereits ein großer Teil für Projekte abgerufen wurde.

 

Haben sie eigentlich „Lieblingsprojekte“? Eine konkrete Initiative, die besonders gerne gefördert wird?

 

Meine „Lieblingsprojekte“ sind eher innovative Maßnahmen, die alle Generationen ansprechen, mehrere Organisationen zusammenbringen und die polnische Mehrheit mit einbeziehen. Dabei reichen Projekte von „Märchennächten“, „Tag der offenen Tür“, „kreisweites Künstlertreffen“ über „Hörclub an Kindergärten“, zu „Geschichte auf interessante Art erleben“ (z.B. per Fahrrad), kreisweite Theateraufführungen in deutscher Sprache, thematische Auseinandersetzung z. B. die „internationale Konferenz zu Dr. Ludwig Guttmann“ (Begründer der Paralympischen Bewegung und somit gerade dieser Tage sehr aktuell) bis hin zu Konzerten, wie „das verstummte Lied – Musik der zerstörten Synagogen“ oder auch politische Diskussionen z.B. mit Dr. Hans-Gert Pöttering.

 

Was wär ihrer Meinung nach ein ideales Projekt? Welche Merkmale müsste es haben?

 

Ein ideales Projekt sollte die Minderheit voranbringen, möglichst alle Generationen ansprechen, über den Tellerrand hinaus blicken, das heißt, auch Nachbarvereine und die polnische Mehrheit mit einbeziehen. Idealerweise wäre auch die Einbindung von Gästen aus Deutschland wünschenswert. Gerade das organisationsübergreifende Zusammenwirken könnte in der Minderheit noch gestärkt werden. Ein Beispiel: bei den Eltern, die ihre Kinde in den „Miro deutschen Fußballschulen“ anmelden, könnte durch das Haus der Deutsch Polnischen Zusammenarbeit und die Deutsche Bildungsgesellschaft Werbung für zweisprachige Erziehung und das neue Schulbuch „NIKO“ betrieben werden.

 

Einige meinen, dass man für Erfolg große Mittel braucht, andere setzten wiederum auf Kleinprojekte, zu welcher Gruppe gehören Sie?

 

Ich denke, beide Ansätze sind richtig. Man sollte durchaus weiterhin kleinere und größere Projekte anbieten, denn die Zielgruppen sind unterschiedlich. Allerdings sollte jedes Projekt bei der Planung ein konkret definiertes Ziel haben und die Erreichung des Ziels hinterher auch ehrlich evaluiert werden. Nur durch das kritische Hinterfragen lassen sich für die Zukunft Verbesserungen erarbeiten. Manchmal wird man feststellen, dass der Erfolg unerwartet hoch, manchmal vielleicht auch geringer als erhofft ausfiel.

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