Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Ziel in Sicht – Interview mit Paul Ryborz vom Eichendorff-Kultur-und-Begegnungszentrum

Theateraufführung “Das Schloss Dürande”, 2016 in Lubowitz. Foto: http://www.eichendorff.pl/index.php/de/

 

Das Lubowitzer Eichendorff-Kultur-und-Begegnungszentrum wurde vor 20 Jahren ins Leben gerufen. Marie Baumgarten sprach mit dem Geschäftsführer der Stiftung, Paul Ryborz.

 

 

Herr Ryborz, Sie feiern am 10. März den 230. Geburtstag des romantischen Dichters Joseph von Eichendorff. Erinnern Sie sich noch, als Sie das erste Mal in Lubowitz einen Eichendorff-Geburtstag offiziell gefeiert haben?

Daran kann ich mich noch gut erinnern. Es war der 13. März 2010, der erste von mir organisierte 222. Geburtstag von Joseph von Eichendorff. Zu der Gedenkfeier kamen damals der Ur – Urenkel des Dichters Georg Michael Freiherr von Eichendorff Graf Strachwitz mit Ehefrau Ute Danne. Er hielt einen Vortrag über den gegenwärtigen Stand der Familie. Als Andenken nahm er sich aus Lubowitz eine Mistel aus einem alten Baum, der in der Nähe der Schlossruine wuchs, nach Iserlohn mit.

 

 

 

Nun feiert man nicht nur den Geburtstag des Dichterfürsten. Es gibt zahlreiche Eichendorff-Veranstaltungen in Lubowitz. An welche erinnern Sie sich besonders gern?

 

Seit 2012 gibt es am Lubowitzer Eichendorffschloss jedes Jahr im Spätsommer eine Theateraufführung. Besonders gern erinnere ich mich an die Aufführung von Eichendorffs Novelle „Das Schloss Dürande“ im Jahr 2016. Am Ende der Novelle brennt das Schloss. Und es ist uns gelungen, das realistisch darzustellen. In der Mitte der Schlossruine brannte ein riesiges Lagerfeuer. Das war sehr effektvoll.

Ein besonderes Ereignis war auch 2011 der Besuch von zwei Japanerinnen – Germanistinnen, Aki Mizumori mit Freundin Risa. Ich habe damals erfahren, dass es einen Eichendorffverein auch in Japan gibt. Das hat mich überrascht, aber sehr gefreut und ich habe Frau  Aki Mizumori versprochen, dass ich sie regelmäßig per E-Mail über die kulturelle Tätigkeit des OEKBZ informiere, was ich auch bis heute tue.

 

 

 

1998 wurde das Eichendorff-Kultur-und-Begegnungszentrum (OEKBZ) notariell gegründet. Sie haben in diesem Jahr also doppelten Grund zum Feiern! Wie lebendig ist denn das OEKBZ heute, nach 20 Jahren?

Das OEKBZ hat einen eigenen Verlag, „Editio Silesia“, der seit dem Jahr 2003 verschiedene Verlagszyklen herausgibt. Es finden Eichendorff-Geburtstag- und Todestag- Gedenkfeiern statt, Theateraufführungen, Konzerte und Kulturtreffen. In einer ehemaligen Schule haben wir eine Eichendorffgedenkstube und Regionalstube mit archäologischer Ausstellung eingerichtet und bieten dazu zweisprachige Führungen an.

Das Zentrum bietet auch 24 Zimmer zur Übernachtung an und einen Bankettsaal mit Gastronomie für Konferenzen und Familienfeiern. Wir haben also ein reiches Angebot, leider wird das von der jungen Generation wenig genutzt. Gleichzeitig stirbt die interessierte ältere Generation aus, und Besucher aus Deutschland kommen auch nicht mehr so oft. Das ist ein Problem. Und sehr schade.

 

 

 

Seit Langem ist das Ziel des Eichendorff-Kultur-und-Begegnungszentrums, das Geburtsschloss von Eichendorff wiederaufzubauen. Es ist seit Kriegende eine Ruine und befindet sich im Besitz der Stiftung. Wie fortgeschritten und konkret sind diese Pläne? Ist ein Wiederaufbau tatsächlich realistisch?

Mit der Entscheidung des Kuratorenrates der Eichendorffstiftung vom  31. März 2017 nimmt das Eichendorffzentrum an einem grenzüberschreitenden EU-Programm teil gemeinsam mit der Gemeinde Gaszowice im Kreis Rybnik sowie der Tschechischen Republik, und zwar der Stadt Kravare und der Gemeinde Litultovice. Gemeinsam haben wir ein Projekt namens „Die schlesische vier – auf der Piste der stürmischen Geschichte der Region“ ausarbeitet.

Es geht dabei um die Geschichte sowie Architektur der schlesischen Region, welche die vier Partner verbindet. Jeder Partner verfügt über ein Schloss oder, wie in unserem Fall, eine Schlossruine. Sie sollen im Rahmen des Projekts renoviert oder aufgebaut werden. In Lubowitz soll nur der östliche Teil der gegenwärtigen Schlossruine aufgebaut werden. Der Rest der Ruine soll als Mahnmal stehen bleiben

Es soll auch ein historischer und architektonischer Fußpfad, hauptsächlich zwischen den Partner, ausgearbeitet werden. Es sollen Begegnungen zwischen den Anwohnern sowie Konferenzen und Seminare stattfinden.

Das fertige Projekt mit allen Anlagen wurde fristgemäß am 27. September 2017 an das Hauptbüro des Programms in Olomouc (Olmütz) überreicht.

Die Entscheidung, ob die Realisierung genehmigt wird, soll bis Ende  März 2018 entschieden werden. Die Realisierung ist vom 01.10.2018 bis zum 31.03.2021 vorgesehen. Also, in diesem Sinne sieht der Wiederaufbau des östlichen Teils der Lubowitzer Schlossruine tatsächlich realistisch aus.

 

 

 

Haben Sie eigentlich ein Lieblingsgedicht?

Von den 608 veröffentlichen Gedichten Eichendorffs gefällt mir das Gedicht „Morgengebet“ am besten. Fast ebenso gut gefällt mir „Mondnacht“. Aber ich singe auch gerne die Gedichte „Der frohe Wandersmann“, sowie „Die Untreue“.

 

 

 

Sie haben fünf Enkelkinder, das sechste ist auf dem Weg. Können die eigentlich auch schon Eichendorff rezitieren?

Zwei von ihnen haben über Joseph von Eichendorff schon etwas erfahren. Auswendig rezitieren können sie noch nicht. Aber das kommt noch.

 

Das Oberschlesische Eichendorff-Kultur- und Begegnungszentrum (OEKBZ)

wurde als eine Stiftung am 03.04.1998 notariell gegründet. Am 12. Juli 2000 fand die offizielle, feierliche Eröffnung der Eichendorff-Begegnungsstätte statt. Seit 2009 ist Paul Ryborz  hauptberuflicher Leiter (Geschäftsführer).

 

 

 

Hier einige Impressionen von der Veranstaltung in Lubowitz

 

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