Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Zum Jahrestag des Endes der Kampfhandlungen

Gestern lud der Verband deutscher Gesellschaften (VdG) auf den St. Annaberg zu einer Heiligen Messe für alle Opfer der Kämpfe in Oberschlesien im Jahre 1921 ein. Das Datum ist nicht zufällig, denn genau am 5. Juli vor hundert Jahren endeten die Kämpfe um diese Region.

Pfr. Prof. Peter Tarlinski zelebrierte die Messe.
Foto: R.Urban

 

Heilige Messe in der Annaberger Basilika für alle Opfer der Kampfhandlungen in Oberschlesien im Jahr 1921
Foto: R.Urban

 

Heilige Messe in der Annaberger Basilika für alle Opfer der Kampfhandlungen in Oberschlesien im Jahr 1921
Foto: R.Urban

 

Heilige Messe in der Annaberger Basilika für alle Opfer der Kampfhandlungen in Oberschlesien im Jahr 1921
Foto: R.Urban

 

Der Hl. Messe in der Annaberger Basilika stand der Seelsorger der nationalen Minderheiten, Pfarrer Dr. Piotr Tarlinski, vor, der in seiner Predigt die versöhnende Funktion der Eucharistie betonte. „Damit es nicht wieder zu solchen Situationen wie 1921 oder in jedem anderen Krieg kommt, brauchen wir die Eucharistie. Sie ist ein Symbol der Versöhnung und des Friedens. Deshalb sollten wir uns über den Gräbern hinweg die Hände reichen, um die Zukunft in Freundschaft und Frieden aufzubauen”, sagte Pfarrer Tarlinski.

 

An den Gräber deutscher und Polnischer Kämpfer um Oberschlesien wurden Kränze niedergelegt.
Foto: R.Urban

 

An den Gräber deutscher und Polnischer Kämpfer um Oberschlesien wurden Kränze niedergelegt.
Foto: R.Urban

 

Erneut ein einseitiges Gedenken an die Opfer

Ein Zeichen der Versöhnung war die erneute Blumenniederlegung – nach dem 2. Mai und dem 6. Juni – auf den Gräbern der deutschen und polnischen Teilnehmer an der Schlacht um den St. Annaberg 1921, die auf dem dortigen Friedhof beigesetzt wurden. Trotz der Einladung waren auch diesmal, wie der VdG-Vorsitzende Bernard Gaida später sagte, keine Vertreter der polnischen Seite bei dem Akt zugegen. „Wir haben beschlossen, dass wir selbst als Deutsche, deutsche Schlesier, nicht über den Gräbern der Opfer über ihre Beweggründe streiten werden, sondern wir werden uns verneigen, um sie alle zu ehren. Genau das erwarten wir aber auch heute und morgen von allen, sowohl im historischen Narrativ als auch bei Gedenkfeiern jeder Art“, so Bernard Gaida.

Anschließend gingen die Teilnehmer zum Pilgerhaus, wo sie eine Ausstellung des Hauses der deutsch-polnischen Zusammenarbeit über das Jahr 1921 in Oberschlesien und einen diesem Thema gewidmeten Film des Oberschlesischen Museums in Ratingen sehen konnten. In seiner Einführung erklärte Bernard Gaida, warum die deutsche Minderheit Wert auf die Feier des Endes der Kampfhandlungen legt. Denn der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs werde nirgendwo mit Stolz und Freude gefeiert, während in Schlesien im Mai stets der Eindruck entstehe, dass man die Gesellschaft, Schüler, Fernsehzuschauer und Gläubige in den Kirchen dazu anhält, stolz und freudig über den Ausbruch dieses Konflikts zu sein.

 

„Im Gegensatz zu der seit 100 Jahren akzeptierten Vorstellung, den Ausbruch des Dritten Aufstandes zu feiern, also den Ausbruch eines Konflikts, den Beginn eines Blutvergießens, oft eines Brudermordes, haben wir uns entschlossen, im Gebet dafür zu danken, dass das Töten endlich aufhörte, dass die Polen nach Polen, die Bayern nach Bayern zurückkehrten und die daheim gebliebenen Schlesier, obwohl menschlich gesehen die größten Verlierer, wieder friedlich miteinander zurechtkommen mussten“,

 

sagte Bernard Gaida.

 

Im Pilgerheim wurde dann über das Plebiszit in Oberschlesien im Jahr 1921 diskutiert.
R.Urban

 

Im Pilgerheim wurde dann über das Plebiszit in Oberschlesien im Jahr 1921 diskutiert. Hier VdG-Vorsitzender Bernard Gaida.
R.Urban

 

Im Pilgerheim wurde dann über das Plebiszit in Oberschlesien im Jahr 1921 diskutiert. Hier der Autor einer Ausstellung des HDPZ Dawid Smolorz.
R.Urban

 

Erinnerung von Lügen befreien

Gleichzeitig betonte der VdG-Vorsitzende, dass im öffentlichen Raum bis heute nur die eine Version der damaligen Ereignisse gepflegt wird, jene, die von einem spontanen Aufstand der schlesischen Bevölkerung spricht. „Die Delegiertenversammlung des VdG, das höchste Organ der deutschen Minderheit in Polen, fordert seit 2019, dass die Behörden aller Ebenen, anlässlich des 100. Jahrestages dieser Ereignisse, wahrheitsgemäß feiern, d. h. in dem Bewusstsein, dass die Mehrheit der Schlesier damals Oberschlesien innerhalb der deutschen Grenzen wollte und dieses beim Plebiszit auch zum Ausdruck brachte; dass der Aufstand von polnischem Territorium aus initiiert, bezahlt und befohlen wurde; dass die Alliierten, insbesondere die Franzosen, ihre eigene Politik der maximalen Schwächung Deutschlands und einer Übernahme der schlesischen Industrie verfolgten. Und schließlich, dass die Teilung nicht nur unsere Heimat, sondern auch Tausende schlesischer Familien zerbrach und die ersten Vertreibungen und Umsiedlungen in Schlesien verursachte“, sagte Bernard Gaida auf dem St. Annaberg und fügte würdigend hinzu, dass auch Freiwillige, z. B. aus Bayern, an den Kämpfen teilnahmen. „Doch kann man ausgerechnet sie als Saboteure bezeichnen, wenn sie ja die Integrität ihres Staates in Übereinstimmung mit dem Ergebnis des Plebiszits verteidigten?“, fragte er rhetorisch.

Die Feier des Endes der Kämpfe in Oberschlesien im Jahr 1921 soll zu einem festen Punkt im Kalender der von der deutschen Minderheit organisierten Jahrestage werden.

 

Rudolf Urban

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