Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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10 Jahre „Freunde Masurens“

 

10 Jahre ist der Verein „Freunde Masurens“ inzwischen aktiv, gegründet wurde er im August 2010. Auf der Jubiläumsfahrt nach Masuren wurde aber nicht nur gefeiert, sondern mit einer „Bank der Erinnerung“ in Sensburg und in Warpuhnen mit der Einweihung der renovierten Orgel in der evangelischen Kirche wurden zwei große Projekte abgeschlossen.

 

Die ersten Töne der restaurierten Orgel in Warpuhnen. An der Orgel: Dr. Susanne Borrek
Foto: Uwe Hahnkamp

 

Das wichtigste Projekt des Vereins „Freunde Masurens“ ist die Rettung der evangelischen Kirche in Warpuhnen, in der sein Vizevorsitzender, Pastor Fryderyk Tegler, getauft, konfirmiert und getraut wurde. Vor der Kirche stand 2010 Kerstin Harms und sagte im Blick auf ihren damaligen Zustand: „Wir werden die Kirche möglicherweise nicht retten können, aber wenn wir nichts machen, wird es nicht besser.“ Aus dieser Initialzündung heraus entstand sechs Wochen später der Verein, dessen Vorsitz Kerstin Harms von Anfang an und bis heute innehat.

 

 

„Geht nicht, gibt´s nicht“

Zehn Jahre sind vergangen. Es gab Hilfsaktionen für Bedürftige, es entstanden Kontakte und Kooperationen mit Schulen, Pfarrgemeinden, lokalen Verwaltungen und gesellschaftlich engagierten Vereinen wie denen der deutschen Minderheit in Sensburg oder Lötzen. Es konnten Brücken der Freundschaft gebaut, Vorurteile abgebaut und vielen Menschen geholfen werden. Hilfslieferungen, Gedenksteine auf Friedhöfen, die Vortragsreihe der „Sorquitter Gespräche“ – es sind viele Projekte, auf die der Verein stolz ist. Aber es sind die Menschen, auf die es ankommt. „Wir haben gute Beziehungen zu den Schulkindern, die Deutsch lernen, und bei einer Familie in Nikolajken bin ich inzwischen zweimal Patentante“, berichtet Kerstin Harms von der wichtigsten Motivation ihrer Aktivität, „Für sie setze ich, setzen wir, alles in Bewegung.“

 

Bank der Erinnerung

Genauso beim Bürgermeisteramt in Sensburg. Unter dem neuen Bürgermeister Dr. Stanisław Bułajewski konnten die „Freunde Masurens“ am 29. Juli auf dem früheren evangelischen Friedhof der Stadt die lang geplante „Bank der Erinnerung“ aufstellen. Besonders glücklich darüber sind Sofia Wojciechowska, die sich seit Jahren für den Friedhof einsetzt und Magdalena Lewkowicz, die als Lehrerin ein deutsch-polnisch-türkisches Jugendprojekt zur Reinigung des Geländes inszeniert hatte. Bei der Einweihung der „Bank der Erinnerung“ für die hier Ruhenden war auch der Landtagsabgeordnete aus Sensburg, Julian Osiecki, dabei, der die Arbeit der „Freunde Masurens“ seit Jahren unterstützt.

 

 

Die evangelische Kirche in Warpuhnen von außen.
Foto: Uwe Hahnkamp

 

Neu erklingende Orgel

Diese Hilfe der Menschen vor Ort ist ein Plus der Arbeit des Vereins. Ein Unternehmer, der das Dach der Kirche in Warpuhnen reparieren ließ, die Einwohner des Ortes, die gemeinsam mit den „Freunden Masurens“ die Kirche säuberten oder die Familie Grygo aus Kruttinnen bei der Beaufsichtigung der Baumaßnahmen – das Netz der Unterstützung hält. „So wird ´unsere´ evangelische Kirche in Warpuhnen auch weiterhin stehen“, freute sich Kerstin Harms daher auch bei der Einweihung der dortigen Orgel am 1. August.

Ohne finanzielle Unterstützung geht gar nichts. Während zur Rettung des Kirchturms im letzten Jahr Fördergelder gewonnen werden konnten, mussten für die Restaurierung der Orgel private Spendengelder herhalten, da sie nicht im polnischen Denkmalregister eingetragen ist. Über einen Aufruf sammelten die „Freunde Masurens“ die nötigen 35.000 Euro.

Die Spenden beim Gottesdienst zur Einweihung der Orgel waren übrigens für weitere Renovierungsarbeiten an der Kirche bestimmt. Es gibt immer noch etwas an und in ihr zu tun. „Aber zuerst einmal werde ich das Projekt hier abschließen“, lacht Kerstin Harms. Und Pastor Tegler fügt hinzu: „Regelmäßige Orgelkonzerte hier in Warpuhnen etwa viermal im Jahr – das wäre sehr schön.“ Die Ideen gehen den „Freunden Masurens“ jedenfalls nicht aus.

 

Uwe Hahnkamp

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