Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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275 Jahre alt und bis heute wichtig

Seit Jahren ist das letzte Wochenende im August in Mohrungen für eine Geburtstagsfeier reserviert. Am 25. August 1744 wurde der größte Sohn der Stadt, der Philosoph Johann Gottfried Herder, geboren. Erinnert wird an ihn dank einer Initiative der Gesellschaft der deutschen Bevölkerung „Herder in Mohrungen“ mit Veranstaltungen beim dortigen Herder-Museum.

 

“Musik in Museumsräumen”. Foto: Uwe Hahnkamp

In diesem Jahr hat sich die Gesellschaft neben der Unterstützung der öffentlichen Herder-Geburtstagsfeier etwas Neues einfallen lassen. „Wir haben die Torte und einen finanziellen Beitrag zum Programmpunkt „Musik in Museumsräumen“ übernommen“, erläutert die Vorsitzende Urszula Mańka, „darüber hinaus haben wir am 24. August zu einem Vortrag über Herder zu uns eingeladen.“ Referenten waren Professor Fred Manthey und seine Frau Dr. Christine Manthey, die das Buch „Johann Gottfried Herder. Wir auf dem Weg zu Dir“ geschrieben haben. „Wir betonen darin zur Bedeutung Herders, dass er in seinem späteren Leben ein wichtiger Teil des bekannten Weimarer Viergestirns mit Goethe, Schiller und Wieland war. Das ist hier vielen gar nicht bewusst“, sagt Christine Manthey. Seit Jahren unterstützen die Mantheys mit Seminaren über Herder die Weiterbildung von Lehrern und Schülern der Stadt Mohrungen.

 

Deutsch-polnisches Publikum
Bei der Veranstaltung waren auch Vertreter der Heimatkreisgemeinschaft Mohrungen, die eng mit der Gesellschaft „Herder“ zusammenarbeitet, zu Gast. Deren Vorsitzende, Ingrid Tkacz, freute sich sehr, dass sie die neue Direktorin des Herder-Museums, Angelika Rejs, kennenlernen konnte: „Mit der früheren Chefin hatten wir sehr gute Kontakte, und ich glaube nach dem ersten Eindruck, dass das unter der neuen Leitung auch so bleibt.“ Auch mit der Stadt Mohrungen gibt es regelmäßige Begegnungen. Die neue Sekretärin der Gemeinde und Stadt Mohrungen, Katarzyna Zarachowska, freut sich über das Treffen mit dem Ehepaar Manthey: „Wir haben auch darüber gesprochen, wie bekannt Herder bei uns im Alltag ist. Wir finden, dass es damit gut aussieht.“

 

Herder als Namenspatron?
Über eine Idee, die von der Gesellschaft „Herder“ und dem Ehepaar Manthey vorgetragen wurde, gibt es jedoch noch keine Entscheidung. Angestoßen wurde vor einiger Zeit eine Ergänzung des Namens der Stadt um den Begriff „Stadt Herders“. „Eine solche Änderung muss der Stadtrat gemeinsam in Konsultation mit der lokalen Gesellschaft treffen“, erklärt Katarzyna Zarachowska. Einen Schritt weiter ist der lokale Verband der Liceumsschulen „Leon Kruczkowski“, so deren Direktor Jan Horbacz: „Unsere Aula wurde vor einigen Jahren nach Herder benannt.“ Die Zusammenarbeit mit dem Herder-Museum und der deutscher Minderheit habe auch dazu geführt, dass die Schule eine Namensänderung überlegt. Der Schulpatron Leon Kruczkowski muss infolge des Gesetzes über das Verbot der Kommunismus-Propaganda vermutlich seinen Platz räumen, und Herder ist ein Kandidat für die Nachfolge. So könnte die Schule ihren alten Namen zurückbekommen.

 

 

Uwe Hahnkamp

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