Bedeutende Oberschlesier in Europa
Im Rahmen der diesjährigen Kulturtage findet vom 28. bis zum 30. Oktober das 30. Schlesienseminar statt. Thema sind berühmte Oberschlesierinnen und Oberschlesier. Und es gibt auch etwas zu feiern.
Manche Menschen erbringen in ihrem Leben Leistungen, die für viele weitere Menschen von Relevanz sind. Es gibt zahlreiche Schlesierinnen und Schlesier, deren Wirken über die Region hinaus prägend war. Millionen von Menschen haben die Bücher von Janosch gelesen und wahrscheinlich noch mehr Menschen verwenden regelmäßig Nivea-Creme, die von dem aus Gleiwitz stammenden Oskar Troplowitz erfunden wurde. Andere erhalten für ihre wissenschaftlichen Entdeckungen einen Nobelpreis, wie Maria Göppert-Mayer aus Kattowitz.
Mit dem Beitrag, den Persönlichkeiten aus Oberschlesien zur europäischen Kultur und Wissenschaft geleistet haben, wird sich das diesjährige Schlesienseminar vertieft auseinandersetzen. Die wissenschaftliche Veranstaltung, die vom 28. bis zum 30. Oktober in Groß Stein und Oppeln stattfindet, bildet den Abschluss der 22. Deutschen Kulturtage im Oppelner Schlesien. Die Veranstaltung wird organisiert vom Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit.

Foto: M.O.
Der Dienstag ist Eröffnungstag. Ab 15 Uhr können sich Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Groß Stein registrieren. Und um 15:30 Uhr wird das Seminar offiziell eröffnet. Lucjan Dzumla, der Geschäftsführer des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit, freut sich, dass für den ersten Vortrag eine ausgewiesene Expertin gewonnen werden konnte: „Den Eröffnungsvortrag hält Frau Joanna Rostropowicz. Sie ist bekannt dafür, dass sie Bücher über berühmte Schlesier geschrieben hat.“ Die Professorin für Klassische Philologie an der Universität Oppeln hat unter anderem zum christlichen Archäologen Joseph Wilpert (1857-1944) geforscht, der in Eiglau (Dzielów) geboren wurde.
Feier zum Jubiläum
Der zweite Teil des Eröffnungstages steht im Zeichen des dreißigjährigen Jubiläums der Veranstaltung. Waldemar Gielzok, Präsident der Deutschen Bildungsgesellschaft und Übersetzer, wird die Geschichte des Seminars in einem Vortrag thematisieren. Und in einem Dokumentarfilm zum Jubiläum werden Zeitzeugen der Anfänge zu sehen sein.
Seit dem Jahre 1998 ist das Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit (HDPZ) Organisator des Schlesienseminars. Wie Lucjan Dzumla ausführt, hat das Seminar seither einige Veränderungen durchgemacht. „Wir mussten auch schneller werden, so wie das Leben jetzt auch schneller geworden ist“, fasst er zusammen. Und er erinnert sich, an den Umfang des Seminars, zurzeit, an dem er es selbst zum ersten Mal besucht hatte: „Damals dauerten die Seminare sechs Tage lang. Ich kann mich noch gut daran erinnern, das waren Themen-Tage. Jeder Tag war einem anderen Thema gewidmet.“
Dzumla betont auch die Bedeutung, die das Seminar bis heute für das HDPZ hat. Es sei eine der wichtigsten Veranstaltungen des Hauses und das bedeute auch Verantwortung: „Es ist eine Verantwortung, der wir uns im Haus bewusst sind. Wir möchten es auch weiter pflegen.“ Der erste Seminar-Tag findet mit einem Konzert und einem Bankett denn auch einen feierlichen Abschluss.
Vielfältiges Programm
Am Mittwoch und Donnerstag wird das Seminar in der Woiwodschaftsbibliothek in Oppeln fortgesetzt. Insgesamt sind drei thematische Panels und zwei Diskussionsrunden geplant. Wissenschaftler aus Polen, Deutschland und Österreich sprechen über verschiedene Oberschlesische Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kunst und Politik. Dr. Andrzej Kałuża (Deutsches Polen-Institut, Darmstadt) legt seinen Fokus auf den Ort Zülz. Sein Vortrag mit dem Titel „Zülz (Biała) als Heimat herausragender Wissenschaftler und Rabbiner“ findet im Rahmen des 2. Panels, am Mittwoch um 16:30 Uhr statt. Lucjan Dzumla bemerkt, dass sowohl die Biografien von bekannten als auch von weniger bekannten Persönlichkeiten diskutiert werden: „Uns liegt einiges daran, tatsächlich diese Breite zu zeigen. Es gibt klar die Persönlichkeiten, die viele kennen, aber auch viele, die auch in der Region nicht so bekannt sind, aber für Europa wichtig waren.“
Um den Bereich der Politik geht es im 3. Panel, das am Donnerstag von 14 Uhr bis 16 Uhr stattfindet. Unter anderem wird Prof. Dr. hab. Małgorzata Świder (Akademisches Zentrum für Mitteleuropaforschung und Germanistik der Pädagogischen Universität Krakau) einen Vortrag mit dem Titel „Aus Oberschlesien in den Bundestag (1949–2025)“ halten.

Die beiden Podiumsdiskussionen werden jeweils in Zusammenarbeit mit der Friedrich-Ebert-Stiftung beziehungsweise der Konrad-Adenauer-Stiftung organisiert. In der ersten Diskussionsrunde steht „Soziales Engagement und Aktivismus von Frauen in der Region“ im Fokus, in der zweiten Runde geht es um „Soft Power in den heutigen Internationalen Beziehungen“.
Wie in den vergangenen Jahren wird es auch dieses Mal ein Begleitprogramm für Jugendlich geben. Am Mittwoch und am Donnerstag finden im Jugendzentrum der Deutschen Minderheit Workshops zum Thema Demokratie statt. Dzumla erklärt, worum es in den Workshops geht: „Uns ist es wichtig, dass die Jugendlichen auf Demokratiewerte sensibilisiert werden, dass sie sich diesen Werten bewusst sind, dass sie auch wichtiger in ihrem Leben werden. Es geht auch um Multikulturalität, um Toleranz.“
Informationen
Eine Anmeldung zum Seminar war bis zum 24. Oktober möglich.
Das vollständige Programm finden Sie auf der Internetseite des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit.

