Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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53. Verbandsratssitzung des VdG

Heute tagen die Delegierten des Verbandes deutscher Gesellschaften in Polen bei ihrer 53. Verbandsratssitzung. Neben der Diskussion über das vergangene Jahr, stehen auch Wahlen des neuen Vorstandes an, sowie Änderungen in der Satzung. Die Delegierten werden auch über eine Resolution zur Lage des Deutschunterrichts abstimmen.

 

Traditionell kommen die Delegierten aus den Mitgliedsorganisationen der deutschen Minderheit auf dem St. Annaberg zusammen. An der Sitzung nehmen aber auch Vertreter assoziierter Mitglieder (ohne Stimmrecht) sowie Gäste teil, zu denen auch die deutsche Konsulin Birgit Fisel-Rösle gehört. In ihrer Rede betonte sie die Unterstützung für die deutsche Minderheit, sowohl in der Vergangenheit als auch für die Zukunft. Und Oppelns Vizemarschallin Zuzanna Donath-Kasiura blickte u.a. zurück nicht nur auf die letzten Jahre, sondern auch auf die Identität der Mitglieder der deutschen Minderheit, die für den Fortbestand der Volksgruppe von großer Bedeutung ist.

 

Konsulin Fisel-Rösle bedankt sich für die Zusammenarbeit bei Bernard Gaida und Maria Neumann.
Foto: Lucas Netter

 

In einem Grußwort der Bundesbeauftragten für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Natalie Pawlik dagegen heißt es u.a.: „Ich bin beeindruckt vom Engagement, dem professionellen Projektmanagement sowie dem aktiven Gemeinschaftsleben des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen. Sie alle haben sich mit großem Engagement und Enthusiasmus – generationenübergreifend – zusammengeschlossen, um das Bewusstsein für ihre deutsche Herkunft wachzuhalten und zu stärken. Es gelingt Ihnen ausgezeichnet, vielfältige und bewährte Traditionen mit Leben zu füllen und die deutsche Kultur und Sprache zu pflegen und zu erhalten. Hierfür danke ich Ihnen herzlich!“. Pawlik unterstreicht aber auch die Brückenfunktion der deutschen Minderheit zwischen Polen und Deutschland, die sie nicht nur im Bereich Kultur, sondern auch Politik und Wirtschaft einnehme.

 

Zum Auftakt der Sitzung wurde auch die VdG-Medaille an die Historikerin Prof. Joanna Rostropowicz verliehen. Sie engagiert sich sowohl in die Verbreitung der Geschichte als auch Literatur Schlesiens.

 

Abschiedsrede

 

VdG-Vorsitzender Bernard Gaida
Foto: Lucas Netter

 

In seiner Rede konzentrierte sich dann VdG-Vorsitzender Bernard Gaida nicht nur auf das vergangene Jahr, sondern seine 12jährige Amtszeit als Chef der Dachorganisation der Deutschen. Dabei betonte er, er wolle nicht ein weiteres Mal zum Vorstand kandidieren. „Drei Amtszeiten sind zwölf Jahre, danach sollte ein Wechsel stattfinden, damit sich die deutsche Minderheit weiter dynamisch entwickeln kann und ihre wichtige Funktion für die Pflege des Deutschtums in Schlesien, Ermland und Masuren, wie auch Pommern fortführen kann”, sagte Gaida und widmete sich dann einer kritischen Rückschau auf die Entwicklung des Verbandes. Von einer Institution, die eine geringe Rolle spielte und finanziell praktisch unselbständig gewesen sei, mauserte sich der VdG zum alleinigen Partner des Bundesinnenministeriums, der bewiesen habe, dass die deutsche Minderheit es wert sei jährlich gefördert zu werden.

Mit den Fördermittel werden seit Jahren Vorhaben finanziert, die allen Mitgliedsorganisationen zugutekommen sollen. „Ich habe schon viele Nerven verloren, als ich zuschauen musste, wie einige innovative Projekte im Laufe ihrer Umsetzung ihre Ziele nur zu Schauzwecken und zum Schein aufrechthalten. Demzufolge bitte ich Sie darum, dass die realisierten Projekte tatsächlich die deutsche Sprache festigen und die deutsche Identität in ihren regionalen Schattierungen tatsächlich stärken. Machen Sie es sich nicht zu leicht, denn die sprachliche und kulturelle Identität ist der einzige Sinn unserer Existenz”, mahnte Bernard Gaida allerdings und sprach sich ebenfalls dafür aus, dass der neue Vorstand nicht durch das Prisma der einzelnen Organisationen schauen, sondern den VdG als Ganzes betrachten solle. “Die deutsche Minderheit ist nicht nur Oppeln. Wir wissen nicht, wie die Ergebnisse der Volkszählung 2021 ausfallen werden, aber die bisherigen Ergebnisse haben gezeigt, dass wir in Oppeln zwar zahlenmäßig am stärksten vertreten, am besten organisiert und in der Selbstverwaltung verankert sind, dass aber die Stabilität der Zugehörigkeit zum Deutschtum in anderen Woiwodschaften manchmal sogar stärker sein kann”, sagte Gaida.

Er selbst wolle keineswegs von der minderheitlichen Bildfläche verschwinden, sondern vielmehr über die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Minderheiten, deren Sprecher er ist, weiterhin für die Volksgruppen tätig sein.

Lesen Sie HIER auch ein ausführliches Interview mit Bernard Gaida.

 

Der Vorstand des VdG erhielt von den Delegierten die Entlastung. Die Mitglieder des Vorstandes und des Prüfungsausschusses erhielten zum Ende der Amtszeit kleine Geschenke.

 

MItglieder des VdG-Vorstandes und der Revisionskommission
Foto: Lucas Netter

 

Auch Bernard Gaida erhielt ein besonderes Geschenk zum Abschluss seiner dritten Amtszeit.
Foto: Lucas Netter

 

Jugend stärken

Die Verbandsratssitzung wurde auch dazu genutzt, die Satzung des VdG zu erweitern. Zum einen erhält nun der Vorstand die Möglichkeit Bevollmächtigte für konkrete Themen oder Arbeitsbereiche zu berufen. Zum anderen soll die Stimme der Jugend im VdG besser zu hören sein, weshalb dem Vorstand nun automatisch der jeweils amtierende Vorsitzende des Bundes der Jugend der deutschen Minderheit angehören wird. Aktuell ist es Oskar Zgonina, der auch die Verbandsratssitzung geleitet hatte: „Es freut uns sehr, dass wir nun die Tätigkeit des Verbandes mitgestalten und für die Zukunft arbeiten können. Es ist für unseren Bund eine große Ehre Teil dieses Entscheidungsgremiums zu sein und nicht nur als eingeladener Gast teilzunehmen“.

Der VdG kann sich auch über drei weitere Mitgliedsorganisationen freuen, und zwar den Bund der Deutschen Minderheit in Lauenburg und die Danziger Deutsche Minderheit, die zu ordentlichen Mitgliedern avancieren, sowie die Wirtschaftskammer „Schlesien“, als neuem assoziierten Mitglied. „Unsere Kammer wurde ja von Mitgliedern der deutschen Minderheit gegründet, also ist es nur natürlich, dass wir Mitglied des VdG werden. Durch unsere Tätigkeit können wir gewiss einen Mehrwert in den VdG bringen, hoffen aber auch, dass wir Unterstützung bekommen, wenn es nötig sein sollte“, sagt der Vorsitzende der Wirtschaftskammer Claudius Badura.

 

Deutschunterricht

Zu den meistdiskutierten Themen gehörte bei der Verbandsratssitzung aber die Kürzung der Unterrichtsstunden von Deutsch als Minderheitensprache. Dazu stimmten die Delegierten über eine Resolution ab, die diesen Schritt der polnischen Regierung eindeutig kritisiert. „Wir sehen in der Entscheidung des polnischen Sejms vom Dezember 2021 und des polnischen Ministers für Bildung und Wissenschaft vom Februar 2022 einen Verstoß gegen das menschenrechtliche Diskriminierungsverbot in der Verfassung der Republik Polens, einen Verstoß gegen die Vorgaben der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen sowie einen Verstoß gegen die Entschließungen des Europäischen Parlaments, in denen die fundamentalen Normen in Bezug auf die Minderheiten festgehalten werden“, lesen wir in dem Dokument.

Und weiter wenden sich die Delegierten an die polnische und deutsche Regierung: „Wir appellieren, die diskriminierenden Handlungen schnellstmöglich zu unterlassen und die Verordnung unverzüglich aufzuheben. Wir erwarten, dass die Standards des Minderheitenschutzes in Polen eingehalten werden. Die Aufgabe des Spracherhalts darf nicht allein den Minderheiten überlassen werden, deshalb erwarten wir von der polnischen Regierung, im Sinne der Europäischen Sprachencharta, die Polen ratifiziert hat, einer aktiven Mitgestaltung des deutschsprachigen Schulwesens in Polen. (…) Die Delegiertenversammlung des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen fordert die Bundesregierung auf, ihrer besonderen Verantwortung für alle Landsleute gerecht zu werden und konkrete politische Maßnahmen zu unternehmen, damit die deutsche Minderheit vor dem Hintergrund der angespannten zwischenstaatlichen Beziehungen nicht der Gefahr ausgesetzt ist, instrumentalisiert zu werden“.

 

Nachdem im vergangenen Jahr die Delegierten entschieden haben, den neugestifteten Preis “Gratias Agimus” an Bundeskanzlerin zu verleihen, soll im 90. Lebensjahr der Oppelner Erzbischof Prof. Alfons Nossol mit dem Preis geehrt werden. Wie Bernard Gaida in seiner Ansprache unterstrich, werde der Erzbischof sowohl wegen seiner theologischen aber vor allem wegen seiner Versöhnungsarbeit geehrt. “Und für die deutsche Minderheit ist er natürlich von Bedeutung als derjenige, der die  deutschsprachigen Gottesdienste im Bistum Oppeln im Jahr 1989 eingeführt hat”, sagte Bernard Gaida.

 

Wir berichten aktuell über den Verlauf der Sitzung.

Rudolf Urban

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