Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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54. Verbandsratssitzung des VdG

Heute (19.05.) kamen im Pilgerheim auf dem St. Annaberg die Delegierten der Mitgliedsorganisationen des Verbandes deutscher Gesellschaften in Polen zur jährlichen Verbandsratssitzung. Neben Berichten zum vergangenen Jahr werden zwei neue Mitglieder aufgenommen, sowie Resolutionen verabschiedet.

VdG-Vorsitzender Rafał Bartek
Foto: Lucas Netter

Insgesamt 30 Delegierte sowie Vertreter von assozierten MItglieder nehmen an der Sitzung teil, daneben auch eingeladene Gäste wie der deutsche Konsul in Oppeln Peter Herr. „Ihr tun ist gelebtes Engagement für Identität und Kultur der deutschen Minderheit, für Rechte,  für Einbindung und Integration, für das Nachbarschaftliche und ein friedliches Zusammenleben von Minderheit und Mehrheit, aber gegen Ausgrenzung und oft auch Diffamierung“, sagte Konsul Herr.

 

Deutscher Konsul in Oppeln Peter Herr
Foto: Lucas Netter

 

Und Oppelns Vizemarschallin Zuzanna Donath-Kasiura meinte in ihrem Grußwort: „Wie leben gerade wohl in den schwierigsten Zeiten seit dem politischen Umbruch. Aber wir leben und wir müssen weiter aktiv bleiben. Für die vielen kulturellen und Bildungsaktivitäten, für die Medienarbeit möchte ich mich bedanken, denn all das fördert unsere Identität und hilft unsere Sprache und Kultur zu pflegen“.

 

Oppelns Vizemarschallin Zuzanna Donath-Kasiura
Foto: Lucas Netter

 

Zu den Rednern gehörte auch der Abgeordnete der deutschen Minderheit Ryszard Galla, der Vizechef der Föderalistsichen Union Europäischer Nationalitäten und der Groß Strehlitzer Landrat Józef Swaczyna.

 

Resümee

Während der von Martin Lippa aus der Woiwodschaft Schlesien geleiteten Verbandsratssitzung haben die Delegierten zunächst über das vergangene Jahr diskutiert. In seiner Rede wies Präsident Rafał Bartek auf die Schwierigkeiten hin, die sowohl bei der Finanzierung der Aktivitäten der deutschen Minderheit als auch bei der Haltung der polnischen Regierung zum Unterricht von Deutsch als Minderheitensprache bestehen. „Letztendlich werden wir jedoch nicht für die Anzahl der Mitglieder, sondern für unsere Aktivitäten zur Rechenschaft gezogen werden. Deshalb danke ich Ihnen trotz der Schwierigkeiten für alle Ihre Aktivitäten und bitte Sie, weiterzumachen“.

 

Delegierte bei der Verbandsratssitzungd des VdG am 19.05. auf dem St. Annaberg
Foto: Lucas Netter

 

Die VdG-Vorstandsmitglieder haben auch über die Aktivitäten in den einzelnen Regionen berichtet. Zur Arbeit in Oppeln sprach Sylwia Kus, Sekretärin der SKGD im Oppelner Schlesien, und über die Woiwodschaft Schlesien berichtete Martin Lippa, der u.a. die Teilnahme einer Mannschaft des DFK Schlesien bei der Fußballeuropameisterschaft der Minderheiten „Europeada“. „Dabei haben wir überraschend den dritten Platz erreicht, worüber wie uns sehr freuen“, sagte Martin Lippa. Damian Stefaniak berichtete über die fünf Organisationen, die in Niederschlesien tätig sind und Peter Jeske sprach über die Woiwodschaft Pommern. „Wir, die Organisationen der deutschen Minderheit, sind sehr gut miteinander verbunden, wir arbeiten aber auch mit anderen Minderheiten in unserer Region zusammen“, sagte Jeske. Michał Schlueter wiederum sprach über Ermland-Masuren und betonte, dass für Organisationen in dieser Region die Jugendarbeit zu den wichtigsten Projekten gehört aber auch die enge Zusammenarbeit mit der Landsmannschaft Ostpreußen.

 

BJDM-Vorsitzende Weronika Koston
Foto: Lucas Netter

 

Veronica Koston ging in ihrem Bericht über Jugendliche auf verschiedene Projekte ein, darunter das Theaterprojekt Jugendbox und die Journalistenausbildung im Rahmen der Aktivitäten der BJDM-Vierteljahreszeitschrift Antidotum”.

Auch Bernard Gaida, Bevollmächtigter des VdG für internationale Kontakte, sprach über seine Tätigkeit.

 

FUEN-Vizechef Bernard Gaida
Foto: Lucas Netter

 

Nach den Berichten zu den Finanzen des VdG und des Prüfungsausschusses erhielt der Vorstand des Verbandes für das vergangene Jahr die Entlastung.

 

Neue Mitglieder

Der VdG sollte bei dieser Sitzung auch zwei neue Mitglieder aufnehmen. Der Verein zu Dorferneuerung von Grodisko in der Gemeinde Groß Strehlitz, der Trägerverein der dortigen Grundschule ist, wurde einstimmig als assoziertes Mitglied aufgenommen. „In unserer Schule wird ab September 2022 zweisprachiger deutsch-polnischer Unterricht erteilt. Wir wollen auch die deutsche Kultur und Traditionen stärker in den Vordergrund stellen und brauchen einfach eine Dachorganisation, die uns bei unserer Tätigkeit unterstützt”, sagt Agnieszka Kała vom Verein.

 

Agnieszka Kała vom Verein Grodisko
Foto: Lucas Netter

 

Vollmitglied dagegen sollte die Danziger Deutsche Minderheit werden, die seit zwei Jahren Mitgliedskandidat war. Die Delegierten beschlossen jedoch, die Abstimmung über die Aufnahme des Vereins in die Reihen der VdG zu verschieben, da kein Vertreter dieser Organisation anwesend waren und keine Gelegenheit bestand, die Ziele der Danziger Deutschen Minderheit kennenzulernen. „Vielleicht wollen sie nicht mit uns zusammenarbeiten, wenn sie zwei Jahre lang nicht an unseren Sitzungen teilnehmen. Sie sollten also entscheiden, ob sie Mitglied des VdG werden wollen oder nicht”, argumentierte unter anderem Peter Jeske.

 

Abstimmung bei der Verbandsratssitzung
Foto: Lucas Netter

 

Resolutionen

Während der Verbandsratssitzung verabschiedeten die Delegierten auch drei Resolutionen, von denen sich eine gegen die andauernde Diskriminierung des Deutschunterrichts als Minderheitensprache in Schulen Seit Februar 2022 funktioniert eine Verordnung des polnischen Bildungsministers, wonach lediglich Deutsch als Minderheitensprache nur eine Unterrichtsstunde in der Woche beträgt, während die anderen Minderheitensprachen weiterhin drei Stunden haben. In ihrer Resolution rufen die Delegierte daher die polnische Regierung zum Handeln auf. „Der Schutz der Rechte nationaler und ethnischer Minderheiten ist grundlegend sowohl für die Bewahrung der Identität der Minderheit als auch für die Förderung der kulturellen Vielfalt, des interkulturellen Dialogs und des Aufbaus einer gemeinsamen Zukunft für alle Bürger des Landes, unabhängig von ihrer Nationalität oder der verwendeten Alltagsprache. Wir appellieren auch an die Regierung der Republik Polen, nicht nur die Diskriminierung zu beenden, sondern auch damit zu beginnen, die Bestimmungen der Europäischen Charta der Minderheiten- und Regionalsprachen umzusetzen, die Polen bereits 2009 ratifiziert hat“, lesen wir in der Resolution, in der explizit auch die Kommunen in den Woiwodschaften Oppeln und Schlesien gelobt werden, die den Deutschunterricht beibehalten haben und dafür aus eigenen Haushalten zahlen.

 

Sylwia Kus (li.) stellte die Resolution über die Wahlen vor
Foto: Lucas Netter

 

Die zweite Resolution des VdG hatte die Jugend zum Thema, die für die Zukunft der deutschen Minderheit unabdingbar sei. „Wir rufen dazu auf, Jugendliche in den DFKs zu involvieren, ihnen Funktionen anzuvertrauen und Jugendkontaktpersonen in unseren Strukturen zu ernennen. Junge Menschen sollten vollwertig am sozialen und kulturellen Leben der deutschen Minderheit teilnehmen. Darüber hinaus regen wir ein Umdenken und strategisches Vorgehen an, um ein dauerhaftes Angebot für Kinder und Jugendliche zu planen“, steht in der Resolution.

 

Delegierte bei der Verbandsratssitzungd des VdG am 19.05. auf dem St. Annaberg
Foto: Lucas Netter

 

Da in diesem Jahr in Polen Parlamentswahlen anstehen, wandten sich die Delegierten des VdG auch zu diesem Thema mit einer Resolution an die Öffentlichkeit. Darin heißt es: „Es ist äußerst wichtig, dass wir einen Kandidaten wählen, der die Rechtsstaatlichkeit und die Verfassungsnormen verteidigt und respektiert, denn nur eine solche Person wird in der Lage sein, wirksam zum Wohle der gesamten Gesellschaft zu handeln und insbesondere ein Gewährsmann für die Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz zu sein, ungeachtet ihrer Nationalität oder Herkunft. Bedenken wir, dass jede Stimme zählt und dass die Stimme der Minderheiten angesichts der anhaltenden Diskriminierung besonders wichtig ist“.

 

In der abschließenden Diskussion sprachen die Delegierten über die Zukunft der Organisationen der deutschen Minderheit. Zum einen ging es um die finanzielle Absicherung der Tätigkeit. Horst Ulbrich aus Glatz dagegen bemängelte, dass eine klare Aussprache zur Situation der deutschen Minderheit seit Jahren bei den Verbandsratssitzungen ausbleibt. “In fünf Jahren werden viele unserer Organisationen nicht mehr da sein. Mir fehlt eine offene Diskussion darüber, deshlab sollte man auch intern intensiv darüber sprechen”, sagte Horst Ulbrich.

Bei der Diskussion ging es auch um ausgewählt Projekte des VdG wie das Deutschlernprogramm “Deutsch AG”, das für Grundschulen angeboten wird und das letztjährige Kulturfestival der deutschen Minderheit in Breslau.

 

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