Bisher fanden unsere Wanderungen überwiegend in Schlesien statt, gelegentlich haben wir auch die Region Kleinpolen besucht. Diesmal begeben wir uns ins Grenzgebiet der Lausitz und Nordtschechiens.
Vergessene Dörfer im Grenzland
Unser erstes Reiseziel ist Ober Lichtenwalde (Horni Svetla), das wenige Kilometer von der deutsch-tschechischen Grenze und etwa 20 Kilometer von Zittau gelegen ist. Der Ort wurde im Mittelalter gegründet. Als erstes entstanden in dieser Gegend Waldglashütten, deren Arbeitern in Kürze auch Bauern folgten. Viereinhalb Jahrhunderte lang siedelten sich hier fast ausschließlich deutschsprachige Bewohner an. 1832 zählte das Dorf sogar 732 Einwohner, in den späteren Jahrzehnten wurde ihre Anzahl kleiner. In den Jahren 1946-1947 wurden fast alle deutschen Bewohner des Ortes durch die tschechoslowakischen Behörden gezwungen, diesen zu verlassen. Heute sind die meisten der 123 Häuser unbewohnt. In Lichtenwalde leben ca. 50 Personen.
Geschichte einer Baude
Von Ober Lichtenwalde führt eine schmale Landstraße in den Ortsteil Jägerdörfel (Mysliny). Dieser entstand als eine Siedlung von Waldarbeitern. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurde er auch von Naturfreunden entdeckt, die 1924 die Neue Lausitzer Baude einrichteten. Diese Berghütte hatte jahrelang eine schwierige Geschichte. Sie wurde 1938 geschlossen und nach dem Verlassen von Jägerdörfel durch die deutsche Bevölkerung nicht mehr benutzt. Vor der kompletten Zerstörung wurde die Berghütte durch einen Umbau im Jahr 1980 gerettet. Seitdem wird sie wieder oft besucht und dient Wanderern aus Deutschland, Tschechien und Polen.
Unsere Wanderung beginnen wir an der neuen Lausitzer Baude, wo sich ein großer Parkplatz befindet. Von hier aus folgen wir den Zeichen des roten Wanderwegs, der uns in ca. 45 Minuten auf den Gipfel führt. Die erste Hälfte der Strecke ist ein angenehmer Waldweg, die zweite ein steiler Aufstieg. Auch bei schwacher Ausdauer dauert die Mühe aber höchstens 25 bis 30 Minuten, man sollte sie also auf sich nehmen, es lohnt sich auf jeden Fall.
Wunderschöne Aussicht auf 793 Metern
Am Gipfel erwartet uns die Spitze der Lausche, die seit Jahrhunderten Grenzgipfel zwischen Tschechien und Sachsen ist. Der Tourismus in der Gegend hat vor allem Carl Friedrich Mathes viel zu verdanken, der 1823 auf der sächsischen Seite des Gipfels die Lausche-Baude baute. Über ein Jahrhundert lang bot dieses Gebäude, das 1882 ausgebaut wurde, Zuflucht für Wanderer durch das Zittauer Gebirge. Das änderte sich im Jahr 1946, als die Berghütte niederbrannte. Auf der Spitze blieben nur die steinernen Fundamente, die heute noch einen einzigartigen Aussichtspunkt bilden. Mit 793 Metern ist die Lausche kein besonders hoher Berg, hat aber in der Region keine Konkurrenz. Deshalb kann man bei gutem Wetter vom Gipfel aus fast die ganze Oberlausitz sehen, einen großen Teil des nördlichen Tschechiens und neben den Gipfeln des Zittauer Gebirges unter anderem auch das Isergebirge und das Riesengebirge.
Łukasz Malkusz