Gleich hinter der polnisch-tschechischen Grenze steht eine der größten Burgen in Tschechien, die Burg Friedland. Mehrmals umgebaut, hat sie den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden. Sogar die innere Ausstattung ist noch im Original erhalten geblieben. Für die Touristen öffnet die Burg ab April wieder ihre Pforten.
Die frühgotische Burg wurde von der böhmischen Adelsfamilie von Ronov gebaut. Aus dieser Zeit stammt der Kern des runden Turms, der immer noch das Gebäude dominiert. Die Burg wurde auf einem hohen Hügel, über dem Fluss Wittig errichtet. Die Ländereien gehörten Rudolf von Biberstein, der 1278 seinem Ritter von Ronov den Bau der Burg in Auftrag gegeben hat. Während der Hussitenkriege wurde die Stadt Friedland verbrannt, die Burg aber überstand die Kriegswirren und wurde weiter ausgebaut. Im 15. Jahrhundert entstanden um die Burg herum eine Mauer mit Basteien sowie ein neuer Turm, durch den man in die Festung gelangte. Im 16. Jahrhundert wurde die Burg im Stil der Renaissance ausgebaut. Den Umbau hatte Melchior von Redern veranlasst. Zuvor hatte sein Vater Friedrich das Schloss im Jahr 1558 gekauft. Nach Plänen des italienischen Architekten Marco Spazio wurde um 1600 die Anlage um eine Vorburg erweitert. Ein dreigeschossiger Flügel wurde mit Sgraffito-Dekorationen verziert. Der nächste Besitzer von Friedland war Albrecht von Wallenstein, der aber 1634 ermordet wurde. Die Herrschaft ging an Matthias Gallas, einen kaiserlichen Feldherrn im Dreißigjährigen Krieg, über. Friedland war die Belohnung für Gallas, der an der Verschwörung gegen Wallenstein und seiner Ermordung als Informant des Kaisers maßgeblich beteiligt war. Wallenstein wollte bestimmte Feldzüge des Kaisers nicht durchführen. Das kostete ihn den Kopf. Daraus hatte Gallas eine Lehre gezogen: er befolgte stets alle Befehle Ferdinands III. So blieb die Burg Friedland von 1757 bis 1945 ununterbrochen in den Händen der Erben der Familie Gallas, den Grafen Gallas und später Clam-Gallas.
1945 gelangte die Burg in staatlichen Besitz. Dank eines sorgfältigen Umgangs mit ihr blieben bis heute die Innenausstattungen aus den letzten vier Jahrhunderten erhalten! Die Einrichtung einiger Räume stammt komplett aus dem 19. Jahrhundert. Man kann in der Burg nicht nur Möbel, sondern auch Keramik, Porzellan und Waffen und sogar eine Pfeifenausstellung bewundern. Die Schlossküche sowie eine Sammlung von Kupfer- und Zinkgeschirr, darunter Originalbestecke, stammen aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Öfen und der Grill sind weiterhin funktionsfähig. Die Burg kann man vom 1. April bis zum1. November besichtigen. Genaue Öffnungszeiten gibt es unter www.zamek-frydlant.cz
Anna Durecka