Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Am Ort des Geschehens

Vor 80 Jahren, am 20. Juli 1944, versuchte Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg im Führerhauptquartier in der Wolfsschanze mit einer Bombe Adolf Hitler zu töten. Das Attentat misslang, die meisten der darin involvierten Menschen verloren ihr Leben. Vor dem eigentlichen Jahrestag wurde unter anderem am Ort des Geschehens selbst dieses Ereignisses gedacht.

Begonnen hatten die Feierlichkeiten mit einer Feierstunde am 16. Juli in Danzig (wir berichteten). Am nächsten Tag folgte eine Fahrt zum eigentlichen Schauplatz der mörderischen Ereignisse. Bei einem Zwischenstopp in Allenstein/Olsztyn besuchten die Gäste die vom Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen konzipierte zweisprachige Ausstellung zum 20. Juli 1944, die derzeit und noch bis September in der Bibliothek der Ermländisch-Masurischen Universität zu sehen ist. Die weitere Fahrt nach Steinort am Mauersee zeigte ihnen anschließend, wie weit nach Osten von der heutigen Hauptstadt der Woiwodschaft Ermland-Masuren das Führerhauptquartier in der Wolfsschanze und Schloss Steinort als wichtiger Treffpunkt der Verschwörung entfernt sind.

Blumen am Gedenkstein für Heinrich Graf von Lehndorff, rechts Dr. Bettina Bouresh
Foto: Uwe Hahnkamp

Zu den masurischen Seen…

Das Gut Steinort mit seinem Schloss, das Zuhause von Heinrich Graf von Lehndorff, liegt im Dreieck der drei Städte Lötzen,/Giżycko, Angerburg/Węgorzewo und Rastenburg/Kętrzyn am Mauersee/Jezioro Mamry im Herzen der ehemaligen Provinz Ostpreußen. Zur Zeit des Dritten Reiches lag es für die Gruppe der Attentäter geradezu ideal innerhalb des Sperrbezirks um die Wolfsschanze. Hier quartierte sich dann Außenminister von Ribbentrop ein und erschwerte die verzwickte Situation der Verschwörer noch mehr. Bei einer Besichtigung, quasi einem Besuch bei Lehndorff, konnten die Gäste erfahren, wie die Lage am 20. Juli 1944 war und was hier geschah.

Sie konnten sich auch davon überzeugen, dass und wie das Gebäude des Schlosses, das der Polnisch-Deutschen Stiftung zum Schutz von Kulturdenkmälern gehört, aus deutschen und polnischen Finanzmitteln renoviert wird. Dazu und zur zukünftigen Nutzung des Schlosses, die vor einem Jahr in einem Konzept vorgestellt worden war, gab es weitere Auskünfte bei einer Pressekonferenz. Der Vorsitzende der Stiftung, der deutsche Honorarkonsul in Allenstein Wojciech Wrzecionkowski, kündigte an, dass demnächst die Renovierung der Schlossfassade ansteht. Dies ist unter anderem deswegen dringend, weil vor Kurzem die zwei Speicher vor dem Schloss, die der in Steinort investierenden Firma KingCross gehören, nach einer Entkernung fertiggestellt wurden und in frischem Glanz erstrahlen.

…und in die Bunker

Dort fand am 17. Juni eine Podiumsdiskussion zum Thema „Der 20. Juli 1944 und Steinort“ statt, zu der Hausherr Marcin Trybus von KingCross und Doktor Bettina Bouresh, die Vorsitzende der Lehndorff-Gesellschaft Steinort, die sich für die Nutzung des Schlosses einsetzt, das Publikum begrüßten. Einen Vortrag hielt Karl-Heinz Piqué, der Vorsitzende der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Ein besonderer Gast der drei Gedenktage war der andere Redner des Abends, Generalleutnant Joachim von Sandrart, der Kommandierende General des Multinationalen Korps Nord-Ost der NATO in Stettin, der zum ersten Mal in Steinort weilte.

Schloss Steinort soll mit seinem Umfeld als europäischer Begegnungsort genutzt werden.

Außerdem war er bisher noch nie im ehemaligen Führerhauptquartier in der Wolfsschanze gewesen. Dort, gerade einmal ein Dutzend Kilometer von Steinort entfernt, stand am 18. Juni eine Führung durch die imponierenden Reste der Bunker auf dem Programm. Seit die Polnischen Staatswälder vor sieben Jahren das Gelände übernommen haben, hat sich die Infrastruktur stark verbessert, Wege wurden angelegt, es gibt einen kleinen Filmsaal, vor allem aber haben die Betreiber in einem der Bunker die Situation beim Attentat kurz vor der Explosion der Bombe so originalgetreu wie möglich nachgebaut. Nicht jedoch am ursprünglichen Standort der Kommandobaracke, denn dort steht nichts mehr. Dort weist nur eine Gedenktafel in Form eines aufgeschlagenen Buchs vor einem Haufen Schutt auf das Ereignis hin.

Im Bunker mit der nachgestellten Szene gibt es dagegen auch mehrere Schautafeln zum deutschen Widerstand gegen Hitler, aber bis vor Kurzem gab es keine zur Rolle von Heinrich Graf von Lehndorff und Steinort. Das haben die Verwalter der Wolfsschanze und die Lehndorff-Gesellschaft in Kooperation geändert, die dreisprachige polnisch-deutsch-englische Tafel wurde bei der Gedenkveranstaltung offiziell der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Weitere gemeinsame Projekte sind für die Zukunft angedacht, soll Schloss Steinort mit seinem Umfeld doch als deutsch-polnischer und europäischer Begegnungsort genutzt werden. Die Wolfsschanze wird attraktiver für Touristen. Die Gäste der Veranstaltung waren jedenfalls beeindruckt, die Gratwanderung zwischen Ferienerlebnis und historischem Gedenken aber bleibt bestehen. Gut, dass sich die Betreiber dessen bewusst sind.

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