Warum haben wir Angst vor Fremden? Dieser Frage versuchten die Gäste einer Diskussionsrunde Anfang der Woche in Oppeln auf den Grund zu gehen. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Judentums statt.
Viele Menschen fürchten sich vor etwas, was sie nicht kennen. Doch wenn Furcht in Hass umschlägt, ist das ein Problem. Den Hass gegen das Fremde hat Lena Afessa schon erfahren müssen. Die syrische Christin aus Damaskus lebt seit 1,5 Jahren mit ihrem Mann und einem ihrer Söhne in Polen. In Posen wurde ihr Sohn attakiert. Lena Afessa erinnert sich:
„Mein Sohn hat in einem Restaurant gearbeitet. Eines Abends, es war schon spät und ich habe mir Sorgen gemacht, habe ich ihn angerufen. Er sagte am Telefon auf arabisch, er sei gleich da. Jemand hörte das und als mein Sohn in die Straßenbahn steigen wollte, wurde er rausgestoßen.“
Vor einem halben Jahr zog Lena Afessa mit ihrem Mann und ihrem Sohn nach Oppeln und dort seien sie herzlich aufgenommen worden. Alle seien sehr hilfsbereit. Auch in Syrien war es, bevor der Krieg ausbrach, ganz selbstverständlich Fremde aufzunehmen, sagt Lena Afessa:
„Wie lieben einander. Wir fragen dich nicht nach deiner Religion. Wir hatten in Syrien viele Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern wie Sudan, Irak, Palästina, Eritrea. Das sind unsere Freunde. Auch mein Sohn hat eine Irakerin geheiratet. Wir heißen jeden willkommen. Aber nach diesem Krieg, denke ich, ist es nicht klug jeden willkommen zu heißen.“
Im Judentum sei der Umgang mit Fremden ganz genau geregelt. Sagt der Rabbiner Dawid Szychowski aus Lodsch. Er erläutert den Umgang mit Fremden seiner Religion in einem kurzen Referat.
Er selbst fühle sich als Jude nur in Israel richtig zu Hause und erläutert warum:
„Wenn ein Jude sich nicht fremd in einem anderen Land als Israel fühlt, dann stimmt etwas nicht. Also ich fühle mich fremd, aber nicht wegen Menschen, Polen, die mich daran erinnern, sondern weil ich mir das selber bewusst mache. Und wir (Juden) sollten uns immer selber daran erinnern, dass wir Fremde sind, dass wir nach Israel zurückkehren sollten.
Die Diskussionsrunde zum Tag des Judentums wurde vom Regionalen Zentrum für internationale Dialoge (Regionalny Ośrodek Debaty Międzynarodowej) und der Theologischen Fakultät der Universität Oppeln veranstaltet.
Karin Niemiec