Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Anlauf nehmen

Rafał Bartek, Vorsitzender der Oppelner SKGD, bei seiner Eröffnungsrede
Foto: Kubilay Topal

 

Mit einem Gottesdienst und einer Podsiumsdiskussion zur deutschen Sprache und Kultur in der Region begannen am vergangenen Sonntag (02.02.) die Jubiläumsfeierlichkeiten zum 30. Gründungstag der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien. Rosenberg als Ort wurde dabei nicht ohne Grund gewählt.

 

Diese Kreisstadt gehörte nämlich im Gründungsjahr 1990 zur damaligen Woiwodschaft Tschenstochau und das dortige Gericht hat den Rosenberger Verein bereits einige Wochen vor der Oppelner deutschen Minderheit ins Vereinsregister eingetragen. Erst mit der Gebietsreform von 1998 wurde die Wowiodschaft Tschenstochau aufgelöst und die bis dahin eigenständige Organisation der Deutschen in Rosenberg trat der Oppelner Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen bei. – Wir wollten mit diesem Auftakt in Rosenberg also auch an die Geschichte erinnern und wählten als Termin ebenfalls einen, der zwischen der Gründung in Rosenberg und Oppeln liegt – sagt Rafał Bartek, Vorsitzender der SKGD im Oppelner Schlesien.

 

Geht nicht, gibts nicht

Vertreter der Deutschen MInderheit gedachten der verstorbenen Gründungsmitglieder des DFK in Rosenberg.
Foto: R.Urban/wochenblatt.pl

 

Vor der Festveranstaltung im Rosenberger Kulturhaus gedachten Vertreter der deutschen Minderheit der verstorbenen Gründungsmitglieder der dortigen deutschen Minderheit mit Blumen und Kränzen. In der Fronleichnamskirche dann dankten die Teilnehmer der Auftaktveranstaltung für die letzten 30 Jahre der Tätigkeit der Oppelner SKGD. In seiner Predigt ermutigte Minderheitenseelsorger Dr. Peter Tarlinski die Mitglieder der Minderheit zum weiteren aktiven Engagement: “Geht nicht, gibts nicht. Schauen Sie nach vorne und lassen sich nicht unterkriegen. Auch die Gründer haben jahrzehntelang gewartet, bis die Zeit kam, um sich als Deutsche wieder zu erkennen zu geben und die Organisation zu gründen”.

 

Den Gottesdienst in der Rosenberger Fronleichnamskirche zelebrierte Minderheitenseelsorger Dr. Peter Tarlinski
Foto: R.Urban/wochenblatt.pl

 

Gottesdienst zu 30 jahren der SKGD in der Rosenberger Fronleichnamskirche
Foto: R.Urban/wochenblatt.pl

 

An die Anfänge erinnerte auch in seiner Eröffnungsrede Rafał Bartek, der allerdings auch auf die gesamten letzten 30 Jahre zurückblickte.

 

“Bestimmt denkt sich der eine oder andere ach, wenn wir bloß damals dies oder jenes anders gemacht hätten“. Aber es ist auch nicht so, dass wir stehen geblieben sind und nicht immer wieder aufs Neue nach Wegen gesucht haben es besser zu machen. Ist es nicht das, was uns unter anderen ausmacht, dass wir immer wieder trotz Hindernisse nach vorne schauen, neue Lösungen suchen? In einem aktuellen Hit von Tim Bendzko heißt es u.A.: „Doch ich geh nicht zurück, ich nehm nur Anlauf“. Auch uns soll es in den nächsten Jahren nicht anders gehen. Wir sollen nach vorne schauen und Anlauf nehmen für neue Herausforderungen die wir gemeinsam bestimmt meistern.”

 

Jugend

Zu diesen Herausforderungen gehört nicht nur die digitale Welt, sowie politische Entscheidungen, mit denen die Minderheit umgehen muss. Es ist auch die Jugend, die die Zukunft sichert. “An ihr und ihrer Motivation liegt es, das bisher aufgebaute weiterzuführen und fortzuentwickeln. Dafür wünsche ich Optimisums, Erfolg und Freude”, sagte die deutsche Konsulin in Oppeln Birgit Fisel-Rösle.

 

Im Rosenberger Kulturhaus wurde die Auftaktveranstaltung zu 30 Jahren der SKGD organisiert.
Foto: Kubilay Topal

Der Vertreter der Oppelner Selbstverwaltung Szymon Ogłaza dagegen kehrte in seiner Rede zu den Anfängen der Deutschen Minderheit zurück und betonte, dass es diese Organisation ist, die den Aufbau der Zivilgesellschaft in der Region entscheidend mitgeprägt hat. “Es war die SKGD, die zivilgesellschaftlich tätig war und bis heute in ihren über 300 Ortsgruppen ist. Dafür gilt unser Dank, denn dadurch ist unsere Woiwodschaft heute da, wo sie ist und wir hätten vieles ohne die Minderheit nicht geschafft”, sagte Ogłaza.

 

An der Podiumsdiskussion nahmen (v.l.) Sylwia Kus, Beata Fiola, Mattheus Czellnik und Rafał Bartek teil. Moderiert wurde sie von Rudolf Urban.
Foto: Zuzanna Donath-Kasiura

In der anschließenden Podiumsdiskussion konnten vor allem Mitglieder der Rosenberger Deutschen Minderheit auf die Geschichte und Zukunft der Gesellschaft näher eingehen. So sagte Beata Fiola, Mitglied des dortigen Kreisvorstandes der SKGD, es sei in den letzten 30 Jahren vieles geschaffen worden und vor allem zu Beginn sei es für viele eine große Freude gewesen sich zu treffen, deutsch zu sprechen und zu singen. “Wir konnten uns hier in Rosenberg auch der ersten zweisprachigen Schule rühmen, die heute aber leider nicht mehr als solche funktioniert. Überhaupt ist es stiller um die Minderheit geworden, was aber wohl auch damit zusammenhängt, dass wir unsere Existenz nicht mehr so lautstark beweisen müssen”, sagte Beata Fiola.

 

Dafür gebe es aber intern vor allem eines, was für die weitere Zukunft entscheidend ist, meint Mattheus Czellnik, Mitglied des DFK in Guttentag und Leiter der dortigen Gruppe “Jugend Aktiv”: “Wir brauchen eine viel bessere Kommunikation zwischen den Jüngeren und Älteren. Nur so können wir auch weiterhin viele gute Projekte zur weiteren Entwicklung der deutschen Sprache und Kultur in unserer Region auf die Beine stellen”.

 

Nach der Auftaktveranstaltung zum 30. Jubiläum der SKGD folgen in den nächsten Wochen und Monaten weitere Initiativen. Es sind u.a. Konzerte sowie eine Publikation geplant. Und in der kommenden Ausgabe unserer Zeitung widmen wir uns ebenfalls den wichtigsten Ereignissen der oppelner Deutschen Minderheit in den letzten 30 Jahren.

 

Rudolf Urban

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