Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Auf dem Berg der Hexen

Jedes Wochenende besuchen Tausende Touristen den Tampadel-Pass, um den Gipfel des Zobtenbergs zu besteigen. Kaum jemand wandert jedoch in die umgekehrte Richtung, die zu einem genauso interessanten und dabei viel ruhigeren Ziel führt.

Der Bergpass ist problemlos mit Auto oder Bus zu erreichen. Von Breslau sollte die Fahrt etwa eine Stunde dauern. Vor Ort befinden sich mehrere Parkplätze, an warmen Wochenenden kann der Platz aber knapp werden. Eine frühe Anreise ist also empfehlenswert.

Der kleine Bruder des Zobtenberges

Von hieraus folgen wir den blauen Zeichen. Ganz kurz geht es relativ flach voran, danach erwartet uns ein steiler Anstieg. Innerhalb von 20 Minuten klettern wir 100 Meter nach oben und das auf einem Teilstück von nur 600 Metern. Damit liegt das Klettern für diesen Tag jedoch fast hinter uns, 95% der restlichen Strecke wird es nach unten oder flach weitergehen.

Bis vor wenigen Jahren ging es noch etwas weiter hoch, bis auf die 581 Meter hohe Spitze des Geierberges. Der eigentliche Gipfel ist heute ein geschlossenes Naturreservat und daher nicht mehr zugänglich. Das ist besonders schade, weil man nicht mehr den neolithischen Kultwall sehen kann. Das ist eine Art Steinmauer, die 1780 Meter lang, 4,5 Meter breit und bis zu 60 Zentimeter hoch ist. Vor etwa 2400 Jahren erbaut, soll sie ein Mondsanktuarium umgeben haben.

Die Berghütte unterhalb des Geierbergs wurde in einer alten Skiliftstation eingerichtet. Foto: Łukasz Malkusz

Seit dem Mittelalter waren beide Gipfel, der Zobtenberg und der Geierberg, von Legenden umgeben. Die Spitzen sollten Geheimnisvolles verbergen und angeblich Schauplatz von Hexentreffen sein. Der höhere Gipfel wurde letztendlich, nach dem Bau einer Kirche und einer Burg, „gezähmt“. Der Geierberg ist etwas unheimlich geblieben. Obwohl man nur eine halbe Stunde von Tausenden Leuten entfernt ist, fühlt man sich hier ein wenig verloren.

Einsamkeit in Blickweite zur Großstadt

Aber auch ohne die Gipfelpartie erwartet uns Interessantes. Der blaue Wanderweg biegt links ab und führt eine Waldstraße entlang. Dabei öffnen sich wunderschöne Aussichten auf die restlichen Spitzen des Zobtenbergmassivs sowie ein Panorama von Breslau. Nach etwa 10 Minuten sollte links vom Wanderweg ein Waldpfad zu sehen sein, der steil nach unten führt. In wenigen Minuten führt uns dieser zur Berghütte unterhalb des Geierbergs. Diese wurde vor wenigen Jahren in einer alten Skiliftstation eingerichtet. Sie unterscheidet sich von Bauden, die wir normalerweise in den Sudeten besuchen. Hier gibt es kein Buffet, keinen Gastgeber, nur Geschirr, Matratzen und Platz für Schlafsäcke. Man ist ganz nah an Breslau und sieht von hier die Stadtlichter, aber man fühlt sich, als ob man ganz entlegen wäre. Eine Nacht hier zu verbringen, ist ein echter Geheimtipp.

Auf der Wanderroute zurück, folgen wir dem Prinz-Johann-Georg-Weg. Dieser führt uns in 45 Minuten bis zum Pfaffendorf-Pass. Dort biegen wir links ab und folgen nun den grünen Zeichen zurück bis zum Parkplatz.

Insgesamt sollte der Spaziergang entlang der Hänge des Geierberges an die 3 Stunden dauern, wobei wir auf 8 Kilometern 260 Meter an Höhenunterschied bezwingen.

Łukasz Malkusz

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