Für 7 Jugendliche und 2 Lehrerinnen aus der Schule Pro Liberis Silesiae in Raschau ging es Ende Mai nach Zentralasien. Am 24. Mai fand in Almaty (Kasachstan) das erste Internationale Deutschsprachige Theaterfestival „Spielbergata 2024“ statt. Die Gruppe der deutschen Minderheit in Polen führte das selbstkreierte Stück „Auf der Suche nach dem Zauberwort – ein literarischer Gedankenaustausch” auf.
Das Theaterfestival, ein Projekt der Gesellschaftlichen Stiftung Vereinigung der Deutschen Kasachstans „Wiedergeburt“ und des Verbandes der Deutschen Jugend Kasachstans bot eine Plattform für deutsche Jugendliche, sich durch Theaterarbeit mit Themen wie Geschichte, Herkunftskultur und Identität auseinanderzusetzen. Acht Amateurtheatergruppen, darunter sechs aus Kasachstan, und jeweils eine aus Polen und Usbekistan, nahmen am Wettbewerbsprogramm teil und besuchten Diskussionen, Seminare und Workshops. Sie konnten auch von den Älteren lernen und so besuchten die Jugendlichen als Zuschauer die Theaterstücke „Der kleine König”, basierend auf der Geschichte von Herald Belger und die „Wolgakinder” nach dem Roman von Gyuzel Yakhina auf Deutsch und Russisch.
Anstrengend, aber mit viel Spaß
Die Tage vor dem Finale waren intensiv. „Wir haben jeden Tag sehr viel geübt, bis zu 11 Stunden am Tag”, erinnert sich Chiara Giza. „Wir haben gemeinsam mit den anderen Gruppen gesungen und getanzt, Improvisation und Diktion gelernt und dazu unsere Solo-Auftritte geprobt. Es gab auch eine Performance-Werkstatt. Das volle Programm durchzuziehen war anstrengend, es hat aber auch wirklich viel Spaß gemacht.”
„Das Miteinander mit Jugendlichen aus verschiedenen Ländern hat uns inspiriert und neue Freundschaften entstehen lassen.“
Da blieb nicht viel Zeit, die ehemalige Hauptstadt Kasachstans und die Umgebung zu erkunden. „Wir sind an einem Tag mit der Seilbahn ins Tienschan Gebirge gefahren, wo wir auf dem grünen Basar auf der Suche nach lokalen Spezialitäten waren. Wir haben Trockenfrüchte, Nüsse, Tee, Gewürze und andere Souvenirs gekauft. Die Eindrücke waren wirklich spannend!” findet Chiara.
Auf dem Basar erlebten die Jugendlichen eine Überraschung: sie wurden auf Deutsch angesprochen. Es war ein Angehöriger der deutschen Minderheit in Kasachstan. Chiara beschreibt es als kleinen Kulturschock, weil sie sich so etwas in Polen nicht vorstellen könnte. Auch waren sie und ihre Freunde von den vielen Gittern in den Fenstern und den Preisen am Basar überrascht, wo bestimmte Produkte mal deutlich billiger und andere sehr viel teurer als in Europa waren.
Die Welt außerhalb des Smartphones
Der große Tag stand an. Das Theaterfestival „Spielbergata 2024“ zog ein breites Publikum an. Darunter war auch Natalie Pawlik, die Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. Die Gruppe aus Polen hatte das Stück „Auf der Suche nach dem Zauberwort – ein literarischer Gedankenaustausch” mitgebracht. Es war speziell für das Festival konzipiert worden und behandelt das Thema Handysucht. Es erzählt von einer TikTokerin und zwei anderen Jugendlichen, die keine Welt außerhalb des Bildschirms sehen. „Wir anderen haben schlesische und deutsche Schriftsteller gespielt,” erzählt Chiara, die in die Rolle von Hauptmann schlüpfte. „Gemeinsam mit Janosch und Eichendorff haben wir den Jugendlichen gezeigt, dass die Welt viel mehr als nur das Handy ist.”
Neuer Erfahrungen und Erkenntnisse
Die Jugendlichen kamen mit vielen Eindrücken und neuen Freundschaften aus Kasachstan zurück. „Es war eine einzigartige Erfahrung, die unsere Perspektive erweitert hat”, berichtet Chiara. „Wir haben nicht nur unsere Theaterfähigkeiten verbessert, sondern auch viel über die deutsche Minderheit in Kasachstan und die kulturellen Unterschiede gelernt. Das Miteinander von Jugendlichen aus verschiedenen Ländern hat uns inspiriert und neue Freundschaften entstehen lassen.”
Die Jugendlichen und ihre Lehrerinnen sind sich einig: Die Reise nach Kasachstan und die Teilnahme am Theaterfestival haben ihre Leidenschaft für Theater und kulturelle Projekte weiter entfacht. Jetzt freuen sie sich darauf, ihre neuen Erkenntnisse und Erfahrungen in zukünftigen Projekten umzusetzen.
Andrea Polański