Wochenblatt – Gazeta Niemców w Rzeczypospolitej Polskiej

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Austausch und Vernetzung an der Donau

Ende März veranstaltete der Bereich Integration und Medien des in Stuttgart beheimateten Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) ein mehrtägiges Regionaltreffen für seine zu Organisationen deutscher Minderheiten in Polen, Tschechien und der Slowakei entsandten Kulturmanager und Redakteure. Auch die Vertreter ihrer jeweiligen Gastinstitutionen – darunter das „Wochenblatt.pl“ und der Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG) – nahmen an einigen Programmpunkten der Zusammenkunft in der slowakischen Hauptstadt Preßburg (Bratislava) teil.

„Uns ist es mit diesen Treffen wichtig, den länderübergreifenden Austausch und die länderübergreifende Vernetzung zu fördern – und zwar sowohl zwischen den Entsandten und den jeweiligen deutschen Minderheiten als auch zwischen den verschiedenen Gastinstitutionen“, erklärt Karoline Gil, die Leiterin des Bereichs Integration und Medien beim ifa. „Außerdem möchten wir mit unseren Kulturmanagern und Redakteuren eine Zwischenbilanz ihres bisherigen Entsendejahres ziehen und einen Ausblick auf die kommenden Monate wagen. Mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen, auf die es zu reagieren gilt, ist der Einsatz der Entsandten auch außerhalb der europäischen Hauptstädte nicht zu unterschätzen“, fügt sie hinzu.

Karoline Gil, Leiterin des Bereichs Integration und Medien beim ifa
Foto: Lucas Netter

Die Regionaltreffen des ifa-Entsendeprogramms finden jedes Jahr in einer anderen Stadt im östlichen Europa statt, eines haben sie aber immer gemeinsam: Vor Ort gibt es eine aktive deutsche Minderheit. Das gilt auch für Preßburg, wo der Karpatendeutsche Verein in der Slowakei (KDV) seinen Sitz hat. „Bratislava ist eine ausgesprochen spannende Stadt, gerade weil sie so nah an Österreich, Ungarn und Tschechien liegt. Diese Grenznähe macht sie zu einer wahren Brückenbauerstadt mitten in Europa – die noch dazu eine reiche und wechselvolle Geschichte zu bieten hat“, fasst Maximilian Rößler, ifa-Kulturmanager beim KDV, das Besondere an Preßburg zusammen.

Auch ein Besuch im Museum der Kultur der Karpatendeutschen stand auf dem Programm des ifa-Regionaltreffens.
Foto: Beate Tur

Menschen zusammenbringen

Das Programm der Zusammenkunft in der slowakischen Hauptstadt bestand dabei unter anderem aus verschiedenen Fortbildungen, Arbeitstreffen sowie Diskussionsrunden mit in Preßburg tätigen Organisationen, darunter das Goethe-Institut, die Friedrich-Ebert-Stiftung und die Konrad-Adenauer-Stiftung. Auch ein Empfang in der Residenz der Deutschen Botschaft wurde organisiert.

Im Garten der Residenz der Deutschen Botschaft in Preßburg
Foto: Luis Schönecker

Ein Höhepunkt war zudem eine abendliche Netzwerkveranstaltung, an der auch die eigens aus Stuttgart angereiste ifa-Generalsekretärin Gitte Zschoch teilnahm. In einem Saal des Kulturzentrums „Nová Cvernovka“ im Norden der Großstadt an der Donau verschaffte sie sich dabei einen Eindruck von der Projektarbeit der Kulturmanager und Redakteure in ihren jeweiligen Entsendeländern. Und sie lauschte einem Sofagespräch, das Urban Beckmann, der Abteilungsleiter Dialoge beim ifa, mit der VdG-Geschäftsführerin Joanna Hassa sowie mit Richard Neugebauer von der Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik und dem KDV-Vorsitzenden Ondrej Pöss über die deutschen Minderheiten in den Ländern Mittel- und Osteuropas führte.

Urban Beckmann (rechts) im Gespräch mit Richard Neugebauer (links), Joanna Hassa und Ondrej Pöss
Foto: Lucas Netter

Auch der Chefredakteur des „Wochenblatt.pl“, Rudolf Urban, war in Preßburg dabei – und nutzte den Rahmen der Abendveranstaltung für ein Interview mit der ifa-Generalsekretärin. Diese lobte das Engagement der deutschen Minderheiten: „Eine wirkliche Stärke der deutschen Minderheiten ist, dass sie Vernetzungsarbeit betreiben – und zwar über Ländergrenzen hinweg. Und das ist auch ein Kern unserer Tätigkeiten beim ifa: Menschen über Ländergrenzen hinaus zusammenzubringen. Mit unseren Projekten und Programmen unterstützen wir, dass zwischen den verschiedensten Gruppen Vertrauen und Verständnis entstehen. In unserer heutigen Welt, die von stärker werdenden kriegerischen Konflikten geprägt ist, ist dies zukunftsweisend und etwas, das wir noch verstärken müssen“, so die Generalsekretärin.

Gitte Zschoch stellt sich den Fragen von Rudolf Urban, Chefredakteur des „Wochenblatt.pl“
Foto: Lucas Netter

Sich den Herausforderungen stellen

Angesprochen auf die zukünftigen Herausforderungen für das ifa, hob Gitte Zschoch die kürzlich von Bundesaußenministerin Annalena Baerbock beziehungsweise dem Auswärtigen Amt formulierten Leitlinien für eine feministische Außenpolitik hervor: „Dieses Thema wird uns die nächsten Jahre beschäftigen – und deshalb werden wir uns genau ansehen, wie wir die feministische Außenpolitik mitgestalten können“, sagte sie.

Die Entsandten und die Vertreter der Gastinstitutionen während der Abendveranstaltung im Preßburger Kulturzentrum „Nová Cvernovka“
Foto: Lucas Netter

Auch die Vertreter der deutschen Minderheiten äußerten sich am Rande der Abendveranstaltung zu den Herausforderungen für ihre jeweiligen Organisationen. In ihren Statements wird deutlich, dass ebenjene deutschen Minderheiten – obwohl sie in verschiedenen Ländern zu Hause sind – ähnliche Themen (und Sorgen) umtreiben. So ist viel vom anstehenden Generationswechsel und der damit verbundenen Intensivierung der Jugendarbeit, von der Notwendigkeit einer weitergehenden Förderung der deutschen Sprache oder auch vom digitalen Wandel die Rede.

Ondrej Pöss (rechts) tauscht sich mit Urban Beckmann aus.
Foto: Lucas Netter

Lucjan Dzumla, der Geschäftsführer des Hauses der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit, betonte noch etwas anderes: „Für uns ist es die größte Herausforderung, mit unseren Themen – deutsche Minderheit und deutsch-polnische Beziehungen – in die Öffentlichkeit zu gelangen. Wir versuchen, mit unseren Projekten möglichst viele Menschen zu erreichen – live und in Präsenz, aber auch in den sozialen Medien.“

Auch dies ist wohl ein Aspekt, der alle deutschen Minderheiten von Europa bis Zentralasien derzeit beschäftigt.

Lucas Netter

Wir fragten die ifa-Generalsekretärin sowie einige Vertreter der deutschen Minderheiten aus Polen, Tschechien und der Slowakei nach den aktuell größten Herausforderungen für ihre jeweiligen Organisationen. Ihre Antworten können Sie sich in Videoform auf dem ifa-Portal „Mind_Netz“ ansehen.

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